2015 - Forscher Alumni Tagung Angola
Forscher-Alumni-Treffen der TU Dresden in Angola
Das Treffen angolanischer Alumni im Juli 2015 war eine von drei Forscher-Alumni-Tagungen im Ausland, die zur Förderung im AvH-Förderprogramm „Forscher-Alumni-Treffen im Ausland“ ausgewählt wurden. Unter dem thematischen Fokus Biodiversität konnte man bei dieser Veranstaltung in Luanda nicht nur Alumni der TUD, sondern auch ehemalige Gastwissenschaftler und Studierende anderer Universitäten zusammenzuführen. Ziel der Organisatoren (Lehrstuhl von Prof. Neinhuis und Internationales Büro MN) war neben der Vertiefung der Netzwerkbeziehungen auch die Platzierung des Themas der Biodiversität bei den, teilweise in sehr hochrangigen Positionen in der Ministerialbürokratie beschäftigten, Alumni. Diese sollten sowohl als Multiplikatoren, als auch für konkrete Kooperationen gewonnen werden. Unterstützung bei der Durchführung der Veranstaltung erhielt der Bereich MN durch den strategischen Partner Universidade Kimpa Vita und durch die Universidade Agostinho Neto, deren Campus auch Veranstaltungsort war. Insgesamt haben etwa 60 Alumni an dem Treffen teilgenommen.
Die Vorbereitung der Konferenz war äußerst aufwendig und kompliziert. Dies war zunächst der Tatsache geschuldet, dass es keine verlässliche Datenbank der Forscher-Alumni gab, so dass die erforderlichen Daten mühsam rekonstruiert werden mussten. Zudem reagierten die angesprochenen Alumni nicht auf elektronische Mails und mussten demzufolge telefonisch kontaktiert werden – ein mühsamer und zeitraubender Prozess. Die weiteren Hürden (bürokratisch und logistisch) werden hier nicht thematisiert. Vor diesem Hintergrund drängte sich die Frage auf, welchen Mehrwert denn eigentlich eine derartige Alumni-Konferenz hat und ob die hohen Ausgaben gerechtfertigt sind, zumal eine hohe Wissenschaftlichkeit nicht zu erwarten war.
Ein positives Ergebnis ist die Wiederbelebung des deutschen Alumni-Vereins in Angola. Es gab eine offizielle Vereinssitzung, bei der konkrete Beschlüsse gefällt und operative Einheiten geschaffen wurden. Diese Struktur wäre sicher hilfreich, um die Aktivitäten des Vereins zu reaktivieren. Ein weiterer positiver Effekt war beispielsweise die Möglichkeit, mit einzelnen angolanischen Hochschulprofessoren Ideen zu entwerfen, wie man in Zukunft zusammenarbeiten könnte. Es konnten mit einem Wissenschaftler aus dem Technologie-Bereich konkrete Absprachen für eine zukünftige Zusammenarbeit getroffen werden. Die zwei „Höhepunkte“ der Konferenz waren:
- Unerwartet ergab sich für das ortsansässige Goethe Institut die Möglichkeit, Deutschunterricht in den Räumen der Hochschule anzubieten. Da das GI aufgrund der explodierenden Mieten in Luanda kaum noch über Räumlichkeiten verfügt, ist dies eine optimale Chance, mehr Deutschunterricht anzubieten. Die Hochschule kann so interessierten Studierenden langfristig die Option gewähren Deutsch zu lernen und damit den Forschungsstandort Deutschland realistischer werden lassen.
- Mit dem Umweltministerium unterzeichnete die TU Dresden einen Kooperationsvertrag, der die TU beauftragt, eine Biodiversitätsstrategie für Angola zu erarbeiten, die auch zur Gründung eines Nationalparks führen soll. Dieser Erfolg ist aber nicht nur das Ergebnis der Konferenz. Seit 2013 führt man diesbezüglich Verhandlungen. Am letzten Konferenztag wurde dann der Vertrag im Ministerium unterzeichnet.
Wenn man bedenkt, dass sich alle Geberorganisationen in den letzten Jahren aus Angola zurückgezogen haben, was zu einer gewissen Isolierung des Landes, vor allem wissenschaftlich, geführt hat, erscheint eine solche Veranstaltung, die alte Kontakte und Beziehungen wiederbelebt und mit neuen Inhalten und Aufgaben füllt, umso wichtiger. Professor Neinhuis gibt bei der Bewertung der Ergebnisse der Partnerschaft mit Angola und insbesondere der Alumni-Konferenz zu bedenken, dass Angola ein politisch sehr schwieriges Land mit nur sehr wenig Handlungsspielraum für Einzelne ist. Die Investition in Aktivitäten mit Angola birgt auch bei maximalem Einsatz finanzieller und personeller Ressourcen immer ein hohes Risiko. Trotz der zaghaften, teils unerwarteten, positiven Ereignisse und Entwicklungen der Konferenz muss man realistisch bleiben und diese nur als ersten Schritt auf dem Weg zu möglichen Kooperationen sehen. Gerade in einem Land wie Angola muss man unbedingt permanent „am Ball bleiben“!