May 17, 2016
Osterreiten in der Oberlausitz
Die Oberlausitz ist eine alte Kulturlandschaft Sachsens, die sich durch eine reiche Topographie, vielfältige Wirtschaftsformen sowie interessante politische Prozesse herausbilden konnte. Dabei spielt die Religion bis heute eine prägende Rolle, ebenso wie die Zweisprachigkeit (Sorbisch und Deutsch) der Region.
Über das Kloster und seine umgebende Landschaft ist jetzt im zweiten Aha!-Heft ein Beitrag erschienen, der u.a. auf der Diplomarbeit von Clemens Böhmak fußt. Er selber war es auch, der am Ostersonntag dem Lehrgebiet ein Brauchtum näher brachte, das eine spezielle Art der Landschaftsaneignung darstellt: Etwa seit dem 16. Jahrhundert finden sich Männer aus Lausitzer Dörfern zusammen, die in Formationen reitend, mit Fahne, Kreuz und Marienstatue den Dörfern die Frohe Botschaft der Auferstehung verkünden. Dazu versammeln sie sich zunächst im Dorf, um dann zum Treffen mit anderen Reitern ins Kloster St. Marienstern zu reiten. Mit einem dreifachen Umritt des Klosterhofes und dem Segen der Äbtissin ziehen sie nun, sorbische Kirchenhymnen singend, durch die Alleen und Straßen in die Dörfer zurück.
Diese Art der Feldprozessionen, die als Dank- und Bittmärsche oder -ritte im 19. Jahrhundert noch in den katholischen Landesteilen Deutschlands üblich waren, gibt es heute kaum noch.
Es ist schon etwas Besonderes, dass unter den etwa 1500 Osterreitern unser ehemaliger Student Clemens und sein Bruder Christan sind, die uns an dem Tag beibrachten, dass das Osterreiten keine Folklore ist, sondern Ausdruck einer gelebten Überzeugung.