31.05.2018; Kolloquium
HAIT-KolloquiumLeben unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Von außer Kraft gesetzten Routinen, neuen Chancen und Gesellschaften unter Stress
01069 Dresden
Der Zweite Weltkrieg gilt zu Recht als intensiv beforschte Epoche. In den letzten Jahren ist jedoch immer deutlicher geworden, dass eine primär als Geschichte der deutschen Expansion und ihrer Verbrechen geschriebene Historiographie auch Lücken aufweist. Nicht zuletzt die Holocaust-Forschung hat durch eine Hinwendung zu Mikrostudien darauf aufmerksam gemacht, dass eine lange eher dichotomisch gedachte Konstellation aus deutschen Tätern und jüdischen Opfern um die Gruppe der Einheimischen als „vor Ort“ anwesenden Akteure erweitert werden sollte. Dieses Postulat greift der Vortrag auf und diskutiert Besetzt-Seins unter den Bedingungen eines immer extremer geführten Krieges in europäischer Perspektive.
Zur Referentin:
Tatjana Tönsmeyer ist seit 2011 Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal, zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört die europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Seit längerem befasst sie sich vor allem mit einer europäischen Besatzungsgeschichte des Zweiten Weltkriegs. In dem Zusammenhang leitet sie zusammen mit Prof. Dr. Peter Haslinger ein internationales Quelleneditionsprojekt, das Erfahrungen von Hunger und Mangel in europäischer Breite dokumentiert. Im Entstehen begriffen ist eine Monographie zum Alltagsleben unter deutscher Besatzung in Europa in den Jahren des Zweiten Weltkriegs.