Sammlungen und Wissen
Richard Hartmann, sächsischer Industrieller, schenkte der mechanisch-technologischen Sammlung der technischen Bildungseinrichtung zu Dresden zahlreiche Zeichnungen von Maschinen der Kammgarnspinnerei, die als Vorlage und Anschauungsmaterial im Unterricht verwendet wurden. Die Sammlung war ein Transferpunkt von Wissen innerhalb eines Netzwerkes oder metaphorisch gesprochen: ein Wissensbahnhof.
Mechanisch-technologische Hochschulsammlungen sind Bestände, die von den höheren Bildungseinrichtungen im 19. Jahrhundert vornehmlich zur Unterstützung der Lehre eingerichtet wurden und Objekte enthalten, mit deren Hilfe unterschiedliche Aspekte des jeweiligen Themengebiets differenziert betrachtet werden konnten. Neben einer Objektvielfalt verdeutlichen die Sammlungen auch bis zu einem gewissen Grad den Stand der damaligen technischen Entwicklungen. Trotz ihrer zeitgenössisch prominenten Rolle an technischen Hochschulen des 19. Jahrhunderts fristen die Sammlungen sowohl in der universitäts-, wissenschafts-, sammlungs- wie technikhistorischen Forschung bislang eine Randexistenz.
Unter der Überschrift "Objektwege- Akteursnetze: Technische Hochschulsammlungen zwischen Netzwerkknoten, akademischen Wettbewerb und Wissenspraxis" sollen am Beispiel der mechanisch-technologischen Sammlung der heutigen TU Dresden und der ETH Zürich die Entwicklungen der Sammlungen, ihre Akteure und deren Netzwerk sowie ihre Rolle im Wissenstransfer zwischen 1850 und 1945 untersucht werden, wobei in einem ersten Schritt die Sammlungen rekonstruiert werden müssen.
Die Arbeit behandelt vier große Teilbereiche:
- Mechanisch-technologische Sammlungen als Instrumente für Lehre und Forschung sowie zur Etablierung der Wissenschaften
- Mechanisch-technologische Sammlungen als Knotenpunkte, Ressourcen und Broker für den Wissens- beziehungsweise Praxistransfer zwischen Wirtschaft, Politik und Hochschule
- Mechanisch-technologische Sammlungen als kollaborativ-kompetitive Wissensorte und Wissenspraktiken regionaler und transnationaler Netzwerke
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Mechanisch-technologische Sammlungen als Nutznießer imperial-kolonialer Aspirationen und Tauschbeziehungen