Oct 26, 2022
Ausstellungsbeitrag beim Wissenschaftsforum COSMO
Im Rahmen des Wissenschaftsforums des Kulturpalasts Dresden COSMO, ist nun auch ein Ausstellungsbeitrag der Professur für Landschaftsbau zu sehen. Eröffnet am 28. September 2022 werden im COSMO Beiträge der Forschung verschiedener Wissenschaftsdisziplinen, von Dienstag bis Donnerstag jeweils 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr, erlebbar. Neben der Vorstellung eines klimaneutralen Dresdens im Jahr 2035, einem interaktiven IoT-Panorama (IoT- Internet of Thnigs) oder einem Roboter Air-Hockey, kann der Ausstellungbeitrag der Professur für Landschaftsbau „Der Neue Promenadenring Dresden“ im Detail betrachtet werden. Er ist Ergebnis verschiedener studentischer Arbeiten zum Promenadenring in Dresden.
In vielen Städten wurden im Zuge der, Ende des 18. Jahrhunderts einsetzenden, Schleifung der aus militärischen Gründen angelegten Befestigungsanlagen baumbestandene Ringpromenaden angelegt. Einige Städte, insbesondere wohlhabende und stark wachsende Handelsstädte wie Wien, Frankfurt, Bremen, Hamburg und Leipzig nutzen die Chance zur Anlage von großzügigen öffentlichen Parkanlagen in den bis dato nahezu steinernen und baumlosen Innenstädten. Historische Stadtpläne von Dresden zeigen, dass nahezu in der Kontur des Wallgrabens zwar eine Allee, jedoch in einer für eine Residenzstadt eher bescheidenen Dimension, angelegt wurde. Im Bereich der geschliffenen Befestigungsanlagen waren zwar zunächst Grünflächen wie z.B. der Botanische Garten zu finden, jedoch handelt es sich überwiegend um privatisierte Gartengrundstücke. Im Zuge der Industrialisierung wuchs die Stadt rasant und folglich entstanden auf diesen privaten Gartenparzellen baulich sehr stark verdichtete Quartiere. Diese Bebauung wurde, ebenso wie die gesamte Innenstadt, 1945 fast vollständig zerstört.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Stadt Dresden nicht in der ursprünglichen Dichte wieder aufgebaut, sondern die Bebauung folgte den in nahezu ganz Deutschland zeittypischen Leitbildern der gegliederten und aufgelockerten sowie der autogerechten Stadt. Entsprechend wurde der wiederaufgebaute Altstadtkern nahezu im Verlauf der ehemaligen Befestigungsanlagen von mehrspurigen Straßensystemen umgeben, die teilweise mit großflächigen Grünräumen begleitet sind. Diese unbebauten Räume sind jedoch sehr stark von den Straßen zerschnitten und bieten kaum Aufenthaltsmöglichkeiten. Hinweise oder Bezüge auf die ehemaligen Befestigungsanlagen sind rar.
Mit Blick auf die Entwicklungsgeschichte ist es daher nur folgerichtig, dass die Stadt Dresden mit ihrem Konzept zum Promenadenring hier anknüpft und auf die Elemente Bezug nimmt, die den Stadtgrundriss historisch geprägt haben: auf die Bastionen der ehemaligen Befestigungsanlagen und auf die von Alleen begleiteten Promenaden. Aufbauend auf vorliegendem Konzept der Stadt Dresden* besteht auch die Chance, mit einer teilweise optimierten Verkehrsführung die bei der Entfestigung der Stadt verpasste Chance eines großzügigen grünen Ringes (*vgl. auch Laudel, Heidrun, 2006 und * Kobelsdorf, Tobias 2010) neu zu denken:
- Mit einem Mehrwert für den kfz-unabhängigen alltäglichen Fußgänger- und Radverkehr und damit auch einer Verbesserung der Vernetzung der Innenstadt mit den Stadtteilen
- mit auf kurzem Wege erreichbaren Entspannungs- und Aufenthaltsorten für die in der Innenstadt wohnende Bevölkerung,
- als stadtklimatisch wirksame Fugen und kühlende Orte im Baumschatten von Alleen inmitten der allenorts sichtbaren Verdichtung der Innenstadt,
- zur Erhöhung der Biodiversität in der Innenstadt,
- als eine weitere herausragende touristische Qualität: Die Altstadt in der Spur ihrer historischen Grenzen durchgängig umrunden und erleben zu können leistet einen großen Beitrag zum Verständnis der Stadtgeschichte.
Ausgehend von einer Analyse der historischen und aktuellen Situation, sowie mit den Anforderungen an die geplanten Nutzungen, gilt es sich mit dem vorliegenden Gesamtkonzept der Stadt Dresden und den vorhandenen, geplanten und bereits realisierten Abschnitten des Promenadenrings auseinanderzusetzen und ein tragfähiges Gesamtkonzept zu entwickeln. Dieses soll in einen Entwurf für einen Teilbereich münden und für Teile in eine Detailplanung für ausgewählte Bereiche überführt werden.
Insgesamt 30 Studierende des Masterstudiengangs Landschaftsarchitektur haben sich im Wintersemester im Jahr 2020 mit dem Entwurf einzelner Teilbereiche beschäftigt. Den Studierenden stand es frei, einen Abschnitt ihrer Wahl (A-F) vertiefend zu entwerfen. Sie finden nunmehr sechs beispielhafte Ergebnisse unterschiedlicher Autor:innen in diesem Luftbild der Stadt Dresden zu einem neuen Promenadenring kombiniert. Ergänzend ist in Abschnitt X der Plan des in weiten Teilen durch die Stadt Dresden bereits realisierten Abschnitts „Westpromenade“ (Büro Plancontext, Landschaftsarchitektur – Wettbewerbsgewinn aus 2016) eingefügt. Ist einer der Pläne der Studierenden verfolgenswert? Ein autofreies Terrassenufer? Ein Park an der Prager Straße? Eine Anbindung der Zwingerallee an die Elbe? Der Innenhof des Marstalls als touristischer Magnet? Wir freuen uns über Ihr Feedback!
Quellen:
https://www.dresden.de/de/stadtraum/planen/stadtentwicklung/stadtplanung/stadtteilplanung/promenadenring.php
Laudel, Heidrun, Aufsatz zur Konferenz Stadtraum Dresden von 2006 „Der Altstadtring im 19. Jahrhundert – eine verpasste Chance in der Entwicklung der Stadt“
Nach Dr. Tobias Knobelsdorf, „François Cuvilliés ́ Entfestigungsplanung für Dresden von 1761“, Sächsisches Staatsarchiv, 2010
Luftbild: Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen