Geschichte der Kunstgeschichte, Teil II (19.-20. Jahrhundert)
Prof. Karge
Nachdem ich im Wintersemester 1999/2000 die Entwicklung der Kunstliteratur von den antiken Anfängen bis ins späte 18. Jahrhundert behandelt hatte, soll nun die Geschichte der modernen Kunstgeschichtsschreibung vom frühen 19. bis ins 20. Jahrhundert skizziert werden. Im Zentrum der Darstellung stehen die wichtigsten Texte, die in ihrem argumentativen Aufbau nachgezeichnet und entsprechend den behandelten Objekten illustriert werden. Aber auch die Persönlichkeiten der Kunsthistoriker sollen nicht zu kurz kommen, denn ohne die Kenntnis ihrer Biographien lassen sich die Schriften nicht in umfassender Weise verstehen und historisch einordnen. Streckenweise sind auch die Wechselwirkungen zur Kunstphilosophie und zu den Naturwissenschaften von großer Bedeutung, ebenso wie diejenigen zur jeweiligen aktuellen Kunstentwicklung.
Als einige wichtige Phasen der Kunstgeschichtsschreibung sind anzusehen: der »scientific turn« der Jahre um 1830, der die Entfaltung der Kunstgeschichte als neuer wissenschaftlicher Disziplin zur Folge hatte (Rumohr, Schnaase, Kugler, Caumont, Whewell, Willis); das Nebeneinander von positivistischer und literarischer Kunstgeschichte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (Morelli, Crowe/Cavalcaselle, Grimm, Justi); die große Generation von Kunsthistorikern der Zeit um 1900, in der die Disziplin zu einer führenden Geisteswissenschaft aufstieg (Riegl, Wölfflin, Schmarsow, Worringer, Dvorák, Warburg); die Entwicklungen der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhundert, die zum einen durch den Aufstieg nationalistischer Ideologien (Pinder), zum anderen durch die Entfaltung der stilkritischen (Vöge, Goldschmidt, Focillon) und der ikonologischen Methoden (Panofsky, Warburg-Schule) geprägt werden. Wichtige Positionen der Nachkriegszeit werden in den Werken Sedlmayrs, Badts, Meyer Schapiros, Kublers und Gombrichs erkennbar. Die jüngeren Entwicklungen des Fachs werden perspektivisch angedeutet.