15.03.2022
„Zwischen Kirschblüte, Krähenhütte und Lesesteinhaufen – poetisches Schreiben für Landschaftsarchitektur.“
Im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Studiengangs wie dem unseren liegt es in der Natur der Sache, dass in der Mehrzahl Texte im wissenschaftlichen und objektiven Gewand gelesen und produziert werden. Häufig reduzieren wir die Welt dabei auf das Normierte – womit ein Verlust an Möglichkeitsräumen für das eigene Erfahren und verinnerlichte Verstehen einhergeht.
In den verschiedensten Gattungen und Strömungen der Literatur dienten und dienen Natur und Landschaft als Projektionsfläche für die Kultur der Menschheit, in der sich deren Lebenswelten, ihr Blick auf die Welt, Denk- und Handlungsmuster, Wertvorstellungen und Gesellschaftsordnungen manifestieren.
Zudem geht Literatur über Beschreibungen der (scheinbar) unberührten oder schönen Natur und der von ihr erzeugten Stimmungen und Atmosphären weit hinaus; vielmehr bezieht sie auch die vom Menschen geformten Naturerscheinungen, Kulturlandschaften, gestörte Lebensräume, abstoßende Landschaften, den Zerfall mit ein. Sie beleuchtet das Verhältnis des Menschen zu seiner Umgebung, sein Einssein(wollen) mit dieser sowie seine Weltflucht. Natur- und Landschaftsbilder sind immer auch Denkbilder.
Deshalb legt unser Lehrgebiet im kommenden Sommersemester in einem Seminar einen besonderen Schwerpunkt auf die Poetik in bzw. das literarische Schreiben über Natur, Gärten und Landschaft.
Als Herzstück des Seminars wird eine Schreibwerkstatt (18. bis 22. Juli) in Reinhardtsgrimma stattfinden. In inspirierender Atmosphäre von Schloss, Park und umgebender Landschaft wird der Lyriker und Kalligraf Silvio Colditz grundlegende Einblicke in Natur- und Landschaftslyrik der Moderne sowie poetisches Handwerkszeug vermitteln.
In angeleiteten Schreibübungen werdet ihr verschiedenste Schreibtechniken und -stile selbst erproben. Während selbstständiger Schreibzeit könnt ihr gewonnene Ideen weiterentwickeln oder auch nach eigenen Zugängen zum Schreiben suchen. In der Gruppe werden wir uns immer wieder über gewonnene Erfahrungen und Beobachtungen austauschen, auch wird es genügend Zeit und Raum geben, um in die Landschaft einzutauchen und sie zu erkunden.
Für die Teilnahme am Seminar benötigt ihr keine literarischen Schreiberfahrungen oder Vorkenntnisse, allein Neugier auf Sprache, Literatur und ihre Wirkungsweisen sind gefragt. Ziel ist es nicht, dass ihr als preisgekrönte Literaten aus dem Kurs geht; vielmehr sollt ihr in einen kreativen Schreibprozess eintreten, euch ausprobieren, bekannte Motive aus Natur und Landschaft auf eine eigene (vielleicht auch ungewöhnliche) Sicht- und Denkweise betrachten, sinnlich erfahren und letztlich all dies in Sprache überführen.
Die während der Werkstattwoche entstandenen Ideen, Versatzstücke, Gedichte, Kurzgeschichten oder Essays sollen in ein Künstlerbuch Eingang finden.
Neben unseren regulären Seminartreffen werden uns SchriftstellerInnen, die zum Themenfeld arbeiten, als Einstimmung auf die Werkstatt in öffentlichen Lesungen Einblicke in ihr literarisches Schaffen geben und in anschließenden Gesprächen berichten, was sie zum Schreiben über Landschaften bewegt und worauf sie dabei ihren Fokus richten.
Wir würden uns freuen, euch in unserem Seminar begrüßen zu können!
Für die Verpflegung während der Schreibwerkstatt-Woche fällt eine Pauschale von maximal 45 € an, die zum ersten Treffen zu entrichten ist.
Fragen bitte an Anja Gottschalk.