13.03.2018
DBU - Forschungsprojekt bewilligt
Um die bestehende deutsch-tschechische Zusammenarbeit im Bereich der Gartendenkmalpflege weiter voranzutreiben und zu befördern, hat unser Lehrgebiet einen Forschungsantrag gestellt, der nun von der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt bewilligt wurde. Das Forschungsprojekt mit dem Titel „Konzeption zur denkmalgerechten und ökologischen Inwertsetzung des Hospital- und Klostergartens der Borromäerinnen in Prag im Schnittpunkt zwischen UNESCO-Weltkulturerbe und Natura2000“ wird in den nächsten zwei Jahren von Dipl.-Ing. Marlen Hößelbarth bearbeitet. Kooperationspartner sind die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus, Prag (Kongregace Milosrdných sester sv. Karla Boromejského) sowie das Landschaftsarchitekturbüro Atelier Krejčiříkovi, Valtice.
Zielstellung des Forschungsvorhabens ist es, eine modellhafte Dokumentation und Rahmenkonzeption zur denkmalgerechten und ökologischen Inwertsetzung des Hospital- und Klostergartens des Pflegeordens der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus in Prag unter Berücksichtigung kultursoziologischer Aspekte zu entwickeln.
Infolge der politischen Umbrüche, Vertreibungen, Enteignungen und Rückübertragungen im 20. Jahrhundert sowie fehlenden finanziellen Mitteln wirkt die einst prächtige Prager Gartenanlage, die seit über 160 Jahren als Hospitalgarten der Borromäerinnen fungiert, heute stark vernachlässigt, in Teilbereichen verwahrlost und verwildert. Es werden weder ökologische noch gestalterische Funktionen erfüllt, die ihrem naturräumlichen sowie kultur- und stadtlandschaftlichen Potential entsprechen. Naturräumlich ist die Anlage Teil des Höhen- und Grünzuges Petřin (dt. Laurenziberg), der durch weitläufige historische Parkanlagen geprägt und zudem Bestandteil eines lokalen und regionalen Biokorridors sowie Schutzgebietes des europaweiten Natura2000-Netzwerkes ist. Außerdem gehört die Kloster- und Hospitalanlage zum UNESCO-Welterbegebiet „Prag – historischer Stadtkern“. Somit liegen die Gartenanlagen des Klosters und Hospitals im Verbund eines ökologisch und gartenhistorisch bedeutenden Grünzuges und einer international anerkannten Denkmalzone. Eine angestrebte Inwertsetzung der Anlage hat demzufolge denkmalpflegerische, kulturlandschaftliche sowie natur- und umweltschutzrelevante Belange zu vereinbaren. Durch die Nutzung als Hospital- und Klostergarten sind zudem medizinische, therapeutische und spirituelle Aspekte zu berücksichtigen.
Es geht hier um den langfristigen Erhalt und die Inwertsetzung einer Fläche, die seit Jahrhunderten frei von Bebauung geblieben ist und somit eine noch weitgehend intakt erhaltene Landschaft seit der Zeit der hochmittelalterlichen Besiedlung aufweist. Aufgrund seiner Lage ist der Hospitalgarten als Modellprojekt bestens geeignet, um innovative Maßnahmen zur Lösung von Konflikten im Schnittbereich von Denkmal-, Natur- und Kulturlandschaftsschutz im städtischen Kontext zu entwickeln.