11.02.2020
Bachelorarbeit im Sommersemester 2020
Umfeld der historischen St. Matthäuskirche Berlin
Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerbombte Tiergartenviertel kann als der erste, stadtnahe Villenvorort Berlins gelten. Wer in der Mitte des 19. Jahrhunderts Namen und Vermögen hatte, siedelte sich dort an. Dieser neue, durchgrünte Stadtteil bildete eine eigene Gemeinde, die durch einen Entwurf des königlichen Hofbaumeister Friedrich August Stüler auch eine neue Kirche bekommen sollte, die 1846 eingeweiht wurde: die Matthäuskirche.
Auf einer frühen, idealisierten Darstellung sieht man sie in eine romantische Landschaft eingebettet, in der sich auch erste Wohnhäuser abzeichnen. Die Außenanlagen bekamen jedoch durch die mehrstöckige Bebauung im Kirchenumfeld schon bald einen anderen Charakter: Der Grünstreifen um die Kirche wurde baubegleitend mit kleinkronigen Bäumen bepflanzt, der Platz vor der Kirche wirkte hingegen wie ein englisches Chapel‐Green. Wenn auch weniger romantisch, sondern eher architektonisch gestaltet, blieb diese Durchgrünung bis 1945 erhalten.
Der Wiederaufbau im damaligen Westberlin umfasste die wenigen Altbauten (auch die Matthäuskirche) sowie den Aufbau eines Kulturforums, zu dem die Philharmonie, die Staatsbibliothek sowie die Neue Nationalgalerie gehörten; später kamen das Kunstgewerbemuseum und die Gemäldegalerie hinzu. Mit der Öffnung der Mauer lag dieser Bereich im vereinigten Stadtzentrum und konnte mittels des Potsdamer und Leipziger Platzes wieder städtebaulich an die Stadtmitte angeschlossen werden. Seitdem finden zahlreiche bauliche Verdichtungen statt.
Eine der letzten Verdichtungen ist der neue vom Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron geplante Museumsbau, der zu zahlreichen Kontroversen führte. Durch ihn wird eine vom Büro Valentien & Valentien 1998 gestaltete Freifläche beseitigt und bebaut. Damit entsteht auch eine neue Situation für die benachbarte Matthäuskirche. Mit seinem raumgreifenden Entwurf sieht das Schweizer Büro eine Beseitigung des Grünstreifens um die Kirche und damit eine Versiegelung vor, der Platz wird als nur angelegentlich behandelt.
Die Frage ist, wie die Kirchgemeinde, die Eigentümerin der heute bestehenden Grünflächen ist, sich verhalten soll. Die Gemeinde hat sich bislang weniger um die Potentiale dieser Anlage gekümmert, widmet sich aber auch mittels einer eigenen Stiftung der Vermittlung von Kunst und Religion. Nun stehen bezüglich des weiteren Vorgehens mehrere Optionen im Raum: Will man eine ‐ in Planerkreisen als veraltete Lösung geltende ‐ Versiegelung, will man historisierende Schmuckbeete oder will man eine ganz neue Aufenthaltsqualität schaffen?
Im Rahmen einer Bachelorarbeit soll diese Frage aus der Perspektive der Landschaftsarchitektur beantwortet werden: Was tun?
Tatsache ist, dass die denkmalgeschützte Kirche einen Umraum besitzt, der zu ihr gehört und in dem man nicht bedingungs‐ und bezuglos planen kann. Andererseits haben sich heutige Nutzungen und die umgebende Architektur verändert. Es gilt also, aus der Geschichte und mittels der vorherrschenden Bedingungen schlüssige Konzepte zu entwickeln, die qualitätvolle Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.
Anmeldung des Themas: bis 20. März 2020 am Lehrgebiet Geschichte der LA
Ausgabe der Bachelorarbeit: 1. April 2020
Abgabe der Bachelorarbeit: 29. Juli 2020