Erfahrungsbericht Christian Leßmann
Ich bin im vierten Jahr meiner Promotion Vater geworden. Rückblickend ist einfach toll, dass man als Wissenschaftler seine Zeit so frei einteilen kann. Wenn mal etwas in der Kita war oder die Tochter krank, dann kann man sich gut kümmern und einfach von zuhause aus arbeiten. Für mich mit westdeutschen Wurzeln ist einfach unglaublich toll, wie in Dresden die Kinderbetreuung organisiert ist.
Wir hatten für unsere Tochter nach 15 Monaten einen Kita-Platz – etwas später als gewünscht, aber dafür die Wunsch-Kita in der Nähe. Meine Frau war die ersten 10 Monate daheim und ich dann offiziell 4 Monate plus flexibles Arbeiten bis der Kita-Platz frei war. Wir hatten eine tolle und sehr familienfreundliche Stimmung am damaligen Lehrstuhl, sodass die Flexibilität am Anfang auch gar kein Problem gewesen ist. Letztlich war ich meist der Mann für Notfälle, da ich einfach unabhängiger arbeiten konnte als meine Frau als Apothekerin. Das kenne ich so auch von einigen Väter-Kollegen an der Uni. Die Arbeitszeiten von meiner Frau und mir waren auch so unterschiedlich, dass ich meist etwas später am Morgen unsere Tochter in die Kita gebracht habe, dafür konnte meine Frau sie am frühen Nachmittag wieder abholen. Gerade am Anfang haben wir versucht, die Kleine nicht mehr als 6 Stunden in der Kita zu lassen, da das schon auch anstrengend für ein Kleinkind ist. Mit der Zeit war das auch weniger ein Problem. Irgendwann hatten wir dann auch eine Oma vor Ort, sodass wir noch etwas freier waren. Gegangen wäre es auch so – für uns war es aber ein schöner Luxus.
An der Uni ist die Vereinbarkeit von Familie und Karriere meiner Erfahrung nach super. Einige Einschränkungen, die auch Auswirkungen auf die Karriere haben, will ich aber auch nicht verschweigen. Ich hatte einige Zeit nach meiner Promotion ein Angebot aus Oxford für eine PostDoc-Stelle. Das wäre eine tolle Möglichkeit gewesen, aber ich habe mich nach langer Überlegung dagegen entschieden. Später bin ich dann nach Erlangen gewechselt und von dort nach Braunschweig, während meine Tochter und meine Frau in Dresden geblieben sind. Ich glaube, dass das beruflich ganz wichtige Schritte waren, die durch das Pendeln aber schon auch sehr anstrengend gewesen sind. Aber irgendwie bekommt man das hin.