Seminare
SoSe 2021 Dummy Thinking - Diagrammatisches Entwerfen in der Zeitgenössischen Architektur
Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt.
„Ich glaube, heute besteht ein großes Missverständnis bei den Menschen, als müsse Kunst durch einen logischen Satzzusammenhang, durch einen logischen Sinnzusammenhang, »verstanden« werden.“ (Joseph Beuys, 1983)
Seminar der Professur Architektur und Gesellschaft
Herr Dr.-Ing. Marcus van Reimersdahl
START: 12.04.2021 l 09:20 Uhr l online
Computergestütztes Entwerfen hat seit den 1990er Jahren Einzug in die Praxis der Architekturbüros gehalten. Was aber liegt hinter dieser Entwicklung und auf welche Prinzipien des Entwerfens stößt man, wenn man sich mit dieser Entwicklung beschäftigt? Im Seminar richten wir unseren Blick auf die Ursprünge des Generativen Entwerfens. Was ist eigentlich der „Kern“ des Entwerfens und in welche Richtung verändert sich derzeit die architektonische Praxis?
Wir nehmen das architektonische Entwerfen aus einem bildwissenschaftlichen Verständnis heraus in den Blick. Dabei interessieren uns Texte zur Methodik des Entwerfens, z.B. von Peter Eisenman, SAANA und Muoto. Was sind die auslösenden Momente für ihre Ideen? Gibt es spezielle Techniken zur Ideenfindung? Und was liegt eigentlich „hinter“ den Ideen und wie kann uns die Performancekunst der 60er/ 70er Jahre dabei Aufschluss geben? Unsere Recherche beginnt beim Begriff des Konzeptes, des „disegno“ in der Renaissance und spannt sich bis zu heutigen Praxisbeispielen des diagrammatischen Entwerfens zeitgenössischer Architekturbüros.
Ziel des Seminars ist die Betrachtung eines eigenen Hochbauentwurfes, der in Form eines Skizzenplans überarbeitet wird. Die Aufgabe besteht darin, die im Seminar vorgestellte Methodik des „Dummy Thinkings“ versuchsweise anzuwenden. Es soll in Form von Skizzen ein „irritierender“ Gegenentwurf zum eigenen Hochbauentwurf angefertigt werden, der sich von den „fremden Bildern“ eines Diagramms inspirieren lässt. Uns interessiert dabei: Welche historischen Kontexte, die im Seminar vorgestellt werden, haben Sie inspiriert und von welchen kulturellen Kontexten lassen Sie sich bei Ihrem eigenen Entwerfen leiten? An welcher Stelle macht es Sinn, testweise „Dummies“ einzusetzen, ab wann „antwortet“ der Entwurf? Wir wollen uns im Vergleichen, Hinterfragen, Verbessern und Verstärken von Ideen trainieren. Grundlagentexte zum Entwerfen und zum Bewerten begleiten uns und geben eine neue Sicht auf unser eigenes Tun.
Abgabeleistungen:
1) Text zu Methoden des Diagrammatischen Entwerfens
2) Skizzenplan: „Gegenentwurf“ zum eigenen Hochbauentwurf. Bei Belegung des Kurses als Vertiefungsleistung wird der Skizzenplan ausführlicher ausgearbeitet in Richtung eines Hochbauentwurfes.
3) Text zu den Eigenbeobachtungen beim Entwerfen des „Gegenentwurfes“ mit Einbeziehung von drei wissenschaftstheoretischen Texten
Eine Teilnote wird aus den beiden Texten gebildet, die Sie anfertigen. Diese Teilnote geht mit 33% in die Gesamtnote ein. Die andere Teilnote ergibt sich aus der Bewertung Ihres Skizzenplans. Diese Note geht mit 67% in die Gesamtnote ein.
Diejenigen, die den Kurs nicht mit 150 Std. sondern mit 180 Std. belegen als Vertiefungsleistung arbeiten den Skizzenplan weiter aus. Am Ende des Skizzenplans sollen bei den Vertiefern erste sauber gezeichnete Pläne Ihres modifizierten Entwurfes zu sehen sein, einschließlich einzelner Außenansichten / Perspektiven. Es muss deutlich werden, wie sich die Veränderung Ihres früheren Hochbauentwurfes anhand eines selbstgewählten "diagrammatischen Themas" zu einem "neuen" Entwurf führt. Bei den Teilnehmern mit 150 Std. Arbeitsleistung können diese finalen Pläne weniger umfangreich ausgearbeitet sein.
Bitte denken Sie daran, sich jetzt für die von Ihnen gewählte Prüfungsleistung anzumelden. Die Anmeldefrist läuft bald aus. Sollten Sie Fragen zur Vorgehensweise bei der Prüfungsanmeldung haben, wenden Sie sich bitte schnellstmöglich an das Sekretariat des Lehrstuhls.