Versammeln: Mediale, räumliche und politische Konstellationen
Versammeln ist Praxis der Relation. Politische wie populistische, religiöse, theatrale oder auch populärkulturelle Versammlungen bilden sich als dynamische Gefüge von menschlichen und nicht-menschlichen Elementen durch eine Vielzahl von körperlichen wie auch technischen Aktionen in einem Erzählzusammenhang aus. Das Netzwerk folgt der Prämisse, dass spezifische, aber auch ineinandergreifende Aktionen des Versammelns (hierzu zählen skandieren, klatschen, spielen, bezeugen, predigen und beten ebenso wie story-telling, liken oder twittern, aber auch essen und schlafen) Grenzziehungen zwischen Politik und Kunst, Öffentlichkeit und Privatheit, Aktivität und Passivität, Subjekt und Objekt, Nähe und Ferne sowie zwischen On- und Offlineräumen überschreiten. Sie durchqueren die Vorstellung von Versammlungen als zeit-räumlich und hinsichtlich ihrer Funktion begrenzbare phänomenale Formationen. Vielmehr drängen sich Versammlungsereignisse als Konstellationen heterogener Elemente im Zusammenspiel mit körperlichen Praktiken, institutionellen Verfahren und medialen Operationen auf, die permanent neue Sinnzusammenhänge erzeugen und Kontexte an sich ziehen.
Im Zeitraum von 3 Jahren werden im Forschungsverbund anhand von Analysen konkreter Aktionen des Versammelns Wirkmechanismen und kollektive Kommunikationsformen von Versammlungsphänomenen untersucht. Um der Komplexität von Versammlungsereignissen beizukommen, verfolgt das Netzwerk ein zweifaches Ziel: Erstens sollen in diachroner und synchroner Perspektive heterogene Praktiken, Verfahren und Operationen des Versammelns als Kulturtechniken beschreibbar gemacht und auf ihre medialen, räumlichen und politischen Konstellationen hin befragt werden. Zweitens soll das Versammeln als zentrale Analysekategorie medien- und kulturwissenschaftlicher Forschung etabliert werden.
Antragstellung: Julia Prager