Abstract Dissertationsprojekt A. Malko
Professur für Denkmalpflege und Entwerfen, Prof. Thomas Will, TU Dresden
Stadterneuerung als Mittel der Bewahrung und Weiterentwicklung historischer Stadtzentren.
Strategien, Methoden und Instrumente der deutschen Praxis am Beispiel von Dresden und ihre Übertragbarkeit auf Irkutsk
Stadtquartiere mit geschichtsträchtigem Baubestand und wertvollen Ensembles liegen meist in den Stadtzentren. In den baulichen Überlieferungen bleibt die Geschichte der Stadt für die Bewohner erlebbar. Russische Stadtzentren sind heute jedoch vielerorts zu Problemgebieten in sozialer, physischer oder ökonomischer Hinsicht geworden. Ihre erfolgreiche Revitalisierung ist bislang auf wenige Beispiele beschränkt. Aktuell steht Russland vor der Herausforderung, seine städtebauliche Politik dahingehend zu verbessern, dass die Städte sich ihrer individuellen Geschichte und ihres wertvollen Erbes bewusst entwickeln können. Das Föderale Gesetz über die Objekte des Kulturerbes der Völker der Russischen Föderation vom 25.06.2002 gibt Vorgaben zur Erhaltung und Hinweise zur Erfassung der historischen Siedlungen. Allerdings bleiben darin historische Bauwerke, Räume und Strukturen, die keinen Denkmalstatus besitzen, unberücksichtigt. Die städtebauliche Eigenart ganzer Quartiere ist gefährdet. Sowohl in der Gesetzgebung wie in der Stadtentwicklungspraxis sind deshalb Ergänzungen im Bereich der bestandsorientierten Stadterneuerung nötig, die die enger gefassten Instrumente des objekthaften Denkmalschutzes im Hinblick auf das städtische Erbe ergänzen.
Vorschläge hierfür werden am Beispiel der sibirischen Stadt Irkutsk untersucht. Irkutsk ist eine von wenigen russischen Städten, die im Stadtzentrum noch einen großen Bestand an traditionellen Häusern besitzen, insbesondere die typischen Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert, aber auch Stein- und Ziegelbauten aus dem 19. und 20.Jahrhundert. Auch die städtischen Raum- und Bebauungsstrukturen sind weitgehend erhalten. Aktuell jedoch verliert die Stadt, wie viele andere Städte Russlands, ihre wertvolle Holzbebauung durch physischen Verfall und einen kaum gesteuerten Entwicklungsdruck.
Die Dissertation soll Möglichkeiten für die Bewahrung und Entwicklung des wertvollen städtischen Bauerbes in Irkutsk aufzeigen. Ausgangspunkt ist die These, dass sich aus den umfangreichen Erfahrungen mit dem städtebaulichen Denkmalschutz in Deutschland Erkenntnisse gewinnen lassen, die für die praktische Übertragung und Anwendung in Irkutsk geeignet sind. Hierfür werden beispielhaft Quartiere mit historischer Bausubstanz in Dresden und die hier angewandten rechtlichen und planerischen Erhaltungsinstrumente untersucht. Im Vergleich mit ähnlichen Quartieren in Irkutsk werden geeignete Methoden und Strategien identifiziert und ihre Anwendungsmöglichkeit im Rahmen der dortigen Planungspraxis und Rechtslage diskutiert.