Abgeschlossene Projekte
Inhaltsverzeichnis
- DAS PLANBARE UND DAS UNVERFÜGBARE MODELLE VON TRANSZENDENZ UND GEMEINSINN IN ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU IM 20. JAHRHUNDERT
- un|planbar
- Neue Tradition
- Architektur als Behauptung von Institutionalität und Geschichtlichkeit Teilprojekt im Sonderforschungsbereich 537 „Institutionaliät und Geschichtlichkeit“
- Building America Dresdner Symposien zur US-amerikanischen Kultur- und Technikgeschichte
- Planung und Bau eines Schutzgebäudes über den Ruinen eines hellenistischen Peristylhauses in Pergamon
- Expressionistische Architektur in Dresden Ausstellungsprojekt des Lehrstuhls für Baugeschichte
DAS PLANBARE UND DAS UNVERFÜGBARE
MODELLE VON TRANSZENDENZ UND GEMEINSINN IN ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU IM 20. JAHRHUNDERT
In architektonischen Visionen, im Gebrauch und in der Wahrnehmung von Architektur manifestieren sich Konstruktionen gesellschaftlicher Identität.
Architekturhistorisches Teilprojekt im Sonderforschungsbereich 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“, Projektleiter: Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Lippert
Die Architektur des 20.Jahrhunderts entstand im Kontext eines umfassenden sozialen und gesellschaftlichen Wandels, der einerseits eine euphorische Aufbruchsstimmung auslöste, andererseits aber auch als krisenhaft und bedrohlich erfahren wurde. Der eine Pol dieses Spannungsfeldes manifestiert sich in Strömungen, die den technisch-sozialen Entwicklungsprozess als Fundament für neue, gerade auch architektonisch formulierte Ideen von Gemeinsinn nutzen. Ihr Leitbild ist die Metaphysik der Maschine, die Verfügbarmachung des bisher Unverfügbaren zur Schaffung einer besseren Welt. Ihr Feindbild das in Tradition Gebundene und dem Zugriff Entzogene. Der andere Pol wird markiert durch Entwicklungen, die der modernen Kontingenz mit Visionen entgegnen, die das Bauen an Unhinterfragbares und Unverfügbares anbinden. Angesichts der als beunruhigend empfundenen „transzendentalen Obdachlosigkeit“ (Georg Lukács) suchen sie Halt in der Tradition, in der Geschichte und im zeitlos Gültigen. In ihrem Kontext werden Bildende Kunst, Architektur und Städtebau zum Fels in der Brandung, zur Kompensation für den Verlust früherer Glaubenswahrheiten.
Aus diesem spannungsvollen Bezugsrahmen werden im baugeschichtlichen Projekt des Dresdner Sonderforschungsbereichs 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“ fünf Themenfelder bearbeitet, die an Kristallisationspunkten dieser Entwicklung stehen und wechselseitig aufeinander bezogen sind.
Die Ruhe nach dem Sturm. Konstruktionen von Identität im Wiederaufbau Frankreichs, Belgiens und Ostpreußens nach 1914
Dr.-Ing. Kai Krauskopf
Der Erste Weltkrieg zeichnete eine Schneise der Zerstörung durch Europa. Architektur rückte als bedrohtes Kulturgut in die öffentliche Wahrnehmung und erlangte hinsichtlich ihres identifikationsstiftenden Symbolwerts für die Gemeinschaft nationale Wichtigkeit. Ein die Kriegshandlungen sekundierender propagandistischer Kampf um kulturelle Überlegenheit schrieb auch Bauten und Kunstwerken in der Provinz mit einem Male den Wert höchster und spezifisch nationaler Kultur zu. An Fallbeispielen in Belgien und Nordfrankreich sowie im Bereich Ostpreußen werden die Mechanismen sowohl zur Heimatbindung, wie zur Transzendenz und Gemeinsinnbildung erforscht.
Homogenität und Diversität. Konstruktionen von Identität im Wiederaufbau Frankreichs nach 1940
Dipl.-Ing. Kerstin Zaschke
Der französische Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg markiert eine Phase der Umbrüche nicht nur unter politischen und sozioökonomischen, sondern auch unter städtebaulichen und architektonischen Aspekten. Anhand ausgewählter Städte sowie des zeitgenössischen Diskurses wird erforscht, wie Architekten und Stadtplaner versuchten, die Städte neu zu strukturieren und gleichzeitig das historische Erbe zu sichern: Trotz ihrer materiellen Zerstörung blieb die historische Stadt als ein Fundus von „Zeichen“ bestehen, der beispielsweise in der Verwendung ortstypischer Materialien gezielt als Identifikationspotenzial eingesetzt wurde.
Topos und Polis. Zentrale Stadträume und Gemeinschaftsbauten in Frankreich und Deutschland 1900-1960
Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Lippert
Die unruhige Zeit der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts erweckte den Wunsch nach dauerhaft symbolischem Ausdruck in Architektur vor allem dort, wo politische und soziale Werte traditionell kulminieren. Einer modernen und säkularen Gesellschaft war es jedoch nicht mehr möglich, für die zentralen Stadträume und Gemeinschaftsbauten die alten Institutionen wie Kirche oder Patriziat zu bemühen. Anhand von Planungen für Industriestädte in Deutschland und Frankreich wird untersucht, welche Werte in den neu errichteten Zentren ihren Ausdruck finden, und ob der politisch-moralische Anspruch mit dem verwendeten gestalterischen Apparat zur Deckung zu bringen ist.
Campus als Kosmos. Amerikanischer Universitätsbau 1890-1940
Dr.-Ing. Anke Köth M.A.
Um 1900 wurden für die inzwischen etablierten amerikanischen Universitäten vermehrt Gesamtplanungen in historisierenden Stilen errichtet, die den „Geist der Universität“ verkörpern sollen. Die Angehörigen dieser Universitäten verstanden sich in einem hohen Maße als Gemeinschaft, die sich durch den gemeinsamen Studienalltag konstituiert, für den wiederum die Architektur den Rahmen bietet. Hier können gleichsam unter Laborbedingungen Transzendierungsmechanismen und die Generierung von Gemeinsinn untersucht werden: In welcher Form strukturiert Architektur diese „Heimat auf Zeit“ und darüber hinaus auch die Erinnerung an sie?
Materialität und Bedeutung. Bautechnologie und Architekturwahrnehmung im 20. Jahrhundert
Dr.-Ing. Andreas Schwarting
Ungeachtet des seit dem 19. Jahrhundert diskutierten Zusammenhangs zwischen Konstruktion, Material und Form, der sich bis heute in der Forderung nach „Materialgerechtigkeit“ und „konstruktiver Ehrlichkeit“ niederschlägt, hat sich erst in jüngster Zeit ein Bewusstsein der spezifischen Materialität der Architektur der Moderne herausgebildet. Hier gilt es zu untersuchen, in welcher Weise Materialien mit Bedeutungen wie „Modernität“ oder „Tradition“ aufgeladen werden und in welcher Beziehung dabei die materielle Architekturoberfläche als Schnittstelle zwischen Bauwerk und Benutzer mit deren medialer Vermittlung in Literatur, Fotografie und Film steht.
un|planbar
Die jährlich stattfindende Tagungsreihe beleuchtete vier für alle Projektbereiche relevante Themenfelder:
Weltbaumeister und Ingenieur. Der Architekt als „Rivale des Schöpfers“.
17.-18. Juni 2010
Planungen des 20. Jahrhunderts sind häufig von einem Universalitätsanspruch geprägt, da sie von einem Architekten ausgeführt werden, der alles vorausdenkt und als „Gestalter einer Totalität des Lebens“ (Hans Poelzig) auftritt. Er konstruiert Gemeinsinn ex nihilo und verkörpert Transzendenz in eigener Person.
Agora und Void. Die Inszenierung der Mitte in Architektur und Städtebau.
23.-24. Juni 2011
Architektonische Visionen menschlichen Zusammenlebens gipfeln häufig in monumentalen Gemeinschaftsbauten. Für diese Bauten wird oft kein Inhalt vorgeschlagen, an die Stelle traditioneller Symbolisierungen von Transzendenz wie Kathedrale oder Schloss tritt der leere, wenngleich baulich überhöhte Ort oder sogar der von materieller Substanz losgelöste, metaphorisch überhöhte Begriff.
Mensch und Maschine. Die Technik als Mittel der Transzendenzerfahrung.
Die industrielle und maschinelle Produktion von Architektur wird einerseits als „notwendiges Übel“ einer rationellen und kostengünstigen Bauproduktion angesehen, andererseits als „Taylorized Beauty of the Mechanical“ gelobt. Bereits 1912 pries Henry van de Velde Maschinen als „Geschöpfe einer höheren Stufe“.
Unbehaustheit und Heimat. Die Stiftung von Gemeinsinn durch Traditionalismus und durch eine neue Bürgerlichkeit.
Nicht nur die Kirchen möchten der modernen Immanenz ein Transzendenz und Gemeinsinn stiftendes Modell entgegensetzen, das in der Vergangenheit verankert wird. Auch im Alltag sollten die Verwerfungen der Moderne aufgefangen werden im Sicherheit versprechenden supranationalen Phänomen der neuen Bürgerlichkeit.
Neue Tradition
Interuniversitäre Forschergruppe unter Beteiligung der TU Dresden, TU Darmstadt, Bauhaus Universität Weimar, HCU Hamburg
Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Georg Lippert
Dr.-Ing. Kai Krauskopf
Dipl.-Ing. Kerstin Zaschke
Das Lehrgebiet Baugeschichte des Instituts für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege (IBAD) der TU Dresden veranstaltet eine Tagungsreihe zum Thema "Neue Tradition".
Die Veranstaltungen richten sich an Forscher, die sich in ihren Arbeiten mit den Themenkomplexen "Stuttgarter Schule", Heimatschutzarchitektur" und "Nationale Bautraditionen" beschäftigen.
Die nächste Tagung findet am 10. Oktober 2008 in Dresden statt. Wir danken allen Forschern für die Einreichung ihrer Vortragsvorschläge. Das Tagungsprogramm wird zur Zeit erstellt.
Architektur als Behauptung von Institutionalität und Geschichtlichkeit
Teilprojekt im Sonderforschungsbereich 537 „Institutionaliät und Geschichtlichkeit“
Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Lippert
Dipl.-Ing. Anke Köth M.A.
Dr.-Ing. Kai Krauskopf
Dipl.-Ing. Andreas Schwarting
Thema des Teilprojekts ist die Konstruktion fiktiver historischer Kontinuitäten, Verwurzelungen, Eigengeschichten und Entstehungsmythen, ausgedrückt in Architektur. Hauptgegenstand der Betrachtung sind Beispiele einer absichtsvoll historisierenden und zitierenden Architektur in den Vereinigten Staaten von Amerika im späten 19. und im 20. Jh., schwerpunktmäßig in der Zeit zwischen 1900 und 1970. Das Teilprojekt wird in drei Themenschwerpunkte untergliedert. Themenschwerpunkt I Boulevard of broken dreams beschäftigt sich mit historisierenden und eklektizistischen US-amerikanischen Kirchen- und Museumsbauten des 20. Jahrhunderts sowie mit der dieser Architekturentwicklung zugrunde liegenden Vergleichbarkeit der Denk- und Handlungsmuster zwischen den USA des 20. Jahrhunderts und dem Imperium Romanum der frühen Kaiserzeit. Dies gilt sowohl für die Spielarten der synkretistischen Aneignung historischer Kulturtraditionen als auch für den aus dieser Aneignung abgeleiteten allgemeinverbindlichen zivilisatorischen Anspruch und die auf ihm basierenden Visionen einer besseren Welt unter der „gütigen Hegemonie“ einer Supermacht. Parallel dazu untersucht Themenschwerpunkt II Manhattan Transfer die in derselben Zeit sich vollziehende Entstehung der Hochhausstadt, mit deren Formensprache und deren metaphorischer Aufladung als „Neues Jerusalem“, als city upon a hill oder, in kulturkritischer (häufig europäischer) Sicht als „Neues Babylon“. Zu diesem Betrachtungshorizont gehört auch das Heraufkommen der europäischen Moderne, die eine spezielle Geschichtskonzeption formuliert und ihrerseits den Anspruch erhebt, eine Zukunftsmacht mit universalem Gültigkeitsversprechen zu sein. In einer zweiten Bewilligungshase soll der Themenschwerpunkt III ab 2006 den Bezug zu Europa verdichten, indem er den Konnex zwischen der Entwicklung in den USA und europäischen Architekturtendenzen der jüngsten Vergangenheit herstellt und generell der Frage nachgeht, wie die amerikanischen Bauten und Debatten in Europa während der letzten hundert Jahre rezipiert und bewertet wurden. Im Rahmen des Forschungsprojekts findet regelmäßig das Symposium Building America statt.
Building America
Dresdner Symposien zur US-amerikanischen Kultur- und Technikgeschichte
Eine große Erzählung
Kanonisierung (29.-30.11.2007)
Kulturexport (22.06.2007)
Identitätsfindung (17.11.2006)
Migration der Bilder
Immigration und Exil (16.06.2006)
Eigenbilder - Fremdbilder (21.10.2005)
Kultur - Ästhetik – Wahrnehmung (10.06.2005)
Die Erschaffung einer neuen Welt
Fortschritt - Technik - Geschwindigkeit (04.12.2004)
Macht - Autorität - Moral (23.04.2004)
Identität - Geschichte - Gedächtnis (13.03.2003)
nähere Informationen unter Tel.: +49 351 463 35779
Die Beiträge der Symposien sind in folgenden Sammelbänden publiziert:
- Anke Köth, Anna Minta, Andreas Schwarting (Hrsg.): Building America. Die Erschaffung einer neuen Welt. Dresden 2005 (Link TUDpress )
- Köth, Anke; Krauskopf, Kai; Schwarting, Andreas (Hrsg.): Building America. Migration der Bilder, Bd. II, Dresden 2007 (Link TUDpress )
- Köth, Anke; Krauskopf, Kai; Schwarting, Andreas (Hrsg.): Building America. Eine große Erzählung, Bd. III, Dresden 2008 (Link TUDpress )
Planung und Bau eines Schutzgebäudes über den Ruinen eines hellenistischen Peristylhauses in Pergamon
Dr.-Ing. Andreas Schwarting
Der so genannte Bau Z, ein hellenistisches Peristylhaus in Pergamon (Türkei) wurde in den Jahren 1990 - 1993 im Rahmen der deutschen Ausgrabungen in Pergamon freigelegt. Dabei kam eine reichhaltige und kostbare Ausstattung mit sehr gut erhaltenen Mosaiken der römischen Kaiserzeit (1.Jh. n. Chr.) zutage, außerdem konnten zahllose Fragmente einer hellenistischen Wanddekoration des Ersten Pompeianischen Stils (1.Jh. v.Chr.) geborgen werden. 1996 - 2004 wurde über der nördlichen Hälfte des ca. 1500 qm großen Gebäudekomplexes ein von Dr.-Ing. Martin Bachmann und Dr.-Ing. Andreas Schwarting konzipierter Schutzbau errichtet, um die erhaltene Ausstattung dauerhaft zu schützen und Besuchern zugänglich zu machen. Die Durchführung des Projekts lag in den Händen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Istanbul.
Nähere Informationen auf der Website des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Istanbul.
Literatur:
Martin Bachmann, Andreas Schwarting: Pergamon Bau Z. Schutzbau über römischen Mosaiken. Dresden 2005. (Link TUDpress )
Martin Bachmann, Andreas Schwarting: Der antike Bau Z. Ein Schutzbau für Mosaikfußböden in Pergamon. In: Bauwelt 37/2005, S. 30-33.
Expressionistische Architektur in Dresden
Ausstellungsprojekt des Lehrstuhls für Baugeschichte
Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Lippert
Dipl.-Ing. Tanja Scheffler
Im Rahmen der Dresdner Festwochen "Brücke 100: Hundert Jahre Expressionismus" fokussierte das studentische Ausstellungsprojekt die architektonische Facette dieser Kunstbewegung. Ausgehend von einem Überblick über die Merkmale und wichtigsten Vertreter dieser Architekturströmung wurden expressionistische Gebäude Dresdens in Form von Fotografien, Zeichnungen und Text vorgestellt.
Die Ausstellung fand im Transformatorengebäude des ehemaligen Heizkraftwerks Mitte, Wettiner Platz, vom 25.06.2005 bis zum 10.07.2005 statt. Ergänzend dazu gab es Vorführungen von expressionistischen Filmen und Architekturrundgänge.
Filmveranstaltungen:
Der Magier - Dokumentarfilm über Hans Poelzig (24.06.2005)
Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Regie: Paul Wegener (25.06.2005)
Metropolis (restaurierte Fassung), 1926, Regie: Fritz Lang (26.06.2005)