SoSe 21 I Chemnitz 2025
Chemnitz 2025
Kulturhauptstadt als Motor der Stadtentwicklung
Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ wird seit 1985 jeweils für ein Jahr nach einem mehrstufigen Bewerbungsverfahren vom Rat der Europäischen Union verliehen. Die Initiative ist auf europäischer Ebene mit dem Ziel verbunden, „den Reichtum Europas und die Vielfalt der europäischen Kulturen“ herauszustellen und einen „Beitrag zum gegenseitigen Verstehen der europäischen Bürger“ zu leisten (Beschluss Nr.1622/2006/EG). Pro Jahr tragen zwei Städte diesen Titel; im Jahr 2025 stellen Deutschland und Slowenien die Europäische Kulturhauptstadt.
Trotz finanzieller Risiken von Festivals für die austragenden Städte hat ihre Popularität nicht abgenommen. Immerhin gab es in Deutschland acht Bewerber – darunter auch Dresden – um den Titel Kulturhauptstadt Europas für das Jahr 2025. Das Rennen gemacht hat letztlich Chemnitz. Die Stadt wird nach (West-)Berlin 1988, Weimar (1999) und Essen 2010 die vierte deutsche Kulturhauptstadt Europas.
„Kulturhauptstadt – das ist kein Zustand, das ist ein Prozess. Um diesen Titel zu tragen, müssen Städte ein schlüssiges Konzept vorlegen, wie sie die Kultur zum Motor der Stadtentwicklung machen. Wie ein kreatives Klima zum Nährboden für das urbane Leben der Zukunft wird. Und wie sie als Stadt in Europa zur europäischen Stadt werden. Jahr für Jahr machen das zwei europäische Städte exemplarisch vor. Von allen ließ und lässt sich lernen, egal ob sie Glasgow, Marseille, Pilsen, Breslau, Leeuwarden oder Valetta heißen. Denn sie alle haben sich auf dem Weg zu ihrem Kulturhauptstadtjahr ihrer regionalen Besonderheiten und Probleme vergewissert und sie in ein neues Selbstverständnis münden lassen: Innerhalb der eigenen städtischen Bevölkerung und innerhalb Europas. Dabei geht es nicht um ein Fest für 365 Tage, sondern um eine nachhaltige Strategie mit einjährigem Zwischenhoch.“ (Quelle: https://chemnitz2025.de/prozess-2/)
Aufbauend auf einer Analyse dessen, wie der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich als Instrument der Stadtentwicklung genutzt wurde, blickten die Studierenden nach Chemnitz. Einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Kulturhauptstadtkonzept der Stadt folgte eine vor-Ort-Begutachtung mit Expertinnen und Experten in Chemnitz. Gemeinsam wurden Handlungsfelder und konkrete Orte für Projekte definiert und Teams von Studierenden entschieden sich jeweils für einen Bereich. Mit den Akteuren vor Ort entwickelten sie erste Ideen für dessen Entwicklung und Gestaltung für das Jahr 2025. In einem weiteren Arbeitsschritt wurde dann die Zukunftsperspektive für den Ort um 25 Jahre erweitert und damit eine Vision für das Jahr 2050 visualisiert.
Eine realitätsnahe Aufgabenstellung hat sowohl für eine Universität als auch für Projektpartner immer das Potenzial einer Win-Win-Situation. Die Studierenden wurden mit den Interessen unterschiedlichster Akteure konfrontiert und mussten ihr Konzept im Entwicklungsprozess wiederholt zur Diskussion stellen. Gleichzeitig bietet die Bandbreite der entstandenen Konzepte jetzt für die Projektpartner seitens der Stadt Chemnitz die Möglichkeit, die Potenziale eines oder auch mehrerer Orte auszuloten.
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Chemnitz Fahrradfreundlich
Melanie Hacker-Heller, Eva-Maria Kraus
"Sowohl als Besucher*in als auch als Bewohner*in von Chemnitz fällt auf: Chemnitz ist eine Stadt für den Autoverkehr. Doch im Zuge des anstehenden Kulturhauptstadtjahres und der Verkehrswende ist das kein Ruf mehr, mit dem sich eine Stadt schmücken möchte. Eine nachhaltige, klimagerechte Stadt ist eine Stadt der gleichberechtigten Verkehrsteilnehmer*innen, des guten Radwegenetzes und der Selbstverständlichkeit eines Drahtesel. Mithilfe von einigen wenigen Mitteln und einer intelligenten Verknüpfung von Kulturstandorten der Stadt durch ein Radwegenetz wird das Thema Kulturhauptstadt der Zukunft Realität und umsetzbar."
(Auszug aus dem Erläuterungstext der Verfasser*innen)
Oase(n)zeit
Jule Richter, Carlotta Ickert
"Der Chemnitztalradweg verläuft parallel zum Fluss Chemnitz durch das Stadtgebiet. Während es südlich des Stadtzentrums bereits Projekte im Rahmen von Chemnitz 2025 gibt, die auf eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität zielen, sind nördlich des Stadtzentrums bisher keine Interventionen geplant. Die vorhandenen Nutzungsarten entlang des Radwegs sind in sehr unterschiedlicher Intensität wahrnehmbar. Darauf aufbauend lässt sich der betrachtete Bereich in sechs Abschnitte einteilen, die jeweils einen spezifischen Charakter aufweisen. Die besten Bedingungen, einen Aufenthaltsort am Radweg zu schaffen, finden sich dabei im Abschnitt 'Oase'. Der Entwurf schlägt hier einen 'alternativen Erlebnisweg' für eine langsamere Geschwindigkeit vor."
(Auszug aus dem Erläuterungstext der Verfasser*innen)
Energie Tanken am Brühl-Ufer
Raja Bretschneider, Ludwig Weimert
"Als ein Baustein in der übergeordneten Leitidee eines Parks entlang der Chemnitz im gesamten Stadtgebiet bildet das Entwurfsgebiet zwischen dem Viertel Brühl und der Nordstraße und zwischen der Müllerstraße und der Georgstraße ein großes Potenzial, den Fluss ins Zentrum der Wahrnehmung zu rücken und unbesetze Stadträume neu zu erschließen. Dabei ist Intention, den Charakter des Ortes, welcher stark durch die industriellen Infrastrukturen des regionalen Energieversorgers geprägt ist, zu erhalten und deren Charme weiterzuentwickeln."
(Auszug aus dem Erläuterungstext der Verfasser*innen)
Verkehrscampus Kappel
Katharina Fischer, Christiane Schmidt
"Das ehemalige Straßenbahndepot Kappel soll "Garagencampus" werden. Es ist angedacht, dort Künstler, Ausstellungen und Startups anzusiedeln. Diese werden sich überwiegend mit dem Thema "Mobiltät" beschäftigen. Ziel ist eine Bespielung des Areals rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Dies wird nicht allein durch die Ansiedlung von Künstlern und Ausstellungen erreicht, es müssen auch Seminare, Veranstaltungen und Freizeitangebote entwickelt und angeboten werden. Dazu ist eine Vernetzung mit der Nachbarschaft zwingend notwendig und eine prozesshafte Entwicklung der Bestandsbauten."
(Auszug aus dem Erläuterungstext der Verfasser*innen)
Create space for culture
Gwendolyn Bauer, Jessica Erbes, Julia Endler, Sarah Meyer
"Im Zentrum von Chemnitz, in unmittelbarer Umgebung des Hauptbahnhofes, befindet sich der Schillerplatz. Für das Kulturhauptstadtjahr soll er als Teil des Kulturquartiers neu gestaltet werden. Dabei wird die Sichtachse zwischen St.Petrikirche und Aktienspinnerei, heute Bibliothek der TU Chemnitz, wiederhergestellt, indem ein Rückbau des Omnibusbahnhofs erfolgt. Zusätzlich soll die Georgstraße eine städtebauliche Aufwertung als Allee erfahren und gleichzeitig den Übergang zwischen Park und Platz definieren. Ziel ist es, beide Flächen als einen Begegnungsraum im Stadtbild wahrzunehmen. Für das Kulturhauptstadtjahr 2025 sind vielfältige Gestaltungselemente geplant, welche der Unterhaltung und der Erholung dienen."
(Auszug aus dem Erläuterungstext der Verfasser*innen)
Zwei Orte - Zwei Wege
Baptiste Grassin
"Die „Zweiseitigkeit“ des Schmidt-Rottluff Ensembles spiegelt sich in der Freiflächengestaltung wieder. Auf der einen Seite entsteht ein direkter Weg, der gerade durch das Grundstück führt. Auf der anderen Seite findet man einen indirekten Weg, der einen neuen Blick auf das Ensemble erlaubt. Die Aussichtsplattformen auf dem Weg bieten Sitzplätze und richtenden Blick der Besucher auf die Gebäude. Genau wie die Mühle und das Landhaus funktionieren die beiden Wege unabhängig und haben jeweils ihren eigenen Charakter. "
(Auszug aus dem Erläuterungstext des Verfassers)
Ensemble Schmidt-Rottluff
Sandra Hammermüller
"Der dargestellte Entwurf für das Schmidt-Rottluff Ensemble sieht eine Ausgestaltung des Hangs zwischen Mühle und Landhaus mit Landschaftsterrassen vor. Einzelne Plattformen sind über Stufen und barrierefreie Rampen miteinander verbunden und führen die Besucher vom Landhaus zur Mühle und umgekehrt. Sie erleben verschiedenste Blickwinkel auf die Gebäude. Künstler sollen hier eingeladen sein, auch im Freien zu arbeiten. Anhand der Gestaltung der Außenbereiche soll sich die Geschichte des Mühlengrundstücks ablesen lassen. Auch der ehemals an das Gebäude heranlaufende Mühlengraben soll gestalterisch ablesbar sein."
(Auszug aus dem Erläuterungstext der Verfasserin)