Erfahrungsbericht Janis Neufeld
Im Laufe meiner Promotion und Zeit als PostDoc an der Fakultät haben meine Frau und ich vier Kinder bekommen. Dabei konnte nicht bestätigt werden, dass der Anteil geborener Mädchen und Jungs annähernd gleichgroß ist: bei uns sind es vier Söhne geworden. So ist unser Alltag voller Leben und ohne die Unterstützung der Großeltern und auch zeitweises Zurückstecken im Beruf von mir und meiner Frau, wäre es sicherlich nicht zu stemmen. Aber gerade die Tätigkeit am Lehrstuhl bietet nach meinem Erleben sehr gute Voraussetzungen für die Vereinbarkeit mit der Familie. Die sehr flexiblen Arbeitszeiten, Möglichkeiten zum Home-Office und zur Elternzeit erleichtern es enorm, beides unter einen Hut zu bringen. Bis auf die festen Zeiten für eigene Lehrveranstaltungen, können Termine meist so gelegt werden, dass Sie mit den Betreuungszeiten zusammenpassen und man auch spontan z. B. auf kranke Kinder reagieren kann. Zu einem großen Teil hängt dies natürlich stark von dem jeweiligen Klima an der Professur und der Einstellung des Professors bzw. Vorgesetzten ab. Ich bin da sehr dankbar, dass ich hier sehr viel Verständnis und Unterstützung erfahren konnte und wir ein kinderreiches Professurteam sind.
Gleichzeitig kommt aber auch immer wieder das Gefühl auf, dass man zwischen den Stühlen sitzt und eigentlich in jeder seiner Rollen mehr tun müsste. Die alltäglichen Aufgaben an der Professur mit Lehre, Betreuung von Student:innen, Projekten und auch Verwaltungsaufgaben, die Dissertation bzw. Forschungsprojekte, zu Hause die Familie und auch ehrenamtliches Engagement – für alles sollte man gefühlt besser mehr Zeit investieren. Und so kommt schon immer wieder vor, dass ich am späteren Nachmittag eigentlich gut drin bin und noch gerne weiter an einem Beitrag weiterschreiben könnte, aber die Zeit nach Hause zu kommen drängt. Das erfordert schon die Fähigkeit Dinge gut sein zu lassen, abschalten zu können, aber zu anderen Zeiten diszipliniert zu arbeiten. Genauso verzichtet man mal auf die Chance eines Auslandsaufenthalts oder könnte vielleicht auch darauf einen größeren Forschungsoutput haben. Trotzdem würde ich die Lebenssituation nicht tauschen wollen. Und wenn der zehnjährige Sohn mitteilt, dass er später auch mal an der Universität arbeiten möchte, dann scheint die Kombination aus Familie und wissenschaftlicher Arbeit tatsächlich nicht ganz schlecht zu sein…