11.02.2020; Vortrag
Forschen für den Krieg. Schlaglichter auf die TH Dresden in der NS-Zeit in vergleichender Perspektive
Zellescher Weg 17
Eingang A, EG links
01069 Dresden
Die Machtübertragung auf die Nationalsozialisten führte auch an der Technischen Hochschule Dresden zu tiefgreifenden Einschnitten. Während die ältere Forschung aufgrund der Vertreibung oder physischen Vernichtung eines erheblichen Teils der wissenschaftlich-technischen Funktionselite durch den Nationalsozialismus dessen Ineffizienz betonte, sind seit geraumer Zeit aber gestaltende Dynamik sowie Steuerungs- und Mobilisierungsfähigkeit nationalsozialistischer Technik- und Wissenschaftspolitik in den Fokus gerückt. Auch in Dresden verblieb die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler auf ihren Positionen. Diesen boten sich Handlungsspielräume, auf Zwangslagen und Mobilisierungsstrategien der NS-Technik- und Wissenschaftspolitik zu reagieren. Während eine Minderheit erstaunlich resistent blieb, stellte sich die Mehrheit der Ingenieure und Wissenschaftler willfährig in den Dienst des Regimes. Ingenieure und Wissenschaftler leisteten einen nicht unerheblichen Beitrag zu Aufrüstung und Kriegsführung wie für Legitimitätsbeschaffung und Stabilität der Diktatur.
Der Vortrag möchte die Bandbreite der Verhaltensmöglichkeiten von Wissenschaftlern in der NS-Diktatur verdeutlichen. Durch den Blick auf ausgewählte Autarkie- und Rüstungsforschungsprojekte auch an anderen Hochschulstandorten soll die spezifische Stellung der TH Dresden im Innovationssystem des Nationalsozialismus bestimmt werden.