Philosophische Fakultät | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Institut für Evangelische TheologieGeschlechtliche Identität im frühen ChristentumHerr Prof. Klinghardt Thema der Vorlesung ist die Kernfrage der »Gender Studies« nach der kulturellen, sozialen und religiösen Konstruktion der Geschlechter und der Wahrnehmung der Geschlechterdifferenz: Wie haben die frühesten Christen ihre eigene Geschlechtlichkeit wahrgenommen? Welchen Einfluss hatten ihre religiösen Überzeugungen auf ihr Sexualleben, auf ihre sozialen Rollen? Und umgekehrt: Was sagen die frühchristlichen Regelungen zu Sexualität, Kinderkriegen, Ehe, Scheidung, Sexualaskese usw. eigentlich über die frühchristliche Religion aus? In keinem anderen Bereich hat das frühe Christentum die abendländisch- europäische Kultur tiefer und nachhaltiger geprägt als in der religiös-kulturellen Bestimmung der Geschlechteridentität. Zugleich ist die frühchristliche Sexualmoral vermutlich derjenige Aspekt des Christentums, der die harschesten und die am wenigsten durch Kenntnisse fundierten Urteile auf sich zieht: Wenn es um Fragen der Sexualität und Geschlechteridentität geht, sind alle Experten. Das ist Grund genug, genau hinzusehen. Die Vorlesung fragt einerseits nach den konzeptionellen Grundlagen, die das frühe Christentum hier entwickelt hat (»Natur« des Menschen; Schöpfung, Sexualität und Sünde; Protologie und Eschatologie), andererseits nach den sozialen Konkretionen: Wie haben Geschlechterrollen im frühen Christentum ganz konkret ausgesehen (Apostel und Apostolinnen; Sexualität, Ehe und Sexualaskese; Haustafelethik; Witwen; Prophetinnen)? Die Darstellung ist historisch orientiert und geht von den neutestamentlichen und frühchristlichen Texten aus, die in der Vorlesung besprochen werden, darunter natürlich vor allem diejenigen, die in der Rezeptionsgeschichte gewirkt haben und Schwierigkeiten bereiten (»Das Weib schweige in der Gemeinde«, nt.liche Haustafeln). |
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Kirchengeschichte Deutschlands im 20. JahrhundertHerr PD Dr. Matthias Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Geschichte des Protestantismus und römischen Katholizismus in Deutschland im 20. Jahrhundert. Als Schwerpunkte sind geplant: Protestantismus und Katholizismus um 1900 Revolution und Weimarer Reichsverfassung. Die Entstehung selbständiger Landeskirchen Die theologische Wissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Die Kirchen im 3. Reich Die Kirchen in der BRD Die Kirchen in der DDR Das Zweite Vatikanum Die deutschen Kirchen in der Ökumene Die theologische Wissenschaft in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts Protestantismus und Katholizismus am Ende des 20. Jahrhunderts. Literatur zur Einführung:
GERHARD BESIER: Kirche, Politik und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Enzyklopädie deutscher Geschichte, 56), München 2000. |
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Religiöse Entwicklung des MenschenHerr Prof. Biewald Die Vorlesung verfolgt das Ziel, Einsichten über die Entwicklung von »Religiosität« oder »Glaube« zu gewinnen. Dabei werden entwicklungspsychologische Deutungsmodelle diskutiert, die der Frage nachgehen, ob und wie Religiosität entsteht und von welchen Erziehungsfaktoren sie abhängt. Die religionspädagogischen Stufenmodelle werden einer kritischen Prüfung unterzogen und mit neueren empirischen Untersuchungen zur Kinder- und Jugendreligiosität verglichen. Desweiteren wird die Verwendung der Stufentheorien in der religionspädagogischen Praxis (Grundschule bis Erwachsenenbildung) kritisch beleuchtet und es werden deren Chancen und Grenzen diskutiert. Schließlich soll anhand von Beispielen (biblische Wundergeschichten, Gottesfrage, ethische Urteilsfähigkeit) die Anwendungsfähigkeit von Theorien der religiösen Entwicklung in der Praxis von Unterricht und Erwachsenenbildung demonstriert werden. In die Vorlesung werden Übungsteile integriert. |
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Institut für GeschichteDer Kalte Krieg 1945 bis 1990Herr Prof. Pommerin Dreizehn Jahre nach der Wiedervereinigung der beiden Teile Deutschlands scheint der »Kalte Krieg« bereits lange zurückzuliegen, zumal der heutige Geschichtsstudent ihn schon nicht mehr in eigener zeitgeschichtlicher Erinnerung hat. Dennoch hat die Zeit zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Jahr 1990 das Aussehen nicht nur Deutschlands sondern der Welt entscheidend geprägt. Im Zentrum der Betrachtung stehen vor allem die Krisen und Kriege, die das politische Geschehen des »Kalten Krieges« bestimmten. |
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Didaktik der ZeitgeschichteHerr Prof. Voit Zeitgeschichte als historia sui temporis meint die Geschichte der eigenen Zeit, die »Geschichte der Mitlebenden und ihre wissenschaftliche Behandlung« (Rothfels). Unmittelbar erlebte oder von Zeitgenossen referiert Geschichte erregt in hohem Maße Betroffenheit und prägt um vieles stärker als die Geschichte früherer Epochen das historisch-politische Bewusstsein des einzelnen und der Gesellschaft. Der Umgang mit Zeitgeschichte im Geschichtsunterricht bedarf besonderer didaktischer Überlegungen. Es kommt vor allem darauf an, die »Primärerfahrungen« der Mitlebenden so zu vermitteln, dass daraus für die Lernenden bedeutsame »Sekundärerfahrungen« werden. Schwerpunkte der Veranstaltung: Epochenbegriff, Forschungsfelder, Quellen, Bildungsbedeutsamkeit und Vermittlungsprobleme der Zeitgeschichte. |
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Die griechische und die römische Religion: Antike Weltbilder im VergleichHerr PD Dr. Linke Die Deutung der Welt, die Einordung der eigenen Position darin, die Überwindung von Ängsten und das Schöpfen von Hoffnung durch die Gewissheit, unter dem Schutz einer höheren Macht zu stehen, dies alles sind wesentliche Funktionen, die die Religion für die Menschen erfüllt. Doch ziehen die Religionen ihre Überzeugungskraft zumeist nicht aus einer individuellen Inspiration, sondern aus der gemeinschaftlichen Interpretation der Welt und aus der kollektiven Durchführung sakraler Rituale. Auf diese Weise haben die Religionen nicht nur eine spirituelle Bedeutung für die Seinsfragen des Individuums, sondern sie haben auch und in der Antike vor allem eine enorme Bedeutung für das gemeinschaftliche Zusammenleben der Menschen, das für die antiken Völker ohne die religiöse Basis nicht denkbar war. In der Vorlesung soll das komplexe Zusammenwirken zwischen individueller Religiosität und kollektiver Orientierung näher beleuchtet werden, indem die Strukturen des religiösen Lebens in Griechenland und Rom dargestellt werden. Ein wichtiger Schwerpunkt der Vorlesung liegt dabei auf der Verdeutlichung der fundamentalen Unterschiede, die die griechische und die römische Religion bei allen Gemeinsamkeiten kennzeichnen. Auf diese Weise soll es möglich werden, neben einem vertieften Einblick in die antiken Religionen auch ein schärferes Bewusstsein für die Differenzen der gesellschaftlichen Entwicklungen in den beiden Kulturen zu erhalten. |
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Fürst und Adel in Kursachsen zwischen Spätmittelalter und Früher NeuzeitFrau PD Dr. Schattkowsky Die Vorlesung beschäftigt sich mit den vielseitigen Wechselbeziehungen zwischen kur- sächsischem Adel und Landesherrn vor dem Hintergrund des entstehenden frühmodernen Territoralstaates in der Umbruchszeit vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit. Es werden Zusammenhänge verdeutlicht, die sowohl beim Eindringen des frühneuzeitlichen Fürstenstaates in den lokalen adligen Herrschaftsbereich (Grund- und Gerichtsherrschaft) hervor treten als auch bei der Partizipation des kursächsischen Adels in der landesherrlichen Verwaltung, am Fürstenhof sowie in den ständischen Gremien. Inwiefern sich beim sächsischen Adel auf der Suche nach Sicherung von Herrschaftsfunktionen (etwa durch Amtsträgerschaft, Verrechtlichung, höfische Orientierung, Kreditbeziehungen) ein im Vergleich zu anderen Territorien besonders enger Konnex zum Fürsten herausbildete, wird ebenso thematisiert, wie die Auswirkungen der Reformation oder die Konsequenzen im Hinblick auf eine »Verhöflichung« adliger Verhaltensnormen und sich wandelnde Bildungsideale. Berücksichtigung findet schließlich der spezifische Weg Kursachsens in das so genannte »absolutistische Zeitalter«. Hier wird der vieldiskutierten Frage nachzugehen sein, ob Sachsen zu jenen Territorialstaaten gehörte, die, nicht zuletzt aufgrund des hohen Grades an Staatlichkeit und Urbanisierung sowie fortgeschrittener Gewerbeentwicklung, einen Absolutismus nicht nötig hatten. |
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Krieg im MittelalterHerr Prof. Melville Es ist beabsichtigt, den Krieg als ein kulturgeschichtliches Phänomen zu behandeln, das zwar eine Grundkonstante menschlicher Geschichte darstellt, im Mittelalter aber ganz spezifische Formen der Legitimation, der gesellschaftlichen Verankerung und der Strategie angenommen hatte. Die kämpferischen Auseinandersetzungen reichten von der Fehde bis zu großen Feldzügen (Kreuzzüge, Italienzüge usw.) und langjährigen Kriegen (100-jähriger Krieg usw.). Sie trugen zur Entwicklung der Technik bei, sie waren von eminenter wirtschaftlicher und politischer Bedeutung, besaßen aber auch eine hohe Symbolizität für gesellschaftlichen Rang und für soziale Werte (Ehre, Ruhm). Kriege vor allem Niederlagen mussten verarbeitet werden, über sie wurde geschrieben, sie wurden zu Zeichen von Identitäten der Völker, der Dynastien, der Städte und waren eine Geisel der Menschheit. |
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Rom nach Maastricht Die westeuropäische Integration (1957 bis 1992)Herr PD Dr. Fäßler |
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Teilung und Einheit. Deutsche Geschichte 1974 bis 1990Herr PD Dr. Marcowitz Die Vorlesung behandelt die jüngste deutsche Zeitgeschichte. Das ist methodisch ebenso reizvoll wie riskant: In der großen zeitlichen Nähe zum historischen Geschehen liegt zum einen die besondere Relevanz der Analyse für das Verständnis der eigenen Gegenwart, zum anderen birgt sie die Gefahr eigener Befangenheit und daraus resultierender voreiliger Schlüsse und einseitiger Wertungen. Gleichwohl erlaubt die rege Forschung insbesondere zur Geschichte der DDR bereits jetzt zumindest eine kritische (Zwischen-)Bilanz des Zeitraums von der »Normalisierung« der deutsch-deutschen Beziehungen durch den Grundlagenvertrag bis zur staatlichen Vereinigung Deutschlands. Es werden sowohl die wichtigsten Ereignisse im fraglichen Zeitraum als auch die unterschiedlichen Strukturen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der beiden deutschen (Teil-)Staaten untersucht. Ein besonderes Interesse gilt der Ambivalenz von gegenseitiger Verflechtung einerseits und lebensweltlicher Entfremdung andererseits. |
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Zwischen Weltmacht und Niedergang: Russlands Stärken und Schwächen von Katharina II. bis GorbatschowHerr Prof. Schlarp Diese Vorlesung knüpft an die frühere Darstellung der Grundlagen der russischen Macht an und verfolgt die Entwicklung des russischen Großreiches und seiner imperialen Expansionspolitik seit dem Eintritt Russlands in das europäische Mächtekonzert im 18. Jahr hundert bis zur Zerstörung der imperialen Architektur auch des Nachfolgereiches 1989/91. Es geht also um das Russländische und das Sowjetische Imperium, ihren grandiosen Aufstieg und ihr Scheitern in Krieg und Frieden. Dabei werden vor allem die Außen- und Kriegspolitik zwischen Abwehr und Expansion, das Verhältnis von Russen und Nichtrussen im Vielvölkerreich, die Diskrepanz zwischen starkem Staat und passiver Gesellschaft sowie die Probleme der Modernisierung einer rückständigen Wirtschaft und einer autokratischen Herrschaft berücksichtigt. Der starke interventionistische Staat vollbrachte zwar große Aufbauleistungen und garantierte den Zusammenhalt des Reiches, die herrschaftsabhängige Gesellschaft verhinderte aber die Herausbildung einer modernen national staatlich organisierten und demokratisch verfassten Industriegesellschaft. Dies wird nach den Höhen und Tiefen der russischen Geschichte die Aufgabe der Zukunft sein. |
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Institut für Katholische TheologieEinführung in das Alte TestamentHerr Prof. Schmeller In dieser Überblicksvorlesung werden historische, literarische und theologische Inhalte vermittelt, die den wissenschaftlichen Erstzugang zum AT erleichtert. Zur Sprache kommen Themen wie: Aufbau und Entstehung des AT; Geschichte Israels im Überblick; literarische Formen (z.B. Gesetz, Prophetie, Psalmen) und Komplexe (z.B. Pentateuch, deuteronomistisches Geschichtswerk), ausgewählte theologische Themen des AT (z.B. Schöpfung, Erwählung). |
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Geschichte der katholischen Kirche in Sachsen in nachreformatorischer ZeitHerr Dr. Seifert In der Reformationszeit ist in Sachsen die katholische Kirche untergegangen. Nur in der bis 1635 zu Böhmen gehörenden Ober- und Niederlausitz blieb ein Rest des alten Bistum Meißen erhalten, der von 1560 bis 1921 als Apostolische Administratur des Bistums Meißen in der Lausitz verwaltet wurde. Im 17. Jahrhundert finden sich wieder Katholiken in Sachsen, Ausländer, die künstlerische und andere Berufe ausüben. Durch die Konversion August des Starken 1697 entstehen katholische Gemeinden in Dresden, Leipzig und Hubertusburg, die seit 1708 als Apostolische Präfektur und seit 1743 als Apostolisches Vikariat verwaltet werden. Die industrielle Entwicklung Sachsens im 19. Jahrundert führt zahlreiche Katholiken in das Land, neue Gemeinden entstehen. 1921 wird das Bistum Meißen mit dem Sitz in Bautzen wiedererrichtet, seit 1980 Bistum Dresden-Meißen mit Sitz in Dresden. Mit Untergang und Wiederentstehung katholischen Lebens in Sachsen von der Reformation bis zur Gegenwart will die Lehrveranstaltung bekannt machen. Für die Ausstellung des Leistungsnachweises ist eine schriftliche Hausarbeit anzufertigen. |
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Interkulturelles LernenFrau Prof. Scheidler Interkulturelle Kompetenz gehört heute nicht nur in pädagogischen Handlungsfeldern zu den beruflichen Schlüsselqualifikationen. Die Vorlesung erörtert Probleme und Chancen der Interaktion zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung. Es geht um Akkulturationsprozesse, um Fremdenangst, Vorurteile und interkulturelle Konflikte, um kulturspezifische Wertvorstellungen, Verhaltensweisen und Glaubensverständnisse. Auf diesem Hintergrund werden pädagogische und religionspädagogische Kriterien für interkulturelles Lernen in der Schule entwickelt speziell im Blick auf die Fächer Ethik und Religion. Neben den Intentionen interkulturellen Lernens werden Organisationsformen, Methoden und Medien für Lernprozesse in interkultureller Perspektive diskutiert. |
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Mystik und Ratio Zwei Wege theologischer Erkenntnis?Herr Prof. Franz Mystik und Ratio werden im Allgemeinen als Alternativen bzw. sogar Gegensätze verstanden. War für längere Zeit, nämlich seit der Aufklärung, die Mystik innerhalb der Theologie dem Verdacht ausgesetzt, nichts als unbegründete, ja gefährliche Schwärmerei zu sein, so entdeckt die Theologie heute neu die positive Bedeutung des Mystischen und das Defizitäre rein rationalistischen Denkens. Forschungen zur Geschichte der Mystik, v.a. des Mittelalters, zeigen, dass der Glaube auf keine der beiden Dimensionen verzichten kann, die freilich auch nicht unkritisch vermischt werden dürfen. Die Vorlesung ist ein Angebot an Glaubende wie Nichtglaubende, der nicht zuletzt im postmodern-neoreligiösen Kontext viel bemühten Dimension des Mystischen mit kritischer Offenheit nachzuspüren. |
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Pneumatologie und Gnadenlehre oder Das Potential des Glaubens gegen Geistvergessenheit und GnadenlosigkeitHerr Prof. Franz Nur auf den ersten, vordergründigen Blick erscheinen die »Pneumatologie«, also die Lehre vom Heiligen Geist, und die Gnadenlehre als eher exotische und überholte Randgebiete der Theologie. Der Sache nach geht es um die grundlegende Frage des christlichen Gottes- und Menschenbildes, die hier auf das Problem der Erlösungsbedürftigkeit und -fähigkeit des Menschen zugespitzt wird. Damit stehen nicht nur innerkirchlich aktuelle Fragen zur Diskussion, wie etwa die neu aufgeflammte Debatte um ein ökumenisch vertretbares Verständnis der Rechtfertigungslehre deutlich zeigt, vielmehr ist der Ort und die Bedeutung, nicht zuletzt das kritische Potential des Glaubens gegenüber manchen gnadenlosen Entwicklungen und Tendenzen der Gegenwart angefragt. |
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Stille und StilleübungenFrau Prof. Scheidler Der moderne Alltag wird von vielen Menschen hektisch und laut erlebt. Stille ist ein knappes Gut geworden und wird gesucht. Angesichts des täglichen Lärms in Schulen sehnen sich auch Lehrer/innen und Schüler/innen nach stillen Zeiten. Stilleübungen ermöglichen das Betreten »innerer Räume« und das Gespräch darüber. In der Schule ermöglicht Stille innere Erfahrungen zu machen, wahrzunehmen und zu reflektieren. Durch Stilleübungen werden Kindern und Jugendlichen alternative Zugänge zu Unterrichtsthemen und speziell zu religiösen Fragen eröffnet. Stille und Stilleübungen können Schule verändern und die Qualität der dort verbrachten Lern- und Lebenszeit steigern. Im Seminar werden Möglichkeiten und Grenzen religions-pädagogischen Arbeitens mit Stilleübungen theoretisch und praktisch erkundet. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Studierende begrenzt. Anmeldung durch Eintragung in die Liste bei Frau Blümel im Sekretariat, Weberplatz 5, Raum 10 Termine:
Vorbesprechung: Mo, 14.04.2003 - 18.30 Uhr / Weberplatz 5, Raum 8a |
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Institut für KommunikationswissenschaftPolitische KommunikationHerr Prof. Donsbach Die Vorlesung gibt einen Überblick über Inhalte, Nutzung und Wirkungen der politischen Kommunikation. Sie beginnt mit einer Darstellung der Rolle und Funktionen von Medien im politischen System, aus der Erwartungen an die Medieninhalte, die Mediennutzung der Rezipienten und Wissen und Einstellungen der Bürger abgeleitet werden. Auf dieser Basis werden wir uns mit empirischen Ergebnissen über Einzelphänomene der politischen Kommunikation befassen, Berufsmotive von Journalisten, Inhalte der medialen politischen Kommunikation, deren Nutzung durch die Bürger und deren Wirkungen. So weit dies die empirische Forschung ermöglicht, werden bei diesen Bereichen Veränderungen in den letzten Jahrzehnten nachgezeichnet. Ein Schwerpunkt wird auf der Wahlkommunikation liegen, wobei unter anderem neuere Ergebnisse aus der Bundestagwahl 2002berichtet werden. Ebenso werden die Rolle der politischen Demoskopie, von so genannten Fernsehduellen und Talkshows näher analysiert. |
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Institut für Kunst- und MusikwissenschaftHauptwerke der Kunstgeschichte, Teil IV (Mitte 18. bis Ende 19. Jahrhundert)Herr Prof. Karge In dieser Überblicksvorlesung werden wesentliche Entwicklungen der Künste in den Umbrüchen zur modernen Welt anhand von Hauptwerken dargestellt. Es war eine Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen, bedingt durch die Revolutionen von 1789, 1830 und 1848 und durch die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, die eine umfassen de Beschleunigung der Lebenserfahrung mit sich brachte (z.B. durch die Eisenbahn). Vorgestellt werden Hauptwerke der Malerei, Skulptur und Architektur aus allen großen europäischen Ländern, so etwa in der Malerei vom beginnenden Klassizismus im Umfeld Winckelmanns über die französische Malerei von David bis Delacroix, die Ausnahmegestalt Goya in Spanien, die Malerei der deutschen Romantik (Runge, Friedrich) und die verschiedenen Spielarten des Historismus (Düsseldorfer Schule) und Realismus (Constable, Courbet, Menzel) bis hin zum französischen Impressionismus (Manet, Monet, Degas). In der Architektur kommen neben dem Klassizismus die Richtungen der Neugotik und Neorenaissance zur Sprache; daneben werden die für das 19. Jahrhundert typische Auffächerung der Bauaufgaben und die Hinwendung zu neuen technischen Konstruktionen aus Eisen und Glas dargestellt. Die Werke Schinkels, Sempers, Pugins und Viollet-le-Ducs werden näher beleuchtet, die Bauten Hortas und Gaud¡s markieren zum Abschluss die Genese des Jugendstils. |
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Musikgeschichte im Überblick, Teil IV (Musik des 20. Jahrhunderts)Herr Ullmann Obwohl in den letzten Jahren und Jahrzehnten einige Werke der 1. Hälfte unseres Jahrhunderts zögernd den Weg auf die Konzertpodien gefunden haben, gilt die Musik des ausgehenden 20. Jahrhunderts noch immer als Sonderfall, als für Musiker wie Hörer schwer zugänglicher Teil westeuropäischer Musiktradition. Es scheint weithin das Vorurteil wirksam, dass der Teil der Musik unseres Jahrhunderts, der merkwürdig genug noch immer »Neue Musik« genannt wird, einen Irrweg der Entwicklung musikalischen Denkens darstellt. Da ein solches Vorurteil sich häufig genug aus nur geringer Kenntnis der Vielfalt der Musik unseres Jahrhunderts herleitet, soll diese Vorlesung zunächst einen Überblick über die wichtigsten Werke und Autoren des 20. Jahrhunderts geben. Sie soll anhand der Analyse der unübersehbaren Probleme fürs kompositorische Denken vor 100 Jahren nicht nur die Kontinuität dieses Denkens erweisen, sondern auch zeigen, auf welch unter schiedliche Weise diese Probleme das Denken in und über Musik in unserem Jahrhundert immer wieder neu und überraschend herausgefordert haben. Es kann dabei nicht aus bleiben, die durch die politische und soziale Geschichte unseres Jahrhunderts veränderten und gewachsenen Aufgaben kompositorischen Denkens hinreichend zu würdigen. |
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RembrandtHerr Prof. Müller Gemeinsam mit Jan Vermeer gehört Rembrandt zu den Ausnahmegestalten des Goldenen Zeitalters der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts (1606-1669). Sowohl exemplarische Werke seines uvres vorzustellen als auch die Rembrandtrezeption in Malerei und im Film des 20. Jahrhunderts zu beleuchten, ist das Ziel der Vorlesung. Zugleich versteht sich die Veranstaltung als eine Einführung in die Genremalerei, die vor allem durch Rembrandts Schüler vorgestellt werden soll. Schließlich soll uns die holländische Emblematik beschäftigen, die seit jeher im Rahmen ikonologischer Deutungsversuche eine Rolle gespielt hat. |
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Von 1945 bis heute Malerei und andere Kunstgattungen in der Bundesrepublik DeutschlandHerr PD Dr. Lupfer Die Documenta XI konnte (genauso wie ihre Vorgängerin) den Eindruck erwecken, Malerei sei eine geradezu anachronistische Kunstgattung, den Problemen und Ideen des 21. Jahrhunderts nicht mehr angemessen. Diese Fragestellung soll Ausgangspunkt der Vorlesung sein, die sich dann aber mit der historischen Entwicklung der Malerei in der Bundesrepublik Deutschland seit dem Ende des 2. Weltkrieges auseinandersetzen wird. Nach der anfänglichen Dominanz abstrakter Malerei ist dabei seit den 1960-er Jahren ein Wieder erstarken der figurativen Kunst (z. B. eines Baselitz, Lüpertz, Kiefer, Richter, Immendorff oder Penck) zu beobachten, der auch der Schwerpunkt unserer Aufmerksamkeit gelten soll. Von der einleitenden Fragestellung ausgehend wird immer wieder das Verhältnis der Malerei zu anderen Kunstgattungen von der Plastik bis zur Video-Installation zu untersuchen sein. Die Beschränkung auf die bundesrepublikanische Kunst wurde zwar aus systematischen Gründen vorgenommen, doch werden gerade die vielfältigen Beziehungen und Bezüge zur Kunst in der DDR laufend zu reflektieren sein. Am Ende des Semesters könnte dann der Versuch einer Antwort auf die aktuelle Bedeutung der Malerei in Deutschland (und darüber hinaus) stehen. |
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Institut für PhilosophieEinführung in die BioethikHerr Prof. Irrgang Vertiefend zur Vorlesung »Einführung in die Bioethik« werden parallel zur Vorlesung einige zentrale Probleme diskutiert. |
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Einführung in die BioethikHerrn Prof. Irrgang Bioethik umfasst die Bereiche Umweltethik, Tierschutzethik und medizinische Ethik. In dieser Diskussionsvorlesung wird in die einzelnen Bereiche knapp eingeführt und auf die besondere Problematik hingewiesen, die durch gentechnische Methoden im Bereich der Life Sciences entstehen könnten.Literatur: |
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Einführung in die WissenschaftstheorieHerr Prof. Wansing Die Vorlesung bietet eine elementare Einführung in die Wissenschaftstheorie. Im Zentrum des Interesses steht der Begriff der Erklärung, zu dessen Explikation auch der Begriff des Naturgesetzes behandelt werden wird. Ein weiteres wichtiges Konzept ist der Begriff der wissenschaftlichen Theorie. |
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Einführung in die medizinische EthikHerr Prof. Irrgang Die Diskussionsvorlesung führt in Fragen der medizinischen Ethik als einem Teilgebiet der angewandten Ethik ein. Nach der Analyse medizinethischer Prinzipien wie Paternalismus, Patientenautonomie, »informed consent«, Entscheidungskompetenz und Entscheiden für andere werden Grenzfälle ärztlichen Handelns im Zusammenhang mit der Verwissenschaftlichung und Technologisierung der Medizin diskutiert. Es geht um Krankheitsbegriffe, Krisenintervention und Intensivmedizin, Gehirntod, Organspende und Organtransplantation, um die Problematik psychischer Erkrankung (Normalität und Behandlungsbedürftigkeit; Zwangsbehandlung, Selbst- und Fremdgefährdung), um unheilbare Krankheiten (Krebs patienten und die AIDS-Problematik), um chronische Erkrankung und Fragen aktiver und passiver Euthanasie, um Abtreibung, Insemination, In-vitro-Fertilisation, Embryonentransfer und Ersatzmutter-Verfahren im Rahmen der Fortpflanzungsmedizin, um Humanexperimente bzw. Heilversuche, um Embryonenforschung und Präimplantationsdiagnostik bzw. Klonen, um Genomanalyse, pränatale Diagnose und humangenetische Beratung sowie um Techno logisierung und Kostenexplosion im Gesundheitswesen (Bezahlbarkeit und Entsolidarisierung). Literatur: |
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Einführung in die mystischen Traditionen der WeltreligionenFrau Prof. Gerl-Falkovitz Die fünf großen Weltreligionen haben unterschiedliche mystische Zugänge zu einer Form der Erfahrung erarbeitet oder bildlich ausgedrückt, die sowohl höchst unterschiedlich sind als auch wiederum grundlegende Übereinstimmungen aufweisen. Polydeistische Naturmystiken, die buddhistische Mystik des Nichts, die monotheistischen Mystiken eines personalen Gottes differenzieren sich in Weg und Ziel: Soll eine Einswerdung mit dem Kosmos, mit dem eigenen Selbst bzw. dem Nichts des Ich oder auch mit Gott am Ende der mystischen Bewegung stehen? Schon aus dieser Fragestellung ist die große Komplexität der notwendigen Untersuchung zu ersehen. Gleichermaßen muss nach dem Geltungsanspruch solcher Erfahrungen gefragt werden: Können sie überhaupt aus dem subjektiven Raum in eine gewisse Intersubjektivität übertragen werden? Die Vorlesung greift auf wichtige Texte und Autoren der großen Traditionen zurück. Dabei werden gleichermaßen das Verständnis der Natur, des Menschen und des schöpferischen Ursprungs thematisiert werden müssen. Literatur: E. Bock, Meine Augen haben dich geschaut. Mystik in den Religionen der Welt, Zürich 1991; Ruhbach/Sudbrack, Große Mystiker. Leben und Wirken, München 1984; K. Ruh, Geschichte der abendländischen Mystik, 1998ff. |
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Geschichte der antiken PhilosophieHerr Prof. Wöhler Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Geschichte der griechisch-römischen antiken Philosophie. Es wird den historischen Wurzeln des Philosophierens in Europa, dem Verlauf der ersten großen geistigen Revolution durch die Herausbildung einer wissenschaftlich betriebenen Philosophie und dem Wechselverhältnis zwischen Philosophie und der all gemeinen kulturellen Entwicklung nachgegangen. Der umrissene Zeitraum erstreckt sich zwischen dem 6.Jh.v.u.Z. und dem 4.Jh.u.Z.. |
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Grundbegriffe der PhilosophieHerr Prof. Rentsch Was ist eine Welt? Was ist der Mensch? Was ist Freiheit, was das Gute, was Gerechtigkeit? Die Vorlesung wird diese und weitere Grundfragen z.B. die nach dem Bösen und dem Glück, nach Gott und dem Sinn des Lebens begriffsgeschichtlich und systematisch behandeln. Sie bietet somit einen Einstieg in die Reflexion auf unverzichtbare Grund begriffe menschlicher Orientierung und Praxis, die das Zentrum der Philosophie bilden. Zu der Vorlesung wird ein Tutorium angeboten. |
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Institut für PolitikwissenschaftDas politische System der BRDHerr Prof. Patzelt In dieser Vorlesung wird systematisch das politische System der Bundesrepublik Deutschland vorgestellt: von seinen geschichtlichen, sozioökonomischen und normativen Grundlagen über die zentralen politischen Institutionen bis hin zu Parteien und Verbänden sowie politischer Kultur und Massenkommunikation. |
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DemokratieHerr Prof. Vorländer Was ist eine Demokratie? Welche Institutionen benötigt eine Demokratie? Welche Voraussetzungen und Bedingungen sind notwendig, damit eine Demokratie funktionsfähig und stabil bleibt? Die Vorlesung zeigt die Entstehung der Demokratie bei den Griechen auf, diskutiert die Transformation zur modernen, repräsentativen Demokratie und fragt nach den Chancen im 21. Jahrhundert. |
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Einführung in das Studium der internationalen PolitikFrau Prof. Medick-Krakau Die Vorlesung bildet zusammen mit dem gleichnamigen Proseminar den obligatorischen Einführungskurs »Einführung in das Studium der internationalen Politik«. In der Vorlesung sollen Studierende in spezifische Fragestellungen, analytische Konzepte und theoretische Ansätze der politikwissenschaftlichen Teildisziplin Internationale Beziehungen eingeführt werden. Dies geschieht im Wechsel zwischen gegenstandsbezogenen Abschnitten und theoriebezogenen Erörterungen. Einen inhaltlichen Schwerpunkt dieser Vorlesung bildet die Bundesrepublik Deutschland in ihrer internationalen Umwelt. Grundlegende Literatur: Eine ausführliche Gliederung mit weiterführenden Literaturhinweisen liegt zu Beginn des Semesters im Sekretariat bereit und ist im Internet zugänglich |
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Institut für SoziologieAusgewählte Probleme der KunstsoziologieHerr Prof. Rehberg, Herr Dr. Fischer In der bildenden Kunst setzen sich Gesellschaften je faszinierend, streitend, reflexiv und kontrolliert ins Bild. Die Produktion und Distribution dieser aufwendigen ästhetischen Selbstthematisierung ereignet sich in Netzwerken der Auftragskunst und des Kunstmarktes, der Kunstszenen, Kunstvereine und der Kunstkritik. Zur Sprache kommen sollen Klassiker und neuere Ansätze einer Soziologie der Kunst, bildsoziologische Interpretationen von Einzelwerken, die Sozialfigur des Künstlers, die Entwicklung des Kunstmarktes, Ausdifferenzierungen von Bildgattungen, der diskursive und institutionelle Streit über die moderne Kunst im 20. Jahrhundert, eingeschlossen Bilderfindungen der »DDR-Kunst«. Im Hintergrund steht das Interesse, inwiefern sich dem soziologischen Distanzblick an der bildenden Kunst und durch sie hindurch »Gesellschaftliches« erschließt. |
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Die Thesen vom demokratischen FriedenHerr Prof. Zimmermann Ausgehend von Kants Lehre vom »Ewigen Frieden« (1795), sollen theoretische Begründungen und empirische Befunde zum demokratischen Frieden behandelt werden. Kernbefund dabei ist der Umstand, daß Demokratien untereinander nicht Krieg führen. Gleichzeitig können Demokratien aber sehr wehrhaft in internationalen Konflikten sein.Die Studierenden sollen mit neueren theoretischen Entwicklungen in diesem Forschungsfeld bekannt gemacht werden, das im weiteren Sinne der Konfliktsoziologie, im engeren dem Neo-Institutionalismus in der internationalen Politik zuzuordnen ist. |
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Politische Soziologie IHerr Prof. Zimmermann Die Vorlesung ist Teil eines Zyklus‘. Behandelt werden sollen u.a. die empirische Demokratietheorie und neuere Entwicklungen der Policy-Forschung. |
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Professur für Technikphilosophie und Max-Planck-Institut für Physik komplexer SystemeAspekte der Zeit IIIHerr Prof. Klose, Herr Dr. Morawetz u.a. Gemeinsame Ringvorlesung des Kathedralforums, des Max-Planck Instituts für Physik komplexer Systeme und des Lehrstuhls für Technikphilosophie der TU Dresden »Was ist Zeit? Wenn mich niemand fragt, so weiß ich es; will ich es aber jemandem auf seine Frage hin erklären, so weiß ich es nicht.« Diese berühmten Zeilen Augustinus', des Theologen und Kirchenvaters im 3. Jahrhundert, haben auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Aktualität verloren. Dank immer genauerer und global leicht verfügbarer Uhren im Zeitalter der Satellitenkommunikation erscheint uns die Zeit objektiver und absoluter denn je. Demgegenüber macht das Modewort der Entschleunigung auf eine andere Qualität der Zeit aufmerksam: Unsere subjektive Wahrnehmung, dass die Zeit mit der zunehmend dichteren Abfolge von Ereignissen immer schneller abläuft und daher unser Leben der Entschleunigung bedarf. Hierbei scheint auch die zeitliche Qualität der Dauer auf, die über die Definition als Intervall zwischen zwei Zeitpunkten hinausgeht. Schließlich kennen wir noch einen dritten Aspekt der Zeit, der uns unausgesprochen ständig begleitet im Wissen um unsere eigene Sterblichkeit: Vergänglichkeit. Die skizzierten Aspekte der Zeit werden in verschiedenen Zweigen der Natur- und Geisteswissenschaft thematisiert. Deutet sich hierbei ein einheitlicher Zeitbegriff an, oder handelt es sich um divergierende Tendenzen sich spezialisierender Wissenschaften? Wie geht die Wissenschaft heute mit den auf tretenden Paradoxien um, etwa mit der Frage nach der Vergänglichkeit der Zeit und damit ihrem Anfang und Ende? Die Vorlesungsreihe ist als Ringvorlesung in doppelter Hinsicht geplant: Über drei Semester werden wir uns dem Thema in immer neuen Kreisen nähern in der Begegnung von Fachleuten und interessierten Zuhörern. Im ersten Semester haben wir uns unter der Leitfrage Was ist Zeit? einen Überblick verschafft, angefangen von Phänomenen der Zeit, über Meilensteine abendländischer Zeitauffassung bis hin zu deren Infragestellung durch moderne Physik, Philosophie und Hirnforschung. Im zweiten Semester nutzten wir die aus dem Verlust der Selbstverständlichkeit der Begriffe gewonnene Beweglichkeit zu einer vertieften Problematisierung von Raum, Zeit und Dauer. Das Spektrum der beitragenden Disziplinen reicht von der Philosophie über Physik und Medizin bis hin zur Psychologie. Im dritten und letzten Durchlauf reflektieren wir nun Zeit auf sich selbst und fragen nach ihrer Vergänglichkeit. Mit der in den beiden ersten Semestern erarbeiteten Basis spannen wir bewusst den inhaltlichen Bogen sehr weit ohne Gefahr zu laufen, den Faden zu verlieren: Von der individuellen Erfahrung des Alterns bis hin zu kosmologischen Weltentwürfen aus Naturwissenschaft und Weltreligionen, von der Geschichtlichkeit über evolutionäre Kon zepte bis hin zur Zeitwahrnehmung in der Kunst reichen die Themen. Zeit und Erleben von Dauer
Zeit und Ästhetik
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Zentrum für Interdisziplinäre TechnikforschungZur Rationalität von ZukunftsorientierungenHerr Dr. Gebauer »... wenn man versucht, die Zukunft zu kennen, setzt man voraus, dass sie erkennbar ist, d.h. schon heute unausweichlich feststeht«, womit eben dieses Bemühen überflüssig wird. »Die Zukunft zu verkünden hat also nur dann einen Sinn, wenn sie nicht feststeht, d.h. wenn sie unvorhersehbar ist. In welchem Fall die 'Vorhersage' zu einer magischen Tätigkeit wird, dazu bestimmt, die gewünschte Zukunft herbeizuführen. Zwischen diesen beiden extremen Widersprüchen bewegt sich die Tätigkeit der Weissagung seit Jahr hunderten: entweder vergeblich in eine unabwendbare Zukunft zu schauen oder eine Zukunft vorauszusehen, die nicht existiert und erfunden werden muss. In beiden Fällen ist die Vorhersage eine Illusion. Wenn indes die Menschen hartnäckig versucht haben, dieses Ziel zu verfolgen, so deshalb, weil die Zukunft mannigfache, bewusste und unbewusste Funktionen erfüllt, die mit dem menschlichen Dasein zusammenhängen«, (Georges Minois). In dieser Lehrveranstaltung werden aus geistesgeschichtlicher Sicht typische Muster im Umgang mit der Zukunft diskutiert. |
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