2008s, Schwarzburg, Dresden, Hellerau
Diplomarbeit
HOTEL SCHLOSS SCHWARZBURG
Um- und Ausbau der Ruine Schloss Schwarzburg
Ann-Katrin Stuber
Auszeichnung der besten Absolventen 2008 Enno-Heidebroek Urkunde
Ein Ort des Rückzuges, zum Abschalten, zur Ruhe kommen. Erhaben auf einem lang gestreckten Bergsporn liegt das einstige Barockschloss Schwarzburg eingebettet in die Landschaft des Thüringer Waldes. Das heutige Erscheinungsbild des Schlosses ist geprägt von den 1940-1942 durchgeführten Umbauarbeiten zum Reichsgästehof durch die Nationalsozialisten nach Plänen des Architekten Hermann Giesler. So existieren im Erdgeschoss und im Untergeschoss des Hauptflügels kaum noch barocke Gebäudeteile. Sowohl die innere Struktur mit Gewölbedecken als auch die Außenwände wurden beinahe komplett abgebrochen und durch massige Ziegelwände ersetzt. In den weniger zerstörten Obergeschossen, insbesondere im 2. Obergeschoss sind dagegen noch barocke Bereiche erhalten geblieben. Der Querflügel wurde bis auf den Schlossturm komplett abgebrochen und sollte neu aufgebaut werden. Die Umbauarbeiten wurden zwar 1942 aufgrund des fortgeschrittenen Krieges abgebrochen, doch ein Großteil der Anlage war bereits zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es unterschiedliche Pläne zum Wiederaufbau der Schlossanlage, die jedoch alle aufgrund des hohen finanziellen Aufwands ins Leere liefen. Der Schlossturm brannte 1981 durch Fahrlässigkeit völlig aus und ragt heute als barockes Fragment aus dem eingeschossigen Ziegelsockel aus den 40er Jahren empor. So präsentiert sich das Schloss heute, 60 Jahre nach den angefangenen Umbaumaßnahmen der Nationalsozialisten immer noch als bizarre und größtenteils karg wirkende Bauruine. Vor allem die extrem dicken Außenmauern und die in die Westfassade hinein gebrochenen riesigen Fensteröffnungen prägen das Erscheinungsbild des Gebäudes. Der erste Schritt des Entwurfes besteht in der räumlichen Fassung des Schlosshofes - im Süden durch einen neu interpretierten Querflügel und im Norden durch einen Anbau an das wie abgeschnitten wirkende Kastellangebäude. So entstehen ein großer und ein kleiner Schlosshof, die von zwei sich gegenüberliegenden L-förmigen Gebäudekomplexen umschlossen werden. Auch der Schlossturm wird so wieder in die Gesamtanlage eingebunden. Zentrales Thema des Entwurfes ist der ungestörte, konzentrierte Ausblick in die Landschaft und die exponierte aber auch sehr abgeschiedene Lage des Schlosses. Das Hotel soll ein Ort des Rückzuges, ein Ort zum Abschalten und zur Ruhe kommen sein. Sowohl die von den Nationalsozialisten durchgeführten Eingriffe und Zerstörungen als auch die über die Jahre hinweg verblassten barocken Wandmalereien und Stuckreste sollen nach der Instandsetzung immer noch sichtbar und spürbar sein. Eine neu hinzugefügte dritte Zeitschicht bildet dabei den Rahmen für die so gegensätzlichen, direkt aufeinander prallenden Schichten. Das Hauptgebäude beinhaltet die zentralen Bereiche des Hotels wie Rezeption, Lobby, Restaurant und Gästezimmer. Hier wird die ursprüngliche barocke Raumstruktur mit einem langen Erschließungsflur zum Innenhof hin und nach Westen ausgerichteten Zimmern wieder aufgenommen. Im neuen Querflügel sind die Zimmer dagegen sowohl nach Süden als auch auf den Innenhof ausgerichtet. Die Fassaden des Haupt- und des Querflügels haben jeweils eine Innen- und eine Außenseite. Die zum Innenhof gewandten Fassaden zeigen eher auf den zweiten Blick die Geschichte der Anlage, die Außenfassaden dagegen machen dies mit ihren großen Öffnungen bereits von der Ferne aus sichtbar.
Diplomarbeit
HOTEL SCHLOSS SCHWARZBURG
Heike Lorenz
Im Mittelpunkt der Überlegungen zum Wiederaufbau des Schwarzburger Schlosses stand stets der behutsame Umgang mit allen historischen Baualtersschichten. Der noch vorhandene Bestand an Bausubstanz sollte bei den Planungen angemessen berücksichtigt werden, weitere vermeidbare Verluste historischer Zeugnisse der thüringischen Architekturgeschichte sollten so verhindert werden. Der realisierte Entwurf sieht vor, den Altbestand weitestgehend zu erhalten. Gleichzeitig wird eine historisierende Wiederherstellung einer früheren Bauphase abgelehnt und konsequent vermieden. Bedingt durch die wechselvolle Geschichte des Schlosses ließe sich die Rekonstruktion eines bestimmen "Ur-Zustandes" weder konzeptionell begründen noch bautechnisch umsetzen. Kern des vorliegenden Entwurfes ist die Umnutzung der Schlossanlage zu einem Hotel der gehobenen Klasse. Das dazu nötige Raumangebot konnte nicht ausschließlich im bestehenden Hauptgebäude integriert werden, so dass sich schon früh die Notwendigkeit von Ergänzungsbauten abzeichnete. Diese entstehen nördlich und südlich des Hauptgebäudes und nehmen mit ihrer Ausrichtung an der Westseite des Bergplateaus Bezug auf die über verschiedene Epochen vorzufindende Kubatur der Schlossanlage. Durch die so entstehende Spangenform wird der Altbau als zentraler Baukörper besonders hervorgehoben. Gleichzeitig treten die Nebengebäude in mehrerer Hinsicht in ihrer Wirkung zurück. Zum Einen sind die Bauten deutlich vom Hauptgebäude abgerückt und darüber hinaus auch wesentlich niedriger angelegt; zum Anderen wurden die Nebengebäude in reduzierter Materialität entworfen und sind damit gegenüber dem barocken Hauptgebäude bewusst zurückhaltend gestaltet. Das entstehende Gesamtensemble umschließt eine Abfolge dreier platzartiger Freiflächen. Der zentral gelegene Schlossplatz besteht nahezu unverändert seit dem 17. Jahrhundert und wird durch die Umbauten nicht verändert. Nördlich schließt sich der Vorplatz am Kastellangebäude an, der durch seine dreiseitige Umfassung einen semi-privaten Charakter erhält und somit zur Wohnqualität der anliegenden Appartements beiträgt. Südlich des Schlossplatzes entsteht eine Terassenlandschaft auf mehreren Ebenen. Der Zugang ist sowohl über eine Treppe vom zentralen Erschließungsweg als auch direkt vom Schloss aus möglich. Der Platz lädt durch seine Wasserflächen und Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein und bietet einen weitläufigen Ausblick über das Schwarza-Tal und die sich anschließende Berglandschaft. Der Norden der Terrasse wird von der Dachfläche des ehemaligen Kirchenschiffs gebildet, welches nur im Erdgeschoss neu aufge-baut werden soll. Der Kirchturm wird somit zu einem fast freistehenden Solitär und bildet einen weiteren markanten Blickpunkt im Ensemble der Gebäude. Die niedrige Bauhöhe des Querflügels vergrößert die Raumwirkung des Schlossplatzes und eröffnet von da aus neue Blickbeziehungen zum Kaisersaal. Am Kirchturm werden sich auch nach der Sanierung die Spuren der Geschichte des Schlosses beispielhaft ablesen lassen, die massiven Eingriffe verschiedener Zeiten bleiben offengelegt und die Ruinenhaftigkeit wird in verantwortbarem Rahmen bewusst aufrechterhalten. An den Stellen, an denen Baubestand auf Ergänzungen trifft, soll der baugeschichtliche Bruch auch nach dem Wiederaufbau sichtbar bleiben. Dieses Konzept wird unter Anderem an der Fassade des Hauptgebäudes zum Tragen kommen, hier sollen die Fehlstellen im Außenputz ergänzt werden, wobei zwischen altem und neuem Material eine Fuge bestehen bleiben wird. Auch Fenster bei denen das Sandsteingewände fehlt, werden neue Gewände angesetzt, allerdings aus Ziegeln. Die Idee wird auch im Inneren des Schlossgebäudes fortgeführt, da neu eingezogene Wände nicht bündig an den Bestand anschließen, sondern eine Schattenfuge bilden werden. Unterstrichen wird die trennende Wirkung von der verschiedenen Materialität der Innenwände, welche sich unter der einheitlichen weißen Schlämmung abzeichnen wird. Das ältere Mauerwerk besteht größtenteils aus Schiefer, während jüngere Wände aus Ziegeln gefertigt sind. Um den Hotelbetrieb zu ermöglichen war der Bau von neuen Treppenhäusern unumgänglich. Eines befindet sich am nördlichen Ende des Gebäudes an der neu zu errichtenden Stirnwand, das andere wird am südlichen Ende eingepasst. Darüber hinaus war es notwendig die großen Räume in mehrere funktionale Hotelzimmer aufzuteilen. Es war möglich, die erhaltenen Querwände in Hotelzimmer zu integrieren und sie so in ihrer charakteristischen Form zu bewahren.
Diplomarbeit
HOTEL SCHLOSS SCHWARZBURG
Michael Hamann
Der Ort Inmitten der idyllischen Naturlandschaft des Schwarzatals in Thüringen liegt das erstmals 1071 erwähnte Schwarzburg. Prägend für diesen Ort ist der hohe Bergsporn, der weit ins Schwarzatal hineinragt und auf dem sich in beeindruckenderWeise das alte Schloss präsentiert. Die Anlage besteht aus der nördlichen Zufahrt, an der das Torhaus liegt. Eine schmale Straße führt vorbei am Kastellangebäude und dem zerstörten Hauptschloss zum bereits sanierten Kaisersaal und dem wiederhergestellten Barockgarten. Die Historie Wann die ersten Befestigungsanlagen auf dem Bergsporn erbaut wurden, ist ungewiss. Beschreibungen ab dem 14. Jh. zeigen eine Entwicklung von einer Wehrburg zu einem Residenzschloss auf. Zwischen 1664 und 1682 wurde das Schloss zu einem Barockschloss umgebaut und modernisiert und blieb bis 1940 erhalten. Nach den Plänen des Architekten Hermann Giesler sollte die Anlage im 3. Reich zum Reichsgästehaus umgebaut werden. Die Arbeiten wurden jedoch 1942 aufgrund der Kriegslage eingestellt. Somit blieb das Schloss als entkerntes und sich teilweise im Rohbau befindendes Gebäude bestehen. Der Entwurf Der Entwurf setzt sich mit dem Bestand des Hauptschlosses auseinander, welcher zum Einen aus den barocken Gebäudeteilen und zum Anderen den teilweise beeindruckenden räumlichen Gegebenheiten der vierziger Jahre besteht. In diesem Szenario sind vor allem der Schutz des Gesamtbestandes und dieWiederauffüllung der Ruine mit einer Nutzung notwendig. Architektonisch sind Nutzung und Bestand in Einklang zu bringen, um das Hauptschloss an diesem beeindruckenden Ort für den Besucher zum Erlebnis zu machen.
Diplomarbeit
HOTEL SCHLOSS SCHWARZBURG
Susann Löffler
Im Sinne einer Reparaturmassnahme sollen diese Fragmente nicht überformt, sondern je nach baulichem Zustand durch entsprechend angemessene Eingriffe wieder nutzbar gemacht werden: sind nur noch die Fundamentmauern im archäologischen Bereich erhalten ,lässt eine Freiraumgestaltung einstige Baukörper erahnen - so zwischen Kastellansgebäude und Hauptflügel. Der Hauptflügel selbst hat eine weitestgehend intakte Gebäudehülle, die innere Raumstruktur ist dagegen fast vollständig zerstört worden, nur Wandmalereien und die Anschlussstellen früherer Wände lassen den früheren Zustand erahnen.Der Entwurf sieht hier vor, die alte Struktur aufzugreifen, Wände wieder an o.a. Anschlussstellen anzuschliessen und erhaltenswerte Malereien und Stuckdecken zu restaurieren. Jede Baumassnahme wird so geplant, dass sie als hinzugefügtes "Möbel" lesbar wird. Die oberirdische Grundmauer im Südosten animiert in Umkehrung dazu, einen neuen Gebäudekörper auszubilden. Dieser entwickelt sich aus dem für den Hauptflügel charakteristischen Gang, der nur einseitig die Zimmer erschliesst. Es wird ein neuer HOf gebildet, der von einem Wandelgang umschlosssen wird, welcher seinen Abschluss im Turm mit Turmzimmer findet. Am Wandelgang angeschlossen sind Räume, die als Angebot wahrgenommen werden können, den Tag im HOtel zu gestalten. Die äussere Erscheinung des neuen Baukörpers ist daduch gekennzeichnet, dass hier die Öffnung die Hülle bildet, Ausnahe ist der Bereich des früheren Kapellenflügels, der als solcher noch erkennbar bleiben soll. Sind noch ausreichend Reste vorhanden, wird das Material des Barockbaus ergänzt bezw. neu hergestellt. Das Ziegelmauerwerk der 1940er Planung wird gestockt, so ist es weniger als Verband, sondern mehr als Fläche zu lesen und geht damit auf die Eingenschaft eines verputzen Baukörpers ein. Auch der Neubauerhält eine Putzoberfläche, die im Vergleich zum Altbau aber gröber strukturiert ist. Besonderen Umgang erfordern die Öffnungen des Westflägels, die teils noch aus dem Barock bzw. der Renaissance stammen, teils aber Rohbauöffnungen in Ziegelmauerwerk sind. Aus diesem Ziegelmauerwerk werden die neuen Gewände gebildet. Sie springen im Gegensatz zu den Sandstein Einfassungen nicht aus der Fassade heraus, sondern weichen zurück.
Vertiefungsentwurf
LAND UNTER...
Hochwasserschutz für die historische Kulturlandschaft zwischen Loschwitz und Pillnitz
Jana Panka, Franziska Urban
Für das Überschwemmungsgebiet der Kulturlandschaft Niederpoyritz bis Pillnitz wurde nach Analyse der verschiedenen Schutzzonen (Naturschutz, Trinkwasserschutz, Denkmalschutz etc.) ein Hochwasserschutzkonzept entwickelt, das mit variierenden Schutzlinien auf die unterschiedlichen Anforderungen eingeht und den Charakter der historischen Dorfkerne bewahrt. Der historisch gewachsene Dorfkern von Hosterwitz soll durch eine HQ-20-Schutzlinie vor Überflutungen (Elbe und Keppbach) geschützt werden. Dabei können vorhandene Mauern erhöht und ergänzt werden und wichtige Öffnungen und Sichtbeziehungen erhalten bleiben. Der Entwurf sieht für die Öffnungen Hochwasserschutztore vor, die im Normalfall die Sichtbeziehung erhalten. Dort, wo ergänzt werden muss, z.B. durch eine neue Brücke, sollen moderne Materilien (Beton) zum Einsatz kommen, die sich durch ihre Zuschläge und Oberflächen der Umgebung anpassen.
Vertiefungsentwurf
LAND UNTER...
Hochwasserschutz für die historische Kulturlandschaft zwischen Loschwitz und Pillnitz
GUTE AUSSICHTEN FÜR LAUBEGAST
Vinzenz Adldinger, Stefan Grieger, Circé Biais
Laubegast ist durch seine inselartige Lage zwischen Elbe und Elb-Altarm besonders hochwassergefährdet. Ziel des Entwurfes ist es, Maßnahmen, die den Schutz von Laubegast und Alttolkewitz sicherstellen sollen, aus der landschaftlichen und städtebaulichen Struktur heraus abzuleiten und den Ort zugleich in seiner Identität zu stärken und weiterzuentwickeln. Hieraus leitet sich der Einsatz unterschiedlicher Entwurfsbausteine ab: Entlang des Laubegaster Elbufers entsteht eine Mauer die den mitunter rauen Charakter dieses Uferabschnittes aufgreift, rhythmisiert und durch unterschiedliche Oberflächenbehandlung akzentuiert. Zum Teil werden vorhandene Mauerverläufe einbezogen. Eine andere Situation bietet sich an den breiteren Elbwiesen und am Altarm. Hier wird mit einer Kombination aus Mauern und Geländemodellierungen auf die topographische Situation eingegangen. Um die Qualitäten des Altarmes als Landschaftsschutzgebiet und Erholungsraum zu stärken werden die dort stattfindenden Erholungsaktivitäten an den Rand gelagert und mit dem Hochwasserschutz kombiniert.
Hauptentwurf
EIN HAUS FÜR HELLERAU - Bauen im Flächendenkmal
Lieven Schulz
Hauptaufgabe des Semesters war das Entwerfen eines Wohnhauses für das Flächendenkmal Gartenstadt Hellerau. Im Vordergrund stand die Betrachtung des Vorhandenen, sowie die analytische Auseinandersetzung derer Traditionen, damit eine sensible Kombinatorik von alten und neuen Themen entstehen konnte. Gewählt wurde hierfür das Grundstück "Beim Gräbchen", welches sich durch seine zentrale Lage direkt am Markt, sowie den topographischen Gegebenheiten, als interessanter Ausgangspunkt für den Entwurf eignete. Grundidee des Projektes war das Schaffen eines Ganzen, welches sich gefühlvoll in den Ort integrieren sollte, ohne dabei alte Formen lediglich zu kopieren. Der Typus des Reihenhauses schien sehr geeignet. Der Versuch eine oft additiv vorkommende Form neu zu interpretieren bzw. zu thematisieren, und somit eine gewisse Art Identität zu verleihen, soll als weiterer Ansatz angesehen werden. Eine wichtiges Thema war der Kontrast von Vorder- und Rückseite, sowie das Schaffen von angemessenen Wohnqualitäten. Das ganze Haus besteht aus insgesamt vier Reihenhäusern, welche im Erdgeschoss über einen offenen Grundriss verfügen. Wichtig hierbei wär die sanfte Überbrückung eines ganzen Geschosses, begrünet durch die relativ hohe Böschnug auf dem Grundstück. Erreicht wurde dies durch geringe Niveauunterschiede der einzelnen Ebenen vor und im Haus. Die Split-Levels erzeugen eine spielerischen Umgang mit dem Gelände und machen das Innere erlebbarer. Desweiteren erlangt man dadurch eine offene Zonierung verschiedener Bereiche. Durch den zentralen Treppenkern erschließt man den Rest des Hauses. Das relativ kompakte erste Obergeschoss, sowie das großzügige zweite Obergeschoss sollen die unterschiedlichen Wohnqualitäten und die Flexibilität des Hauses Ausdrücken. Charakteristisch für das Prokekt ist die Gestaltung der Fassade durch Holzschindeln, sowie Fassadenelementen aus Lärche. Die Holzschindeln machen das Haus zu einem Ganzen, und verleihen die gewünschte Identität und Geschlossenheit. Im Gegensatz dazu stehen die Fassadenelemente, welche je nach Benutzung das Thema wechselt, und somit auch den Grad an Flexibilität behalten. Bei dem Entwurf war es wichtig eine gewisse altneue Sprache zu formulieren, wie können traditionelle Themen heute aussehen, bzw mit dem heutigen Anspruch verknüpft werden.
Hauptentwurf
EIN HAUS FÜR HELLERAU - Bauen im Flächendenkmal
Lea Ullmann
Dresden-Hellerau ist die erste und einzige deutsche Gartenstadt im ursprünglichen Sinne der Gartenstadtbewegung. Herausragende zeitgenössische Architekten wie Richard Riemerschmid, Hermann Muthesius und Heinrich Tessenow waren in verschiedenen Planungsbereichen tätig. Der Bau der Siedlung wurde 1909 in Zusammenhang mit dem Neubau der Fabrikgebäude der Deutschen Werkstätten Hellerau begonnen. Der Gedanke der Gartenstadt, entstanden als Folge der missständlichen Wohnungssituation in den großen Städten Anfang des 20. Jahrhunderts, beinhaltet neben der Absicht des naturnahen und kulturvollen Wohnens in gesunder Umgebung auch soziale Aspekte. Die Wohnungen im denkmalgeschützten Bereich von Hellerau sind durch ausgeklügelte Grundrisse und einen effektiven Umgang mit der vorhandenen Fläche gekennzeichnet, so dass sie für das Kleinbürgertum der damaligen Zeit erschwinglich waren. Der Entwurf befasst sich mit dem Neubau eines Wohngebäudes auf einem freien Grundstück "am Pfarrlehn ", einer Wohnstraße im Zentrum von Hellerau. Die Straße ist besonders geprägt von einer Reihenhauszeile von Heinrich Tessenow geprägt, welche dem freien Grundstück gegenüberliegt. Wie muss ein neues Gebäude beschaffen sein, um sich in ein hundert Jahre altes Flächendenkmal auf ideale Weise einzufügen? Eine genaue Überprüfung der am Ort vorhandenen Traditionen ist notwendig, um zu entscheiden, welche Elemente in ein zeitgenössisches Wohnhaus angemessen übernommen werden können und sollen, und in welchen Bereichen eine Ablehnung der Tradition gerechtfertigt ist. Das Gebäude zeigt in vielen Punkten einen klaren Bezug zur Umgebung. Das Dach, in Dimension und Form, sowie die Zonierung der Fassade sind zu nennen, des weiteren die Anordnung der Fenster, welche im Entwurf wie in den gegenüberliegenden Häusern von Heinrich Tessenow quadratisch und sprossenlos ausgebildet sind. Es handelt sich um ein Zweifamilienhaus, eine in Hellerau häufig angewandte Wohnform. Durch eine vertikale Verschränkung der Wohneinheiten ist eine optimale Einbindung in das Gelände gewährleistet. Die Wohnräume liegen in beiden Wohnungen auf der Westseite und auf Gartenniveau. Anders als in Hellerau üblich sind die Grundrisse der Wohn- und Essbereiche offen und großzügig gestaltet, während die privaten Schlafzimmer eher geschlossen und rational gehalten sind. Jeweils eine große Öffnung aus dem Wohnzimmer erlaubt einen intensiven Bezug zum Garten. Die Gärten erstrecken sich nach Westen den Hang hinauf und sind durch einen Niveauversprung von einer Geschosshöhe und eine integrierte Stützmauer voneinander abgegrenzt. Die Konstruktion aus Mauerwerk und Holzrahmenbau, sowie die Materialwahl kommen dem Anspruch des kostengünstigen und umweltfreundlichen Bauens nach. Eine Besonderheit des Entwurfs ist die Fassadenverkleidung aus Holzlatten, welche sich wie aus einem Guss über das Obergeschoss und das Dach legt. Dieses Gestaltungsmerkmal ist als eine bewusste Auffälligkeit den typischen Häusern in Hellerau gegenüber zu verstehen und würdigt die über ein Jahrhundert sich vollziehenden Entwicklungen in der Architektursprache.