Das Erbe des preußischen Hofgartendirektors Peter Joseph Lenné in Polen
Ein Beitrag zu seinem 150. Todestag
Peter Joseph Lenné (1789-1866), der 1816 in preußische Hofdienste trat, diente drei Königen: Friedrich Wilhelm III., VI. und Wilhelm I. In dieser Zeit verschönerte er nicht nur die königlichen Gärten und die „Insel Potsdam“, sondern kümmerte sich um Stadtplanungen, Ausbildung, Baumschulen, Eisenbahnstrecken, Blumenzucht, Landwirtschaft usw. Einen Großteil seiner Werke machen jedoch ländliche Gutsanlagen aus. Die ästhetischen Handgriffe (Pflanzungen, Wegeführungen, Gewässer), die sich anhand der in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten bewahrten Pläne ablesen lassen, führten zur so genannten „Lenné-Meyerschen-Schule“, die in Deutschland viele Nachahmer und Schüler fand. Lenné gehört damit zu den wichtigsten Gartenkünstlern des 19. Jahrhunderts.
Die rund 25 von ihm gestalteten Gartenanlagen in den ehemaligen preußischen Provinzen Pommern, Neumark und Schlesien gehören heute zu Polen. Hierunter fallen seine bemerkenswerten Planungen für den Ottobrunnen in Pyritz/Pyrzyce (mit Karl Friedrich Schinkel), die Wallanlagen in Stettin/Szeczin, die Hafen- und Badeanlagen Swinemünde/Swinoujscie sowie das Krankenhaus in Sonnenburg/Slonsk. Ferner finden sich bürgerliche und adlige Gutsgärten wie in Rützow/ Rosowo für Konsul Schröder, in Klein Küssow/Koszewko für die Familie Geibler sowie den Freiherrn von Hacke in einem bislang noch nicht identifizierten Ort in Schlesien. Eine Ausnahme bilden die Gärten der königlichen Familie im Hirschberger Tal (Jelenia Gora), die eine einmalige Gartenlandschaft formen sowie die „Ornamented Farm“ des königlichen Rathes Bethe in Reichenbach/Radaczewo, dessen Landschaftsverschönerung noch bis in die 1960er Jahre als Eckpunkt der deutschen Landesplanung galt (Wiepking-Jürgensmann).
Obwohl es erste Ansätze gibt, muss das polnische Erbe Lennés bislang als unbearbeitet gelten. Eine wesentliche Hürde stellen Sprachschwierigkeiten dar, vorhandene Grundlagen zu ermitteln und aufzuarbeiten, eine weitere betrifft den vermeintlichen oder tatsächlichen organisatorischen Aufwand einer Bereisung bzw. einer Erfassung.
Das Forschungsprojekt wird zum ersten Mal den Bestand der Lenné-Gärten als Kooperationsprojekt für die polnische und deutsche Seite erschließen. Die hier gewonnenen Ergebnisse sollen so aufbereitet werden, dass sie Grundlagen für verschiedene Projekte (Ausstellung, Konferenz, Publikation) im Jubiläumsjahr bilden.
Gefördert aus Mitteln der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung.
Projektlaufzeit: 1.5.2014 - 31.1.2015
Projektbearbeitung:
- Dr. Justyna Jaworek, Naturwissenschaftliche Universität Breslau
- Christoph Haase, M. Sc.