Tagung HALTUNG(en)
HALTUNG(en) - Perspektiven auf die Selbst-Positionierung der Theatervermittlung.
Eine Workshop-Tagung vom 18. bis 20. September 2019 an der TU Dresden im Rahmen der „Ständigen Konferenz Spiel & Theater“
„Haltung“ ist für Theaterschaffende ein fast schon selbstverständlicher Arbeitsbegriff: Es braucht eine (äußere) Körperhaltung auf der Bühne und eine (innere) Haltung zum gesprochenen Text: „Die Einstellung ist das geistige, die Haltung das materielle Verhältnis zur [szenischen] Situation“ (Ebert 1998, 84), heißt es im einschlägigen Standardwerk der Ernst-Busch Hochschule für Schauspielkunst. Und im Kontext der Sprecherziehung ist von einer „natürlichen Körperhaltung“ die Rede, die der „aufrechte Mensch […] durch ein wohlausgewogene[s] Verhältnis von Gespannt- und Entspanntheit“ (vgl. Aderhold 2016, 12) herstellt.
Auch wenn der Gebrauch des Begriffs „Haltung“ in der schauspielerischen Ausbildung keineswegs eindeutig ist, lässt sich doch eine gewisse handwerkliche Engführung erkennen, die die pädagogischen, gesellschaftlichen und politischen (bis hin zu ideologischen) Dimensionen ausklammert: Haltung zeigen, bewahren, einnehmen beschreibt eben nicht nur eine körperliche Aufrichtigkeit (oder Ausrichtung), sondern auch das Einnehmen einer Position und das Dafür-Einstehen (vgl. Christopher Metz et al. 2013). Das Innen und Außen sind hier – der Theaterkunst von jeher inhärent – aufs Engste relational miteinander verknüpft, nur endet das Außen eben nicht mit den Grenzen des Bühnenraums und das Innen nicht mit dem fiktionalen Theatertext und seinen dramatischen Rollen. Denn nicht nur „[j]ede Pädagogik steht in ihrer politischen Gegenwart“ (Edler 2018, S. 5), sondern auch jede Theaterarbeit – ganz gleich, ob sie in einer Bildungs- oder Kunstinstitution und mit nicht- oder professionellen Darsteller*innen produziert wird.
Vor dem Hintergrund der derzeitigen gesellschaftlichen Polarisierung und Haltlosigkeit – nicht nur in Sachsen – erhält die politische Bildung besonders im universitären und schulischen Kontext eine neue Dringlichkeit. Das Theater dabei als „Erfahrungskunst“ spielerisch Freiräume für eine Förderung demokratischen und rechtsstaatlichen Wertebewusstseins schaffen kann, ist zumindest theoretisch keine neue Erkenntnis (vgl. Vaßen und Hruschka, 2011). Doch wie dieses pädagogische Potential in der Praxis entfaltet und qualitativ weiterentwickelt bzw. an die gegenwärtigen sozialen, medialen und politischen Verhältnisse angepasst werden kann, bleibt gemeinsam auszuloten. Die Tagung möchte daher den Begriff „Haltung“ von drei verschiedenen Perspektiven aus reflektieren, nicht nur um den Begriff im theatralen Kontext genauer zu klären, sondern vielmehr um eine (Selbst-)Bewusstwerdung der eigenen Haltung(en) bei der Produktion und/oder Vermittlung von Theater zu ermöglichen. Das Programm sieht daher folgende inhaltlichen Schwerpunkte vor:
1) Haltung als Handwerk der Darstellungskunst
Was sind die gegenwärtigen methodischen und technischen Ansätze, aber auch Fragestellungen der Stimm- und Körperbildung? Erschöpft sich die inszenatorische Verantwortung im Finden einer ‚adäquaten‘ Darstellungsform und des passenden Gestus? Welche Theaterästhetik bedingt welche Haltung gegenüber dem dramatischen Text?
2) Haltung als (Selbst)Positionierung in der Projektarbeit
Warum mache ich Theater und mit wem für wen? Welche Sinnhaftigkeit, aber auch Sinnlichkeit bringen wir zur Darstellung? Welche theatralen Bilder von Körperlichkeit und Gesellschaft (re)produzieren wir?
3) Haltung als Rahmung durch gesellschaftliche Felder
Welche Rolle nehme ich im Vermittlungsprozess von Theater ein und welche Standpunkte vertrete ich? Gibt es eine unpolitische Theaterkunst bzw. ist jedes Theaterspiel gleich politisch? Welchen Einfluss haben die institutionellen und/oder systemischen Strukturen auf meine Haltung?
Literatur/Quellen:
Adlerhold, Egon et.al. (Hg.) Sprecherzieherisches Übungsbuch. Henschel, Berlin 2016
Ebert, Gerhart et. al. (Hg.). Schauspielen. Henschel, Berlin 1998
Edler, Kurt. Demokratische Haltung beziehen. Debus Päd. Verlag, Frankfurt/Main 2018
Metz, Christoph et. al. (Hg.). Haltung. Architekturzeitschrift trans 22. ETH, Zürich 2013
Vaßen, Florian und Hruschka, Ole (2011): http://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/kulturelle-bildung/60244/theaterpraxis
Mittwoch, 18.09.2019
14.30 Uhr | Begrüßung & Einführung (Matthias Spaniel, Prof. Dr. Dorothee Wieser, Prof. Dr. Friedrich Funke) |
15:15 Uhr |
Einführungsvortrag: Haltung zeigen? Fragen denen (und die) sich die Theaterpädagogik stellen müsste. |
16:30 Uhr | Kaffeepause |
17:00 Uhr | Workshops – 1. Phase (weitere Informationen unter Workshops) |
19:00 Uhr | gemeinsames Abendessen |
20:00 Uhr |
Podiumsdiskussion mit Theaterpraktiker*innen (Moderation: Matthias Spaniel) Bettina Seiler (Theaterpädagogin Staatsschauspiel Dresden), |
Donnerstag, 19.09.2019
09:00 Uhr | Workshops – 2. Phase |
11:00 Uhr | Kaffeepause |
11:30 Uhr |
Impuls-Vortrag: (An-)HALT(ung[en]) für andere: Architektur-Attitüden beim Weltbauen per materiellem Wahnsinn ohne Generalprobe und Fallnetz |
13:00 Uhr | gemeinsames Mittagessen |
14:00 Uhr |
Workshops – 3. Phase |
16:00 Uhr | Kaffeepause |
16:30 Uhr |
Präsentationen der Workshops |
18:00 Uhr | Imbiss |
19:30 Uhr |
Theatervorstellung ("Die Verwandlung" Staatsschauspiel Dresden) fakultativ |
Freitag, 20.09.2019
09:00 Uhr 10:30 Uhr 11:00 Uhr |
Mitgliederversammlung der ständigen Konferenz |
12:30 Uhr 13:00 Uhr |
Imbiss Verabschiedung & Ausklang |
Zielgruppe sind sowohl Multiplikator*innen der kulturellen Jugendarbeit jeglicher Bildungs- und Kunstinstitutionen (Lehrer*innen, Theaterpädagog*innen, Jugendsozialarbeiter*innen) als auch freiberufliche Kulturvermittler*innen. Auch Studierende der oben genannten Tätigkeitsfelder sind explizit zu einer Teilnahme eingeladen.
Da es sich um eine Workshop-Tagung handelt, bei der im gemeinsamen Prozess bestenfalls Erkenntnisse entstehen sollen, ist eine Teilnahme an beiden Tagen zwingend erforderlich und die Anmeldung demnach verbindlich. Um eine gleiche Verteilung auf die Workshops zu ermöglichen, bitten wir zudem um die Angabe einer 1. und 2. Wahl.
Des Weiteren können Sie bei der Anmeldung vermerken, ob Sie an einem Theaterbesuch am 19.09. Interesse haben – die genaue Vorstellung wird so bald wie möglich bekanntgegeben – und ob Sie auf der Mitgliederversammlung am 20.09. ein Zeitfenster für einen Bericht von Ihrem Standort oder andere Informationen wünschen.
Die Tagungsgebühr von 25 Euro ist mit der Anmeldung (spätestens jedoch bis zum 12. Juli 2019) auf das folgende Konto von Matthias Spaniel mit dem Betreff „Teilnahmegebühr Tagung“ zu entrichten:
IBAN DE61 4306 0967 7016 2806 41 BIC GENODEM1GLS
Ein entsprechender Nachweis für die Ermäßigung (10 statt 25 Euro) ist bei der Anmeldung vor Ort vorzuweisen, andernfalls muss der Differenzbetrag nachgezahlt werden.
Die Tagung findet im Viktor Klemperer Saal im Weberbau der TU Dresden statt.
Sie erreichen diesen vom Dresdner Hbf in ca. 10min mit der Buslinie 66 (Richtung Nickern oder Lockwitz, Haltestelle Weberplatz): Verbindungsauskunft
In Dresden gibt es eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten – zwei Empfehlungen in fußläufiger Nähe wären das Gästehaus der TU Dresden und das A&O Hostel.
Im Vorfeld der Tagung erhalten Sie von Ihrer Workshop-Leitung noch weitere Informationen per Email. Wir freuen uns auf erkenntnisreiche, gemeinsame Tage in Dresden,
Matthias Spaniel & Dorothee Wieser
Hier finden Sie das Anmeldeformular.
Matthias Spaniel
matthias.spaniel@tu-dresden.de
Postanschrift
Technische Universität Dresden
Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften
Institut für Germanistik
01062 Dresden
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