Lucas Böhme, M.A.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
NameLucas Böhme M.A.
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Lehrstuhl für Technik- und Technikwissenschaftsgeschichte
Lehrstuhl für Technik- und Technikwissenschaftsgeschichte
Besucheradresse:
Bürogebäude Zellescher Weg (BZW), Raum A517 Zellescher Weg 17
01069 Dresden
Sprechzeiten:
nach Vereinbarung
Biographisches
- 1987: geboren in Leipzig; 2008-2011: Bachelorstudium Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft an der Universität Leipzig; 2012-2015: Masterstudium Geschichtswissenschaft an der TU Dresden, 2013 Auslandssemester an der Université de la Réunion (Île de la Réunion, Frankreich)
- Praktikum mit Projektmitarbeit in der Gedenkstätte Bautzen sowie im journalistischen Bereich
- 08/2015: Abschluss als Master of Arts im Bereich Technikgeschichte mit der Master-Arbeit „Starrer Tschekismus, Restvernunft oder Realitätsflucht? Technik, Ökonomie und Wissenschaften im Spiegel ausgewählter Akten des MfS aus den 80er Jahren“
- 02/2017 bis 09/2020: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Technik- und Technikwissenschaftsgeschichte der TU Dresden
Interessen- und Forschungsschwerpunkte
- Geschichte der DDR
- Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR
- wirtschaftliche Entwicklung in der DDR
- Polizei, Straftaten und Kriminalität in historischer Perspektive
- Technikgeschichte der Moderne
Lehrveranstaltung im Sommersemester 2020:
- "Kommissar Computer" im Einsatz gegen Terroristen und Kriminelle - die Technisierung staatlicher Sicherheit in der Bundesrepublik seit den siebziger Jahren (Übung).
Informationen dazu und anderen Lehrveranstaltungen des Instituts
Lehrveranstaltungen vergangener Semester:
- WiSe 2019/20: „Den lieb ich, der Unmögliches begehrt" – technische Großprojekte, Visionen und Utopien in der Hochmoderne (Proseminar).
- SoSe 2019: Die Technisierung von Tod, Trauer und Sterben in der westlichen Moderne (Übung).
- WiSe 2018/19: Abschied von Utopia - Innovationsblockaden, unerfüllte Konsumerwartungen und wirtschaftlicher Niedergang in der DDR während der Ära Honecker (Übung).
- SoSe 2018: Utopia in Greifweite - Technikkult und Fortschrittsoptimismus in der DDR während der Ära Ubricht (Proseminar).
- WiSe 2017/18: Technik, Spiel und Sport in der Moderne (Einführendes Proseminar, gemeinsam mit Hagen Schönrich).
- SoSe 2017: Goldenes Zeitalter oder Scheinwelt? Ökonomie, Wissenschaft und Technik in den sechziger Jahren (Übung).
Vorträge
- Ein Vergleich polizeilicher Technikdiskurse in der DDR und der Bundesrepublik am Beispiel von Fachzeitschriften zwischen 1955 und 1989 (TU Dresden, Forschungskolloquium Technikgeschichte, 28. Januar 2020)
- Die Zeitschrift „Forum der Kriminalistik“ als Quelle (Diskussionsbeitrag zum Netzwerktreffen Computer, Administration and History, ETH Zürich, 21. November 2019)
- Technokratie und Technikbilder der DDR-Volkspolizei am Beispiel von Texten aus Fachzeitschriften 1958-1989 (Gesellschaft für Technikgeschichte, Jahrestagung Karlsruhe, 18. Mai 2019)
- Gesellschaft und Politik in den Anfangsjahren der DDR (EA Meißen, 29. Juni 2018)
- Technokratie in der DDR-Volkspolizei (TU Dresden, Forschungskolloquium Technikgeschichte, 30. Januar 2018)
Publikation
- Jähn, Sigmund Werner Paul (Kurzbiographie), in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Zugang zur Online-Ausgabe: http://www.isgv.de/saebi/ --> Volltext als PDF
Mitgliedschaft
- Computer, Administration and History (Forschernetzwerk ETH Zürich)
Dissertationsvorhaben (Skizze)
„Technikdiskurse und technische Handlungspraktiken der Polizeien im innerdeutschen Vergleich (1955-1989/90)“
Das „Goldene Zeitalter" nach dem Zweiten Weltkrieg lässt sich technikhistorisch in eine größere Kontinuitätslinie der „technokratischen Hochmoderne" einordnen, die ihren Anfang bereits um 1880 nahm und bis in die frühen siebziger Jahre reichte. Gemeinsames Signum dieses Zeitabschnitts war der nahezu ungebrochene Glauben an die Lösbarkeit gesellschaftlicher Probleme mithilfe von Technik, der selbst durch zwei hochtechnisierte Weltkriege keine wesentliche Erschütterung erfuhr. Prinzipiell ein blockübergreifendes Phänomen, bildete sich in der DDR eine ideologisch übersteigerte Variante des technisch induzierten Fortschrittsglaubens heraus, die in Gestalt der „wissenschaftlich-technischen Revolution" bis 1989/90 nominell leitende Kategorie der SED-Herrschaftssicherung blieb.
In diesem weiten Rahmen fragt die Dissertation nach markanten Mustern von Technisierungsdiskursen und dem praktischen Umgang mit der Technik innerhalb der Polizeien beider deutscher Staaten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch über die Phase des Umbruchs der siebziger Jahre hinaus, als der allgemeine Machbarkeitsoptimismus der Ernüchterung wich. Anhand von fundiertem Quellenmaterial soll der Umgang der Polizeien mit neuartigen Techniken, etwa der elektronischen Datenverarbeitung, sowohl in theoretischer als auch praktischer Hinsicht aufgezeigt werden.
Neben dem Entstehungskontext sind die innerpolizeilichen und gesellschaftlichen Folgen von höchster Bedeutung, die sich in der Bundesrepublik besonders in der Terrorismus-Bekämpfung der siebziger Jahre und den Diskussionen um Sinn und Grenzen von „Kommissar Computer" spiegeln. Bei der Etablierung des bundesrepublikanischen EDV-Einsatzes für Fahndungszwecke ragt besonders die Figur des langjährigen BKA-Präsidenten Horst Herold (1923-2018) hervor. Auch in der DDR entwickelten sich verzögert ähnliche Ansätze polizeilichen Handelns. Der Vergleich zwischen Bundesrepublik und DDR soll eine schärfere Profilierung ermöglichen sowie den Blick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede lenken, die durchaus als spezifisches Abbild der „asymmetrisch verflochtenen Parallelgeschichte" (Christoph Kleßmann) beider deutscher Staaten gelten können.