über die Professur
Denkmalpflege ist ein Gebiet der Konflikte, der Kompromisse und der persönlichen Verantwortung, denn jeder Eingriff zerstört zugleich. Wichtiger als das reine Bewahren, scheint das Anknüpfen an das Bestehende.
über die Professur D&E
*Um anknüpfen zu können, müssen wir das Bestehende schonen. Dazu gehört Kritikfähigkeit gegenüber einem einseitigen Fortschrittsdenken und Rücksicht gegenüber dem Alten.
Diese drückt sich freilich nicht in der Ausgrenzung des Alten aus, in seiner noch so behutsamen Isolierung als kostbar-fragiles Objekt, sondern in der Bereitschaft, das Alte und Andersartige im heutigen Leben zu akzeptieren, von ihm zu lernen und es in die eigene Zeit zu integrieren.
Wenn das Planen im Bereich der Denkmalpflege Rücksicht, Einfühlungsvermögen und eine Reihe historischer, methodischer und konstruktiver Grundkenntnisse erfordert, so unterscheidet es sich nicht grundlegend vom Architekturentwurf im allgemeinen. Das Studium und die Berücksichtigung des lokalen Kontextes ist eine Grundkomponente des architektonischen Entwurfs. Wer die Entwicklung der technischen Globalisierung anteilnehmend verfolgt, der erkennt heute eine Herausforderung darin, die individuellen Aspekte des konkreten Ortes - und damit auch der historischen Bausubstanz - im Entwurf zu stärken gegenüber den allgemeinen, universellen Themen. In der Weise, wie der Architekt diese Bindungen in seiner Arbeit respektiert, leistet er "aufgeklärten Widerstand" gegen Tendenzen der Vereinheitlichung und Traditionszerstörung.
*aus: Thomas Will, Bauerhaltung als kulturelle Ökologie - Einführung in das Lehrgebiet