Dienstreisen nachhaltig gestalten
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Mit der Bahn umweltfreundlich auf Dienstreisen unterwegs
Dienstreisen erzeugen einen erheblichen Anteil der Umweltbelastungen, die im Rahmen der Aktivitäten einer Hochschule entstehen. Für Hochschulen haben Dienstreisen aber auch einen hohen Stellenwert. Die Vernetzung im Rahmen von Konferenzen und Fachtagungen, der gegenseitige Austausch von Vortragsredner:innen oder das Arbeitstreffen im Rahmen von Forschungsprojekten mit nationalen und internationalen Partner:innen sind substantieller Bestandteil der Aktivitäten von Hochschulen. Während also ansonsten bei Maßnahmen im Verkehrsbereich oft eine Reduzierung der Verkehrsleistungen das klare Ziel ist, stellt sich im Hochschulbereich die Frage, ob die Reduktion der Verkehrsleistung der Beschäftigten ein uneingeschränktes Ziel sein kann, oder ob eine hohe Mobilität der Beschäftigten gerade ein Qualitätsmerkmal einer gut vernetzten Hochschule ist. Natürlich kann die Sinnhaftigkeit einzelner Flugreisen hinterfragt werden, die letztliche Entscheidungshoheit liegt aber bei den Professor:innnen und kann kaum eingeschränkt werden. Im Fokus der Zielsetzung muss deshalb die Entwicklung eines entsprechenden Bewusstseins bei den Akteur:innen und eine möglichst umweltschonende Abwicklung des unvermeidbaren Verkehrs stehen. Die Wahl des Verkehrsmittels entscheidet wesentlich mit darüber, wie viele THG Emissionen bei einer Dienstreise entstehen. Für unvermeidbare Emissionen gibt es die Option der Kompensation über externe Anbieter. Diese Praxis ist allerdings umstritten und derzeit in Sachsens öffentlichem Dienst nicht möglich.
Im Folgenden geht es zum einen um die Frage, wie hoch die THG Emissionen sind, die an der TU Dresden durch Dienstreisen entstehen. Zum anderen geht es um Maßnahmen, wie jede:r Einzelne den ökologischen Fußabdruck für Dienstreisen reduzieren kann.
Treibhausgasemissionen durch Dienstreisen und mögliche Reduktionsmaßnahmen
Für die Auswertung der Dienstreisen der TU Dresden konnte 2017 im Rahmen des Projektes HochN auf die elektronischen Daten der Reisekostenstelle zurückgegriffen werden. Die Analyse der an der TU Dresden durchgeführten Dienstreisen im Jahre 2016 ergab, dass bei den ca. 19.000 abgerechneten Dienstreisen etwa 27,6 Millionen Personenkilometer zurückgelegt wurden und ca. 4.700 Tonnen CO2 emittiert wurden.

Anzahl der Dienstreisen, Personenkilometer und CO2 Emissionen (Auswertung der Dienstreisedaten 2016)
Von den Dienstreisen wurden 44% mit dem Pkw, 28% mit der Bahn, 23% mit dem Flugzeug, 3% mit dem ÖPNV, 2% mit dem Fernbus und 0,3% mit dem Fahrrad durchgeführt. Markant ist dabei, dass im Rahmen der 23% Flugreisen 71% der Personenkilometer zurückgelegt wurden und 84% der CO2-Äquivalentemissionen freigesetzt wurden.

Prozentuale Verteilung der CO2-Äquivalentemissionen durch Mobilität an der TU Dresden (Stand 2017)
Insgesamt sind die Dienstreisen damit Ursache für 44% der mobilitätsbedingten CO2-Äquivalent-Emissionen der TU Dresden, wobei allein die dienstlichen Flugreisen für 37% der mobilitätsbedingten CO2-Äquivalent-Emissionen der TU Dresden verantwortlich sind.
Als alternative Möglichkeit zur Dienstreise wurden schon in der Vergangenheit oft moderne Kommunikationstechnologien für Webkonferenzen oder virtuelle Meetings genannt. Statistische Daten zeigten allerdings, dass trotz steigender Anzahl virtueller Meetings parallel auch die Verkehrsleistung bei Dienstreisen stark stieg. Dabei wurde sogar der Zusammenhang vermutet, dass gerade diese Kommunikationstechnologien die Globalisierung von Wissenschaft und Lehre vorantreiben und somit bei dynamischer Betrachtung zum langfristigen Anwachsen der Verkehrsleistungen beitragen. Virtuelle Meetings machen eine Projektzusammenarbeit zwischen räumlich weit entfernten Hochschulen und anderen Partnern möglich, die komplette Bearbeitung von Projekten ohne persönliche Treffen zum Projektbeginn und –abschluss ist dabei eher selten. Eine einzelne Flugreise beispielsweise in die USA kann aber in ihrer Klimawirkung diejenige von regelmäßigen Fahrten zu innerdeutschen Zielen um ein Vielfaches übertreffen.
Mit der Corona-Pandemie 2020 änderte sich das allerdings. Da Dienstreisen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich waren, übernahmen Webkonferenzen einen großen Teil des nationalen und internationalen Austausches. Viele Wissenschaftler:innen, die jetzt zur Nutzung der Webkonferenzen gezwungen waren, stellten fest, dass diese zwar kein vollständiger Ersatz realer Meetings sind, aber auch einige erhebliche Vorteile besitzen. Die intensive globale Nutzung der Systeme führte zudem in kurzer Zeit zu deren technischer Verbesserung. Es bleibt abzuwarten, was nach der Corona-Pandemie passiert. Werden viele verschobene Dienstreisen nachgeholt und es gibt einen Dienstreiseboom - oder bleibt ein Teil der ersetzten Dienstreisen dauerhaft bei den Webkonferenzen?
Derzeit gibt es verschiedene Überlegungen über Ansätze zur Reduzierung der dienstreisebedingten Emissionen. In der Diskussion sind:
- Maßnahmen zur Entwicklung eines entsprechenden Bewusstseins bei den Entscheidungsträger:innen für die Beantragung und Genehmigung von Dienstreisen
- Vermittlung von Wissen über die unterschiedlichen Umweltwirkungen der einzelnen Verkehrsmittel
- Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge
- Entwicklung von Leitlinien für umweltfreundliche Dienstreisen
- Verlagerung auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel
Auch die umstrittene CO2-Kompensation der Flugreisen ist in der Diskussion.
Um tatsächliche Minderungen zu erreichen, ist die Definition von spezifischen Minderungszielen (Verbräuche + Emissionen/Beschäftigten) und absoluten Minderungszielen (Verbräuche/Emissionen gesamt) unerlässlich. Um den Stand bezüglich der Zielerreichung zu kontrollieren, ist die regelmäßige Bilanzierung der CO2-Emissionen der Dienstreisen zwingend erforderlich. Im Rahmen des Projektes CAMPER-MOVE wird deshalb angestrebt, eine jährliche Bilanzierung der Verkehrsmittelverteilung, Verkehrsleistung und der CO2-Emissionen der Dienstreisen in einem Monitoringsystem zu installieren. Auf diesen Informationen aufbauend kann dann jährlich über Zielerreichung oder weiteren Handlungsbedarf entschieden werden.
Vergleichsrechner für Verkehrsmittel
Verschiedene Institutionen bieten Vergleichsrechner oder Informationen zu mobilitätsbedingten Emissionen im Vergleich an, wie z.B. die Deutsche Bahn oder das Umweltbundesamt:
CO2 Rechner der Deutschen Bahn
Vergleich der durchschnittlichen Emissionen von verschiedenen Verkehrsmitteln (Umweltbundesamt)
Veranstaltungen resourcen- und klimaschonend organisieren
Zur nachhaltigen Organisation von Veranstaltungen hat das Umweltmanagement der TU Dresden einige Informationen auf einem Infoblatt zusammengestellt: ttps://tu-dresden.de/tu-dresden/arbeitsschutz-umwelt/ressourcen/dateien/umweltschutz/informationsblaetter/Infoblatt-GruenerTagen.pdf?lang=de