Geistige und geistliche Wurzeln der Herrnhuter Gartenkultur im 18. Jahrhundert in Europa
In zahlreichen Gebieten des alltäglichen Lebens heben sich die Mitglieder der Herrnhuter Brüdergemeine im 18. Jahrhundert von der übrigen Bevölkerung ab. Das betrifft u.a. die Organisation des alltäglichen Lebens in den sogenannten Chören, die Gliederung des Tagesablaufs durch regelmäßige liturgische Elemente mit Ausgabe von Tageslosungen, die Stadt- und Siedlungsplanung, das Bau- und Friedhofswesen sowie die Kleidung. Zunehmend gibt es zu den genannten Gebieten Forschungsarbeiten, die sich mit der Sonderstellung der Herrnhuter befassen. So auch im Bereich der Architektur, Stadt- und Siedlungsplanung, wo versucht wird diese theologisch zu begründen bzw. sie in Bezug zu anderen Strömungen, wie die der Shaker, zu setzen.
Im Bereich der Gartenkunst bzw. der Herrnhuter Gartenkultur und deren geistigen bzw. geistlichen Wurzeln ist dies nicht der Fall. Zwar existieren einzelne Arbeiten zu Herrnhuter Gartenanlagen, die deren Entstehungsgeschichte bis in die heutige Zeit aufarbeiten, oder auch Arbeiten, die sich mit bestimmten Freiraumtypen der Herrnhuter Siedlungen wie dem Gottesacker befassen. Diese Arbeiten widmen sich jedoch lediglich der Geschichte der einzelnen Anlagen, eine Auseinandersetzung mit den zu Grunde liegenden Ideen bzw. der Frage inwieweit sich die religiösen Anschauungen der Herrnhuter, ihre Auffassung von einem gottgefälligen Leben sowie ihre Missionstätigkeit im Bereich der Anlage bzw. Ausstattung der Gärten wiederspiegeln, ist jedoch noch nicht erfolgt. Das heißt, es fehlt eine Einbindung dieser Forschungsansätze in das, was die Gartenkultur der Herrnhuter Gemeinde ausmacht.
Ziel der Dissertation ist es daher, die geistigen und geistlichen Hintergründe der Herrnhuter Brüdergemeine in Bezug auf deren Gartenkultur auszuloten und somit auch für diesen Bereich die Sonderstellung der Herrnhuter Brüdergemeinde im Europa des 18. Jahrhundert zu begründen.