Invektive Gattungen: Elemente einer Formengeschichte der Herabsetzung
Vorlesung, 2 SWS
- Termin:
- Donnerstag, 09:20 - 10:50 Uhr
- Ort:
- W48/004
Inhalt
Die Invektive bezeichnet die rhetorische Gattung der Schmährede, das Invektive allgemeiner einen kommunikativen Modus der Herabsetzung, Abwertung und Ausgrenzung. Derartige ‚invektive‘ Phänomene werden unter den Rubriken von sprachlicher Diskriminierung und hate speech seit einiger Zeit intensiv diskutiert. Das Konzept der Invektivität erscheint nicht nur als ein relevanter Ansatz für eine kulturwissenschaftlich informierte Literaturwissenschaft, die Literaturwissenschaft kann ihrerseits spezifische Perspektiven auf diese Problemkonstellation eröffnen. Eine mögliche Perspektive ergibt sich aus der Frage nach der Form, und sie lässt sich konkretisieren als Frage nach invektiven Gattungen, worunter hier zunächst allgemein wiederkehrende Formen und Muster von Herabsetzung, Beleidigung, Schmähung, Hass, Ausgrenzung etc. begriffen werden sollen. Die Vorlesung stellt diese Frage im Rahmen einer Formengeschichte der Invektive, d. h. sie setzt eine synchrone Vielfalt von invektiven Formen in ihre historischen Kontexte und denkt sie zugleich unter dem diachronen Gesichtspunkt des Formenwandels und der Formenarchive: Zu diskutieren ist in diesem Zusammenhang die ‚klassische‘ rhetorische Gattung der Schmährede, aber auch invektive Schreibweisen und Formate wie die Satire, der Streit, die ‚Lügende‘, oder auch kommunikative Gattungen wie den Witz, den Klatsch oder den Vorwurf bis hin zu neuen Mustern der digitalen Moderne wie der Wutrede oder dem Hasstweet.
Die Vorlesung möchte sich hier einen Überblick zu verschaffen, indem sie unterschiedliche historische Muster des Invektiven analysiert und zueinander in Beziehung setzt, aber auch herkömmliche Gattungssystematiken und –geschichten unter diesem Gesichtspunkt neu reflektiert. Das Ziel ist es, eine Poetik des Invektiven in ihren ersten Umrissen zu entwerfen.
- Lehrende/Vortragende:
- Herr Dr. Albrecht Dröse
- Nachweise:
- Teilnahmebestätigung, 2 Cr.
- Leistungsnachweis benotet, 3 Cr.
- Ansprechpartner:
- Frau Wielens
- E-Mail senden
- Einschreibeort:
- OPAL der Professur für Ältere und frühneuzeitliche deutsche Literatur und Kultur