Visualisierungswerkstatt 2023
Wer Landschaftsarchitektur studiert, lernt, eigene Ideen an Nutzer*innen und Interessierte zu vermitteln. Da es dabei überwiegend um Gestaltung geht, ist es nicht allein mit einer eloquenten Rhetorik getan. Vielmehr müssen Studierende bereits im Studium unter Beweis stellen, dass sie ihre Lösungen mit zeitgemäßen Hilfsmitteln überzeugend und verständlich visualisieren können. Vom Bleistift bis zum 3D-Visualisierungsprogramm Lumion stehen dafür unzählige Möglichkeiten zur Verfügung. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass im Laufe eines Studiums nur ein Bruchteil dieses Potenzials erprobt, geschweige denn vertieft werden kann.
Hier setzt die Visualisierungswerkstatt im Wintersemester 2023 an, die inzwischen zum zweiten Mal durch das Lehrgebiet Landschaftsplanung als Modul LB562, LM245 und LM333 durchgeführt wurde. Waren es bei der ersten Werkstatt im Jahr 2021 noch 7 Studentinnen, die sich aufgrund der Pandemie ausschließlich online zum gemeinsamen Arbeiten treffen konnten, nahmen in diesem Jahr 24 Studierende im Modul und dem darin enthaltenem, intensiven Vor-Ort-Programm vom 16. zum 20. Januar die Möglichkeit wahr, sich und ihre Visualisierungsmethoden weiterzuentwickeln. Mit der Hilfe von Mary Meier, Romy Hanke, Philipp Herrmann und Maxim von Gagern durchliefen die Studierenden fünf intensive Tage, die unter dem Motto „von VIEL zu GUT“ darauf abzielten, sich nicht sofort auf eine Visualisierungstechnik und ein damit verbundenes Produkt zu stürzen, sondern zu Beginn viel Zeit in das Ausprobieren und Verwerfen zu investieren, um dann die vielversprechendsten Varianten zu einer angemessenen Reife weiterzubearbeiten.
Insofern startete das Vor-Ort-Programm der Werkstatt unter dem Motto „Kreatives Chaos“ mit einer Übung zu Brainstorm-Techniken und einem Open Space Skill Bazaar, bei dem die Studierenden sich gegenseitig ihre selbst erarbeiteten und zuvor aufbereiteten Visualisierungsmethoden vorführten. Darüber hinaus stellte Romy Hanke den Linol-Schnitt vor und der erfahrene Landschaftsarchitekt Volker von Gagern gab einen Einblick in schnelle Skizzen in der Bauherren-Beratung und Visualisierungsmethoden der 1970/80er Jahre, deren Anmutung heute wieder brandaktuell ist. Außerdem gab es von Pastellkreide bis Strukturpapier die verschiedensten Materialien zum Ausprobieren.
Die Ergebnisse der einzelnen Arbeitstische landeten an der „Wall of Skill“, die am Ende des ersten Tages einen eindrucksvollen Überblick über die Vielfalt an Möglichkeiten der Visualisierung und den Reichtum an vorhandener Erfahrung innerhalb der Teilnehmenden gab.
Am zweiten Tag konnten die Studierenden zwischen zwei Themenkomplexen wählen, für deren Bewältigung sie Visualisierungstechniken ihrer Wahl einsetzen und erproben konnten: in der 3. Etage wartete das Forschungsprojekt „Stadt Land Navi“ mit verschiedenen Standorten entlang der Leipziger Rietzschke, an denen die Studierenden verschiedene Entwicklungsszenarien darstellen sollten.
Wie sähe dieser Standort aus, wenn dem Fluss viel Raum und viel Grün gegeben würde, was wäre, wenn man andere Nutzungen wie Verkehr und Bebauung favorisiert? In der vierten Etage ging es um das Forschungsprojekt „Grünordnungsplan 2.0“ und damit um die Aufgabe, dem normalerweise technisch anmutendem Planwerk zu mehr grafischer Wucht zu verhelfen. Die Studierenden konnten zwischen allgemeinen Herausforderungen und konkreten, teils komplexen planerisch-naturschutzfachlichen Festsetzungen wählen, die mittels Visualisierungstechniken ihrer Wahl veranschaulicht werden sollten.
Frei nach dem Tages-Motto „Alles was geht“ versuchten die Studierenden, zu jeder Gestaltungsaufgabe mögliche Lösungsvarianten zu finden, um dann am nächsten Tag (Motto „Aschenputtel – die Guten ins Töpfchen“) die Aussichtsreichsten herauszustellen. Am Donnerstag („Vergolden“) und Freitag („Finalisieren“) nahmen sich die Studierenden dann intensiv einiger weniger Ideen an und erschufen eine Reihe von aussagekräftigen wie unterhaltsamen Ergebnissen.
Den Höhepunkt der Woche begingen die Teilnehmenden mit einer Vernissage am Freitagabend, bei der die Visualisierungen in der vierten Etage des Hülße-Baus bei Getränken und selbstgemachten Buffet präsentiert wurden.