Landschaftswandel gestalten
Table of contents
Potentiale der Landschafts- und Raumplanung zur modellhaften Entwicklung und Gestaltung von Kulturlandschaften vor dem Hintergrund aktueller Transformationsprozesse
(UFOPLAN 2012)
Kurzfassung
Mit dem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sollen innovative Potenziale und Steuerungsmöglichkeiten der Raum- und Landschaftsplanung bei der Gestaltung von Kulturlandschaften in aktuellen Transformationsprozessen ausgelotet sowie modellhaft am Beispiel von drei Regionen erprobt und kreativ weiter entwickelt werden. Ziel ist es, mit Handlungsempfehlungen und best practive-Beispielen neue Impulse für Strategien und Leitbilder der Kulturlandschaftsentwicklung in die bundesweite Diskussion zu geben.
Als wesentliche Triebkräfte des gegenwärtigen Landschaftswandels werden die Umgestaltung der Energieerzeugung, der demographische Wandel sowie der Klimawandel angesehen:
- der demographische Wandel führt zu veränderten Ansprüchen an die Landschaft, wachsenden Disparitäten und einander überlagernder Suburbanisierungs- und Reurbanisierungsprozesse
- aus dem Klimawandel resultieren einerseits direkte landschaftliche Veränderungen, andererseits rufen Anpassungsstrategien einzelner Landnutzungen sekundäre Auswirkungen hervor
- die Wende in der Energiepolitik wird als einer der größten Treiber des aktuellen Landschaftswandels gesehen – weithin sichtbare Windfarmen, Photovoltaikanlagen und großflächige Mais- und Rapsfelder machen dies bereits heute deutlich
Diese sichtbaren Zeichen markieren aber erst den Anfang einer Entwicklung, von der noch ganz andere Ausmaße zu erwarten sind und die zu einer grundlegenden Umgestaltung unserer Landschaft führen wird.
Vor diesem Hintergrund sollen im Forschungsvorhaben gezielt naturräumlich unterschiedliche Regionen bei der Erprobung innovativer Ansätze der Kulturlandschaftsgestaltung begleitet werden:
- die Region Oderland-Spree repräsentiert insbesondere Agrarlandschaften der Ebene und mit dem Oderbruch zugleich historische Kulturlandschaften der Ebene
- die Region Donauwald insbesondere Waldlandschaften der Mittelgebirge und des Hügellandes in einem Mosaik mit urbanen und suburbanen Kulturlandschaften
- die Region Ostwürttemberg eignet sich insbesondere für die Auseinandersetzung mit dem Wechselspiel zwischen kommunaler, regionaler und landesplanerischer Planung bei dem Ausbau der Windenergie und den Folgen für die Kulturlandschaft
Bundesweite Übersichten
Ein wesentliches Ziel des Projektes ist die Erstellung von Übersichten in Bezug auf den Stand der Nutzung Erneuerbarer Energien, Maßnahmen zu Klimaschutz/ Klimaanpassung und zu den gegenwärtigen und voraussichtlich zu erwartenden Transformationsprozessen in den Kulturlandschaften sowie daraus abgeleitete Handlungsschwerpunkte. Zudem wird eine bundesweite Systematisierung von Kulturlandschaften erarbeitet, die sowohl naturräumliche Aspekte als auch den derzeitigen Ausbaustand Erneuerbarer Energien integriert.
Auf Grundlage einer Vernetzung der o.g. Informationen können räumliche und sachliche Handlungsschwerpunkte in einem bundesweiten Vergleich aufbereitet und diskutiert werden. Zugleich werden Sensitivitäten und Potentiale sichtbar, um die Auswirkungen künftiger Transformationsprozesse bewerten zu können.
Das F+E-Vorhaben lief bis 10/2014.
Projektarbeit in der Modellregion Oderland-Spree
Neben den bundesweiten Analysen und Überblicken fokussierte das Projekt die Arbeit in drei Modellregionen: Donauwald, Ostwürttemberg und Oderland-Spree. In diesen Regionen waren beispielhaft innovative Ansätze und Strategien zum Umgang mit den gegenwärtigen Transformationsprozessen und zur aktiven Gestaltung von Kulturlandschaften zu erarbeiten. In der Region Oderland-Spree waren thematische Schwerpunkte :
- Die modellhafte Erprobung von Ansätzen zur Aktivierung von Bürgern/Privatpersonen für die Kulturlandschaftsentwicklung im Kontext zur Energiewende:
Im Rahmen einer Sommerschule „Energiewerkstatt“ im Mai 2013 wurde mit 30 Studierenden der TU Dresden und der Hochschule Osnabrück die Energiewende im Oderbruch und vor allem der öffentliche Diskurs darüber beleuchtet und analysiert. Mit den Mitteln der Landschaftskommunikation wurde ausgelotet und aufbereitet, wie systematische Aussagen zur Qualifizierung des Diskurses beitragen können. Über die fünftägige Energiewerkstatt wurde eine Filmdokumentation erstellt, die den Ansatz der Landschaftskommunikation, Stimmen aus der Region zur Energiewende, den Arbeitsprozess während der Sommerschule und schließlich deren Ergebnisse vorstellt.
Die Energiewende im Oderbruch.
Wie wird die Energiewende im Oderbruch öffentlich diskutiert? Was sind die diskursbestimmenden Konflikte und Perspektiven der Menschen vor Ort? Wie kann Kommunikation für ein gemeinsames Handeln in einem Planungsraum trotz bestehender gesellschaftlicher Widersprüche unterstützt werden? Eine Filmdokumentation über die Sommerschule "Energiewerkstatt" der Akademie für Landschaftskommunikation am 12.-17. Mai 2013 Wilhelmsaue/Oderbruch.
- Die modellhafte Erprobung verschiedener Visualisierungstechniken zur Verdeutlichung des Landschaftswandels bzw. bestimmter Konsequenzen von Rahmensetzungen wie z.B. regionalen Energiekonzepten.
Damit der Inhalt von Plänen aus Karten oder abstrakten Zahlen und die Dimensionen von Veränderungen plastisch werden und im Sinne eines breiten gesellschaftlichen Austausches diskutiert werden können, braucht es Übersetzungen. Graphische Vergleiche oder Modelle zu möglichen Szenarien können eine verbesserte Beteiligung über die Gruppe der Planer und Planwerkerfahrenen hinaus erleichtern. Mit solchen Darstellungen des Landschaftswandels in einer Region lassen sich zudem funktionale Beziehungen und Wechselwirkungen aufdecken und im besten Falle der Sinn einer gesteuerten Entwicklung verdeutlichen. Im Seminar Bildsprache „Den Landschaftswandel darstellen“ haben Studenten am Lehrgebiet Darstellungslehre der Fakultät Architektur an der TU Dresden Effekte der Energiewende im Oderbruch greifbar gemacht und mögliche Visualisierungsmethoden aufgezeigt.
[Eine Zusammenfassung der Ergebnisbroschüre des Seminars wird an dieser Stelle abrufbar sein]
- Die modellhafte Erarbeitung ausgewählter landschaftsplanerischer Grundlagen für die Regionalplanung in einer Region ohne aktuelle Landschaftsrahmenplanung.
Als Beispiele landschaftsplanerischer Grundlagen für eine Kulturlandschaftsentwicklung in der Region erstellten Studenten der Landschaftsarchitektur an der TU Dresden Kulturlandschaftskonzepte für das Neuzeller Land und ein Brachflächenkonzept für die Stadt Frankfurt/Oder. In beiden Fällen wurden Erneuerbare Energien bewusst zur Landschaftsgestaltung eingesetzt. Entsprechende informelle Instrumente können formelle Planungen nachhaltig flankieren und die
Akteure für die Belange der verschiedenen Interessengruppen und mögliche Synergien sensibilisieren.
Abschlusstagung am 22. und 23. Oktober 2014
Um die Ergebnisse des Forschungsprojektes einer breiten Fachöffentlichkeit vorzustellen und mit externen Experten sowie den Partnern aus den beteiligten Regionen diskutieren zu können, fand am 22. und 23. Oktober eine internationale Abschlusstagung in Frankfurt am Main statt.
Die interessanten und anregenden Diskussionen zur Gestaltbarkeit des Landschaftswandels, Dimensionen erfolgter und zu erwartender Transformationen, Instrumenten und Strategien zur Steuerung und Gestaltung sowie zur Rolle von Regional- und Landschaftsrahmenplanung in diesem Aufgabenfeld, spiegelten nochmals die Komplexität des Forschungsgegenstands und die verschiedenen Perspektiven auf die Herausforderung wider.
Für einen Blick auf Aspekte des Landschaftswandels unserer europäischen Nachbarn und Strategien in diesem Kontext konnten Referenten aus den Niederlanden, Österreich und der Schweiz gewonnen werden.
Nachfolgend die Eckpunkte der Veranstaltung, verschiedene Beiträge beziehungsweise die begleitenden Vortragsfolien stehen zum Download bereit:
Begrüßung
Prof. Dr. Catrin Schmidt, TU Dresden
Grußworte des BfN und BBSR
Prof. Dr. Beate Jessel, BfN; Prof. Harald Herrmann, BBSR
Grußwort des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain
Birgit Simon, Erste Beigeordnete Regionalverband FrankfurtRheinMain
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens im Überblick
Prof. Dr. Catrin Schmidt, TU Dresden; Andrea Hartz, agl; Boris Stemmer, HHP; Prof. Dr. Dr. Andreas Mengel, Uni Kassel
- Vortragsfolien Prof. Dr. Catrin Schmidt
- Vortragsfolien Andrea Hartz
- Vortragsfolien Boris Stemmer
- Vortragsfolien Prof. Dr. Dr. Andreas Mengel
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens im Review: die externe Perspektive
Diskussion mit: Klaus Einig, BBSR; Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Akademie für Raumforschung und Landesplanung; Landwirtschaftsdirektor Ralph Gockel, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz; Ludger Gailing, Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS); Prof. Dr.-Ing. Martin Prominski, Leibniz Universität Hannover
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens im Review: die Sicht der Kooperationsregionen
Diskussion mit: Claudia Henze, Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim; Eva Maria Nordhus, Regionalverband Ostwürttemberg; Katrin Klama, Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen; Jürgen Schmauß, Regionsbeauftragter Donau-Wald; Klaus Lauer, Region Münsterland
Die Bedeutung des FuE-Vorhabens für die Raumentwicklung in Deutschland
Diskussion mit: Prof. Harald Herrmann, BBSR; Prof. Dr. Beate Jessel, BfN; Hanno Osenberg, BMVI
Lösungsansätze europäischer Nachbarn
Diskussion mit: Dr. Dr. Raimund Rodewald, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz; Assistant Prof. Dr. Sven Stremke MA, Wageningen University; Associate Prof. Dr. Gernot Stöglehner, Universität für Bodenkultur Wien; Dr. Ulrike Wissen Hayek, ETH Zürich
- Vortragsfolien Dr. Dr. Raimund Rodewald
- Vortragsfolien Dr. Sven Stremke
- Vortragsfolien Prof. Dr. Gernot Stöglehner
- Vortragsfolien Dr. Ulrike Wissen Hayek
Die von Frau Dr. Wissen Hayek gezeigte Filmsequenz zur visuell-akustischen Simulation von Windenergieanlagen ist auf der Website der ETH Zürich zugänglich: http://www.visasim.ethz.ch/visualization.php
Was bleibt zu tun?
Diskussion mit: Prof. Dr. Catrin Schmidt, TU Dresden; Sascha Saad, agl; Gottfried Hage, HHP; Prof. Dr. Dr. Andreas Mengel, Uni Kassel; Dr. Fabian Dosch, BBSR; Jens Schiller, BfN
„Was wollen wir eigentlich mit der europäischen Landschaft? – Vision entwickeln in Zeiten von Globalisierung.“
Associate Prof. Dr. G. Bas M. Pedroli, Wageningen University
Ausblick
Prof. Dr. Catrin Schmidt, TU Dresden
Ergebnisse
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens werden in Form einer dreibändigen Broschüre veröffentlicht.
Band 1 geht unter anderem der Frage nach, welche Transformationsprozesse die bundesdeutschen Landschaften schwerpunktmäßig in den vergangenen zwei Dekaden prägten und welche es voraussichtlich bis 2030 sein werden.
Entstanden sind Karten zum aktuellen Stand des Ausbaus Erneuerbarer Energien und zum Landschaftswandel der letzten 15 Jahre. Darauf aufbauend wurde eine flächendeckende Typisierung von Kulturlandschaften Deutschlands auf Basis des Konzepts der Kulturdominanzen (Schmidt 2006) erarbeitet. Ausgehend vom Stand und den Ausbauzielen für erneuerbare Energien ließ sich der künftige Transformationsdruck im Jahr 2030 abschätzen. Dieser macht vor allem den hohen Handlungsbedarf für eine landschaftsverträgliche Gestaltung des künftigen Wandels deutlich. Wesentlich hierfür ist eine vorausschauende, gesamträumliche Planung, nicht zuletzt auf regionaler Ebene.
Anhand von Gestaltungsleitlinien, bezogen auf die jeweiligen Kulturlandschaftstypen, werden schließlich Möglichkeiten einer ästhetisch qualifizierten Integration neuer Elemente und Nutzungen in unsere Landschaften zur Diskussion gestellt.
Download Broschüre Band 1: PDF, 46 MB (mittlere Bildqualität)
Download Karte: PDF, 5 MB (hohe Bildqualität)
Die GIS-Daten, die den Darstellungen zur Nutzung Erneuerbarer Energien und der Kulturlandschaftstypisierung für Deutschland zugrunde liegen (Broschüre Band 1, S. 8-13 und 25), können unter nachfolgendem Link herunter geladen werden. Bitte beachten Sie, dass die Daten für eine deutschlandweite Überblicksbetrachtung aufbereitet wurden. Auf diesen Maßstab wurden die Analysemethoden ausgerichtet und entsprechende Abstraktionen vorgenommen. Ein "Heranzoomen" auf Kreis- oder Stadtebene ist lediglich für "informelle Zwecke" angemessen, z.B. um den Raumausschnitt im bundesweiten Vergleich zu verorten.
Band 2 wird durch die Forschungspartner HHP Hage + Hoppenstedt Partner Raum- und Umweltplanung und Prof. Dr. Ing. Dr. iur. Andreas Mengel, Fachgebiet Landschaftsentwicklung/Umwelt- und Planungsrecht der Universität Kassel erarbeitet. Im Fokus werden die Praxis der gesamträumlichen Planung auf regionaler Ebene in Deutschland anhand der Analyse aktueller Regional- und Landschaftsrahmenpläne stehen. Aus Interviews mit Planern werden Erfahrungen, Handlungsbedarf und interessante Planungsansätze aufgezeigt, daraus abgeleitet Vorschläge zur Weiterentwicklung der formellen Planung gegeben.
Download Broschüre Band 2 (Entwurf): PDF, 6,0 MB (mittlere Bildqualität)
In Band 3 werden unterschiedliche Instrumente, um partizipative Prozesse zu unterstützen, zusammen mit innovativen Beispielen für die Gestaltung des Landschaftswandels vorgestellt. Wesentliche Grundlage dafür sind die Erfahrungen in den Modell- und Kooperationsregionen des Vorhabens. Dieser Band entstand unter Federführung des dritten Forschungspartners, dem Büro agl | angewandte geographie, landschafts-, stadt- und raumplanung.
Download Broschüre Band 3: PDF, 19 MB (mittlere Bildqualität)
Herausgeber:
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Kontakt: Jens Schiller
Fachgebiet II 4.1
Landschaftsplanung, räumliche Planung und Siedlungsbereich
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Kontakt: Dr. Fabian Dosch
Referat I 5
Verkehr und Umwelt
Die gedruckten Broschüren sind kostenfrei zu beziehen bei den Herausgebern:
Beim Bundesamt für Naturschutz bei:
, Stichwort: Den Landschaftswandel gestalten, Band 1, 2 oder 3
Beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung bei:
, Stichwort: Den Landschaftswandel gestalten, Band 1, 2 oder 3