Jul 15, 2022
Ausstellung im Foyer (BZW): Ergebnisse der baukonstruktiven Übung BAUKO 3 - ReUse in Architecture
Das Ziel der Bauko-3-Übung war es, ein "ReUse"-Gebäude zu gestalten, um ein Beispiel für ein zukunftsorientiertes und nachhaltiges Entwerfen und Bauen zu setzen. Elf Entwürfe eines DesignBuild-Studios für den neuen Architekturfakultäts-Standort am Weberplatz sind im Foyer des BZW bis 29.7. ausgestellt.
Die Bedingungen für die Architektur haben sich verändert: Bauen ist Hauptverursacher der weltweiten Verschmutzung, des Ressourcenabbaus und Energieverbrauchs aus nicht erneuerbaren Quellen. Mehr als 50% des jährlichen Müllaufkommens in Deutschland, 90 % der inländischen Rohstoffentnahme und 40% der globalen CO2-Emissionen: Das ist die Bilanz des Bauwesens. Architektur im 21. Jahrhundert kann nicht länger auf Kosten der Umwelt und künftiger Generationen entstehen. Eine zukunftsfähige Bauwirtschaft und Architektur muss um die vollständige Rückführbarkeit von Ressourcen in geschlossene Bauteil- und Stoffkreisläufe erweitert werden. An erster Stelle steht natürlich das Verringern von Material- und Ressourcenverbrauch. Eine Lösung mit dem wohl kleinsten ökologischen Fußabdruck ist das Direktrecycling ("Re-Use"). Das bedeutet, nicht mehr benötigte Materialien oder Bauteile werden an einem anderen Ort wieder eingesetzt. Die Vernichtung, Zerlegung oder Beseitigung kann somit entfallen. Damit stehen wir allerdings ganz am Anfang eines architektonischen Erkenntnisprozesses, denn damit unter den Bedingungen unserer Zeit eine gute und zukunftsfähige Architektur aus wiederverwendeten Bauteilen ("Post-Use-Baumaterialien") entstehen kann, benötigen wir neben Lösungen für technische und prozessuale Probleme ein fundierte baukonstruktive und architektonische Auseinandersetzung mit dieser Materie.
Die Bauko-3-Übung gliederte sich in 4 Aufgabenteile. Durch anfängliche Input-Vorträge wurde das Thema "Bauteile wiederverwenden" von verschiedenen Seiten beleuchtet. Im Anschluss daran bildete eine digitale "Material-Ernte" die Grundlage für die Entwurfsübung. Jeder Kursteilnehmende "erntete" drei realexistierende Baumaterialien eines Rückbaus, katalogisierte und digitalisierte diese.
Die Entwurfsaufgabe war es ein DesignBuild-Studio mit Montagehalle und Werkstatt für den neuen Architekturfakultätsstandort am Weberplatz zu entwerfen. Der geplante Umzug der Fakultät Architektur in den Weberbau (Weberplatz) regt an, eine neue Strukturierung der bisherigen Räumlichkeiten und Nutzungsanforderungen zu überdenken.
Die vierte Aufgabe näherte sich der Praxis. Entworfen, geplant und gebaut wurde eine künstlerische Intervention zum Thema "ReUse" mit den Künstlerinnen Kadija de Paula und Chico Togni aus Brasilien sowie FELL (Fellipe Vergani) im Rahmen des Kunst-Festivals CAMPUS KANTINE auf dem Gelände der ehm. Robotron-Kantine (Dresden). Initiiert und organisert wurde dies vom Kunsthaus Dresden.
Das Ziel des Entwurfsprojektes - mit möglichst hohem Anteil an Post-Use-Baumaterialien - war es, anhand des Entwurfsbeispiels ein Zeichen für ein zukunftsorientiertes und nachhaltiges Entwerfen und Bauen zu setzen. Denn Baubestand muss wieder als Quelle von Ressourcen und Ideen betrachtet und seine Wieder- und Weiterverwendung als architektonisches Potenzial verstanden werden. Der Entwurf soll aufzeigen, dass es sich keineswegs um minderwertige "Abfall-Architekturen" handelt, sondern um kreative und innovative Lösungen mit einem hohen gestalterischen und ästhetischen Anspruch. Ziel der Kernaufgabe sowie der Begleitaufgaben war es, den Entwurfs- und Planungsprozess in umgekehrter Reihenfolge zu denken bzw. zu üben.
Neben der materiellen Komponente sollte aus wiederverwendeten Baumaterialien ein (fiktiver) Versuchsbau für ein Design Build-Studio entworfen werden und so das Bauen im Maßstab 1:1weiter etablieren. Dieses Projekt kann einen Auftakt bilden für weitere Diskussionen zu dem Thema "Baumaterialien wiederverwenden" sowie das Einbinden Studierender in die praktische Umsetzung von Projekten stärken und den notwendigen physischen (Arbeits-)Raum dafür geben.
Die Ausstellung ist noch bis 29.7. im Foyer des Bürogebäudes (Zellerscher Weg 17/ B-Flügel) zu sehen.
TU Dresden
Fakultät Architektur
Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren II
Prof. Michael Vaerst
Seminarleitung: Uwe Kirst