04.02.2022
Die Steuerung des eigenen Willens: Sonderforschungsbereich 940 startet in die 3. Förderphase
Die Mechanismen des Willens entschlüsseln: SFB 940 „Volition und kognitive Kontrolle: Mechanismen, Modulatoren, Dysfunktionen“
Der Sonderforschungsbereich geht in die dritte Runde. Das 60-köpfige interdisziplinäre Team der TU Dresden wird zusammen mit Kooperationspartnern der Charité Berlin nun für weitere vier Jahre den Geheimnissen der willentlichen Selbststeuerung auf den Grund gehen. Der SFB 940 hat sich zum übergeordneten Ziel gesetzt, die kognitiven und neuronalen Mechanismen zu entschlüsseln, die der Fähigkeit zur willentlichen Kontrolle der eigenen Handlungen und Gefühle zugrunde liegen und zu verstehen, wie es zu Beeinträchtigungen der Selbststeuerungsfähigkeit kommt. Diesen Erkenntnissen sind die Wissenschaftler in den vergangenen acht Jahren bereits ein gutes Stück nähergekommen. So gelang es beispielsweise mit Hilfe der Kombination psychologischer Experimente und funktioneller Bildgebungsmethoden, Regionen im Frontalhirn zu identifizieren, in denen Absichten und Ziele aufrechterhalten und gegen den Einfluss störender Umweltreize oder unerwünschter Handlungsimpulse abgeschirmt werden. Darüber hinaus konnten die neuronalen Schaltkreise entschlüsselt werden, die der willentlichen Steuerung zielgerichteter Handlungen im Unterschied zu automatisierten Gewohnheiten zugrunde liegen. Die neu gewonnenen Erkenntnisse über die Mechanismen menschlicher Entscheidungen und der Handlungssteuerung haben maßgeblich dazu beigetragen, besser zu verstehen, wie es zu Beeinträchtigungen der Selbstkontrolle kommt und warum Menschen in ihrem Alltag häufig kurzsichtige Entscheidungen treffen, die mit negativen Folgen für den Einzelnen und hohen gesellschaftlichen Kosten verbunden sind. Der Sprecher des Sonderforschungsbereichs, Prof. Thomas Goschke, erklärt den Erfolg des SFBs damit, dass dieser in „innovativer Weise interdisziplinäre Grundlagenforschung zu neurokognitiven Grundlagen der willentlichen Handlungssteuerung mit klinisch und gesellschaftlich relevanten Anwendungsfelder verbindet“.
In der dritten Förderperiode wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun unter anderem untersuchen, ob sich anhand von gestörten neurokognitiven Prozessen langfristig das Risiko von Suchterkrankungen und anderen psychischen Störungen prognostizieren lässt, warum es unter starkem Stress zu Beeinträchtigungen der Selbstkontrolle kommt und wie sich solche Beeinträchtigungen auf soziale Interaktionen auswirken. Langfristige Vision ist es, so Goschke, auf der Basis neuer Einsichten in die neurokognitiven Grundlagen der willentlichen Handlungssteuerung Grundlagen für eine verbesserte Prävention und Therapie von Störungen der willentlichen Selbststeuerung zu legen und damit auch neue Impulse für den gesellschaftlichen und philosophischen Diskurs über die Willensfreiheit zu setzen. https://tu-dresden.de/sfb940
Sprecher: Prof. Thomas Goschke, TU Dresden
Partner: TU Dresden, Charité Berlin
Fördersumme: ca. 10 Mio. Euro
SFB 940: Volition und Kognitive Kontrolle
Prof. Thomas Goschke,
Tel.: 0351 463-34695 oder 0172 3554785