Forschungsthemen
[BA] Konzeption und Generierung von Stakeholder-spezifischen Sichten auf Geschäftsprozesse
Die Kfz-Prüforganisationen in Deutschland haben im Oktober 2004 die FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH gegründet. Für die Fahrzeuguntersuchungen stellt die FSD fahrzeugindividuelle Prüfvorgaben, Prüfhinweise, Zusatzinformationen und Lageinformationen für die in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge bereit. Für die Durchführung dieser Fahrzeuguntersuchungen stellt die FSD ein Software-System zur Verfügung, das entweder direkt von den Sachverständigen und Prüfern genutzt wird, oder in die Produktionsanwendungen verschiedener Überwachungsinstitutionen integriert wird.
Das oben erwähnte Software-System (Vorgabeninformationssystem VIS) wird ausschließlich von Softwareentwicklern entworfen, die enthaltenen Fachlichkeiten werden aber von Fahrzeug-Fachexperten vorgegeben. Bei der Erstellung neuer Vorgaben bzw. der Änderung bestehender Vorgaben werden die umzusetzenden Funktionalitäten wasserfallartig in ein Anforderungsdokument geschrieben und dann von den Entwicklern in VIS implementiert. Hier sind allerdings oft nachträgliche Änderungen nötig, da die Spezifikationen von den Entwicklern nicht so verstanden werden, wie ursprünglich von den Fachexperten beabsichtigt. Das ist Folge der verschiedenen fachlichen Hintergründe dieser Personengruppen.
Seit ca. einem Jahr läuft innerhalb der FSD ein Projekt, welches ein Neudesign von VIS, den dazugehörigen internen Softwareanwendungen und interner Prozesse zum Ziel hat. Im Zuge dieses Projektes wird auch untersucht, ob bzw. wie der aktuelle Prozess für die Einbindung neuer Vorgaben in das VIS verbessert werden kann. Die Wünsche sind hier zum einen die Kommunikation zwischen Fachexperten und Softwareentwicklern zu vereinfachen, und zum anderen die stärkere Einbindung der Fachexperten in die Entwicklung von VIS. Dies hätte das Potenzial den Entwicklungsprozess beschleunigen und die Softwareentwickler zu entlasten.
In diesem Kontext wird gerade geprüft, inwieweit modellgetriebene Ansätze als mögliche Realisierung dieser Ziele geeignet sind. Dazu wird ein Modell in der \emph{Business Process Model and Notation~(BPMN)} erstellt, welches die Bezugsbremskraftprüfung (BBKP) abbilden soll. Im weiteren Verlauf des Projektes soll dieses Modell auf alle FSD-relevanten Teile der Kfz\--Haupt\-unter\-suchung erweitert und angewandt werden. Das Ziel ist es ein konsistentes Modell zu erhalten, welches alle Informationen für alle vom Vorgabenerstellungsprozess betroffenen Personen enthält. Ein solches Modell enthält dann jedoch eine große Menge an Aktivitäten und Events, die dazu führen, dass es als Ganzes unübersichtlich ist. Zudem sind verschiedene Stakeholder jeweils nur an einem Teil der Informationen des Modells interessiert. In dieser Arbeit soll daher untersucht werden, inwieweit Sichten auf dieses BPMN-Modell erstellt werden können.
Ziel der Arbeit ist die Konzeption und Generierung von Stakeholder-spezifischen Sichten auf Geschäftsprozesse am Beispiel von in BPMN modellierten Geschäftsprozessen der FSD. Hierbei ergeben sich folgende zu beantwortende Fragen:
- Anhand von einigen von der FSD gewählten Stakeholdern, welche Sichten mit welchen Elementen benötigen diese Stakeholder?
- Gibt es verwandte wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem Bereitstellen von Sichten für BPMN-Modelle beschäftigen? Wie ist in diesem Thema der Stand der Forschung?
- Wie können aus einem großen Modell dynamisch verschiedene Sichten generiert werden, sodass verschiedene Stakeholder nur die für sie relevanten Informationen erhalten?
- Welche Erweiterungen und Einschränkungen von Modellierungsstandards/-notationen sind für ein solches, verschiedene Sichten umfassendes, Modell notwendig und geeignet?
- Gibt es notwendige Informationen, die nicht direkt im BPMN oder als Sicht auf dieses darstellbar sind? Wie könnte man diese Informationen trotzdem in ein BPMN einbinden?
Anhand von einigen von der FSD gewählten Stakeholdern, welche Sichten mit welchen Elementen benötigen diese Stakeholder?
Betreuer: René Schöne