20.03.2018; Vortrag
Zwischen Stadt und Staat. DDR-Stadtjubiläen im sächsischen Raum
Die 750-Jahrfeier Dresdens 1956 sowie die 800-Jahrfeiern in Karl-Marx-Stadt und Leipzig 1965 waren herausragende urbane Großereignisse in der DDR, aufwendig inszeniert und von regem Zuspruch seitens der örtlichen Bevölkerung begleitet. Derartige Jubiläen wurden nicht nur in den Hauptstädten der „sächsischen Bezirke“ begangen. Auch zahlreiche Klein- und Kleinststädte feierten zwischen 1949 und 1990 die zyklische Wiederkehr eines – mal mehr, mal weniger fundierten – Fixpunkts der städtischen Eigengeschichte, um die Stärken der Vergangenheit, der Gegenwart und einer erhofften Zukunft zu beschwören. Diese Stadtjubiläen auf dem Territorium des 1952 aufgelösten Sachsens balancierten zwischen staatlich verordneter Jubiläumskultur und dem Selbstverständnis lokaler Akteure. Als Brenngläser der gesellschaftlichen Verfasstheit der DDR ließ sich an ihnen das ambivalente Verhältnis von Stadt und Staat ablesen.
Der Vortrag von Daniel Fischer, Promovend am Lehrstuhl für sächsische Landesgeschichte der TU Dresden, wird eben jenes den DDR-Städten innewohnende Spannungsverhältnis in den Blick nehmen. Ausgehend von Fallbeispielen rund um Stadtjubiläen der 50er und 60er Jahre werden lokale Eigensinnigkeiten, SED-Stadtpolitik und die Kultur urbaner Selbstdarstellung von Neugersdorf bis Leipzig thematisiert werden.