Wissenschaftliche Arbeiten mit Gleichstellungsbezug im Bereich GSW
Active Self-Othering als feministische künstlerische Strategie
Dissertationsprojekt
Ilona Kunkel, M. A., Institut für Slavistik,
Erstbetreuer: Prof. Dr. Holger Kuße
Das Dissertationsprojekt fokussiert auf eine Strömung innerhalb der zeitgenössischen feministischen Kunst aus Russland und analysiert die zugrundeliegenden künstlerischen Strategien und Themen. Bei den untersuchten künstlerischen Arbeiten handelt es sich um Neubearbeitungen von traditionellen Motiven der Femininität, die im russischen bildkünstlerischen Kanon fest verankert sind, und normative Vorstellungen von Gender verfestigen. Das Projekt vertritt die These, dass die zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten solche traditionellen Motive und die ihnen zugrundeliegenden (Hetero-)Stereotype subtil unterlaufen, und dadurch das etablierte Bildrepertoire des Femininen erweitern. Unter theoretischem Bezug auf die Postcolonial Studies wird im Projekt insbesondere die künstlerische Strategie des Active Self-Othering profiliert, die das ironische, ambivalente Spiel mit dem visuellen Kanon ermöglicht.
Modelle von Weiblichkeit und ‚il popolare‘ in Erzählungen italienischer Autorinnen (1850-80)
Dissertationsprojekt
Berit Weingart, Institut für Romanistik
In meinem Dissertationsprojekt zur Erzählliteratur italienischer Autorinnen nehme ich den Zeitraum von 1850-1880 in den Blick, in dem zahlreiche gesellschaftliche, politische und literarische Prozesse ineinandergreifen und der insbesondere für das Schreiben und Lesen italienischer Frauen einen Schlüsselmoment darstellt. Das Verlagsgewerbe vor Allem Norditaliens erkennt das Potenzial einer neuen Zielgruppe und ebnet den Weg für die nationale Verbreitung italienischer Erzählliteratur. Autorinnen des seit 1861 vereinten Italiens wie Caterina Percoto, Luisa Saredo oder Antonietta Torriani verfassen wirksame Geschichten für ein sich veränderndes, ausdifferenzierendes und zunehmend aktives Lesepublikum und sind dabei erstaunlich offen für Erzählkonventionen und literarische Strömungen der Zeit. Trotz ihrer formalen Vielfalt nehmen die Autorinnen sowohl im Rahmen ihrer schriftstellerischen als auch ihrer journalistischen, erzieherischen oder wissenschaftlichen Tätigkeit an gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen der jungen Nation teil, die insbesondere die Rolle der Frau im neuen Italien betreffen.
Queere Selbsterniedrigung in der polnischen Literatur nach 1989
Dissertationsprojekt
Janine Pisharek, M. A., Institut für Slavistik,
Betreuer: Prof. Dr. Christian Prunitsch
Beginn: März 2021
Gefördert im Rahmen des Stipendienprogramms zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen der TU Dresden.
Das Dissertationsvorhaben verfolgt die Absicht, selbsterniedrigende Tendenzen in der polnischen queeren Literatur nach 1989 zu analysieren. Diese Tendenzen werden lokalisiert im Spannungsfeld zwischen der polnischen LGBTQ+-Emanzipation sowie dem homophoben Diskurs seitens rechtskonservativer Parteien und deren Unterstützer:innen. Die öffentliche Wahrnehmung queerer Themen in Polen ist in dieser Hinsicht ein umkämpftes diskursives Feld. Vor diesem Hintergrund ist auch davon auszugehen, dass die heteronormativ organisierte Gesellschaft die Selbstwahrnehmung queerer Subjekte beeinflusst. Das Promotionsvorhaben setzt hier an und argumentiert, dass dieser Konflikt, der mit Begriffen wie ‚internalisierte Homophobie‘ sowie ‚Queer Shame‘ beschrieben werden kann, auch in der queeren polnischen Literatur sichtbar wird. Dabei werden insbesondere Prosatexte betrachtet, die im zeitlichen Zusammenhang mit der zunehmenden Sichtbarkeit polnischer LGBTQ+-Emanzipationsbewegungen entstanden sind.
‘Thay Talke of ye Old Witch’: Discursive Manifestations of Femininity During the Salem Witch Trials
Masterarbeit
Anna Pauder, M.A., Institut für Anglistik und Amerikanistik,
Betreuerin: Prof. Dr. Brigitte Georgi-Findlay
Die Arbeit untersucht die Verhandlung diskursiver Konstruktionen puritanischer Weiblichkeit innerhalb der Hexenprozesse in Salem, Massachusetts, 1692/93. In einer Textanalyse der dazugehörigen Gerichtsakten werden unter Einbezug zeitgenössischer Ratgeberliteratur Argumentationsmuster herausgearbeitet, mithilfe derer Frauen als primäre Klägerinnen und Angeklagte sowohl einander als auch sich selbst anhand distinktiver Weiblichkeitsattribute in Relation zu einem Konzept von Hexerei positionierten, welches zunehmend durch Überschreitungen präskriptiver Weiblichkeitsideale bestimmt wurde. Die Arbeit strukturiert diese Muster nach ihrer Darstellung involvierter Frauen in ihren Rollen als Ehefrauen, Mütter, Gläubige und Nachbarinnen, basierend auf der These, dass die Diskursakteurinnen direkt zur Stabilisierung einer zerfallenden hierarchischen Ordnung beitrugen, indem Abweichungen idealisierter weiblicher Verhaltensweisen für die Gemeinschaft mit dem diabolischen Untergang der puritanischen Gesellschaft gleichsetzt wurden.
Sexuelles Erleben von Frauen mit christlicher Sozialisation - Verortungen im Kontext einer restriktiven Sexualmoral
Dissertationsprojekt
Sarah Marie Neumann, sarah_marie.neumann@tu-dresden.de, Institut für Evangelische Theologie, Erstbetreuerin: Prof.in Dr.in Birte Platow
Das Dissertationsprojekt untersucht die Einflussgröße der christlichen Sozialisation auf
das sexuelle Handeln und Erleben von Frauen. Die Arbeit bedient sich dabei einer
theologischen Erkundung von weiblichen Identifikationsfiguren des Christentums, die
auf ihre Sexualität hin untersucht werden. Inhaltlich schließt sich die Dissertation an die
abgeschlossene Staatsexamensarbeit an. Zentrale Hypothese des
Untersuchungsgegenstandes ist die Annahme, das sexuelle Handeln und Erleben
christlich sozialisierter Frauen unterstehe einer stark repressiven Sexualmoral, woraus
ein spezifisch christlich geprägtes sexuelles Rollenhandeln entstehe. Diese Hypothese
soll mittels Interviews qualitativ auf ihre Stichhaltigkeit hin befragt werden.