Historische Stadtbäume und ihre Veredelung. Zukunftsfähige Möglichkeiten zur Anwendung der Veredelung an Stadtgehölzen zur Erhaltung denkmalgeschützten Erbes am Beispiel ausgewählter Anlagen in den Städten München, Düsseldorf und Dresden
Das Leben der Bewohner der Stadt wird zunehmend durch den anthropogen verursachten Klimawandel beeinflusst, der lebensnotwendige Ressourcen nachhaltig negativ stört, sodass wir in starker Bedrängnis sind, Lösungen für aktuelle und künftige Problemstellungen zu finden. Bedingt durch die steigende Häufung an Extremwetterereignissen, abnehmenden mittleren jährlichen Niederschlags und Anstieg der Temperatur sind vor allem die größten Antagonisten der Phänomene betroffen – Gehölze und Sträucher.
Insbesondere historische Gartenanlagen beklagen einen hohen Abgang von vegetabiler Substanz, welcher in Folge von Krankheiten, veränderten Standortbedingungen und Wassermangel entsteht. Gerade die wesentlichen heimischen Großbäume wie Esche, Ulme, Rosskastanie, Berg-Ahorn, Buche und Eiche leiden besonders unter Hitze und Trockenheit. Eichenprozessionsspinner, Ulmensplintkäfer und neuerdings auch Eichenprachtkäfer verbreiten sich innerhalb kurzer Zeit auf den vorgeschwächten Gehölzen. Pflanzenkrankheiten, wie das Eschentriebsterben bei Eschen, die Phytophthora-Wurzelfäule auf Rot-Buchen, die Rußrindenkrankheit auf Berg-Ahorn oder das Bakterium Pseudomonas bei Rosskastanien führen zu unaufhaltsamen Gefährdungen. Mit ganzer Kraft wird nach resistenten Typen der unverzichtbaren, meist heimischen Baumarten gesucht, bislang allerdings ohne Erfolg.
Aus dieser Dringlichkeit heraus erforscht die Arbeit ein bisher stark unterrepräsentiertes Thema, die historische Technik der Veredlung. Es wird anhand einer tiefreichenden Literaturrecherche analytisch erforscht, welche Methoden insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert in Baumschulen zur Anwendung kamen, die Beziehung und wechselseitige Beeinflussung von Unterlage und Edelreis, Verwendung solcher Gehölze und deren Bedeutung für den gartendenkmalpflegerischen Erhaltungswert im heutigen Sinne. Vergleichend mit der heutigen Baumschulökonomie werden Fehlentwicklungen deutlich, aufgrund dessen aufgezeigt wird, welche Methoden geeignet erscheinen durch Veredlung zukunftsfähige Gehölze zu züchten, die den künftigen klimatischen Rahmenbedingungen in der Stadt standhalten können.
Im Fokus stehen hier Stadtbäume, die im Sinne der Denkmalpflege und heutiger Standortgerechtigkeit, Bilder ermöglichen, die die künstlerischen Gestaltungsabsichten bleibend zur Geltung bringen.