SoSe 19 I Aš (Tschechien) - Selb (Deutschland)
G r e n z l a n d > G r e n z e n l o s ?
„Ganz nüchtern betrachtet, ist eine Grenze zunächst einmal nicht mehr als eine wirkliche oder gedankliche Linie, die zwei Dinge voneinander trennt.“ Konrad Paul Liessmann
Mehr als ein Drittel der EU-Bürger lebt und arbeitet in Europas Grenzregionen. Diese sind sehr vielfältig. Es gibt wirtschaftsstarke, urban geprägte Grenzregionen, strukturschwache ländliche Regionen und es gibt Regionen, die sich über einen gemeinsamen grenzüberschreitenden Naturraum (z. B. ein Gebirge, einen See oder einen Fluss) identifizieren. Entsprechend unterschiedlich sind - gemessen an den jeweiligen regionalen Bedarfen - auch die Felder und Formen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Häufig sind Grenzregionen aufgrund ihrer Randlage in Bezug auf die nationalen Zentren mit Nachteilen konfrontiert. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit heißt damit auch, diesen Nachteil zu überwinden und gemeinsam regionale Stärken zu entwickeln. Der Vorteil grenzüberschreitender Zusammenarbeit liegt daher auf der Hand. Grundsätzlich gilt die Hoffnung: Gemeinsam sind wir stärker.
Während an den westdeutschen Grenzen grenzüberschreitende Kooperationen schon über Jahrzehnte haben wachsen können, fand an den östlichen Grenzen Deutschlands vor dem Wechsel der politischen Systeme keine Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene statt. Die Grenze zu Polen war seit der Aufhebung des visafreien Personenverkehrs 1980 praktisch geschlossen, die bayerisch-tschechische Grenze durch Stacheldraht und Niemandsland gekennzeichnet.
Im Jahr 2023 werden die Städte Selb und Aš die bayerisch-tschechischen Freundschaftswochen austragen. Im Rahmen der Vorbereitungen wurden finanzielle Mittel zur Durchführung eines internationalen Workshops zur städtebaulichen Entwicklung der zukünftigen „Europastadt“ bereitgestellt. Koordiniert wurde das Projekt vom Kunstverein Hochfranken Selb e. V., der seit der Jahrtausendwende diverse deutsch-tschechische Kunstprojekte durchgeführt und so die Menschen beiderseits der Grenze einander näher gebracht hat.
Beide Städte, Selb und Aš, erhofften sich von dem internationalen Workshop im März 2019 und der Weiterentwicklung der Konzepte an der TU Delft, der CVUT Prag und der TU Dresden im Rahmen des Sommersemesters Ideen und wichtige Impulse für ihre Zukunft.
Dokumentation des internationalen Workshops
Die Aufgabenstellung war bewusst offen gehalten und auch räumlich nicht auf einen Teilbereich fokussiert. Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raums und der Ansiedlung von neuen Nutzungen sind für beide Städte von großer Bedeutung. Ob man bei der Entwicklung der Zentren auf Ähnlichkeiten und Wiedererkennung oder eher auf Unterschiede in Struktur und Identität setzt, ist konzeptabhängig.
Die Bandbreite der nach dem Workshop im Sommersemester an der TU Dresden entstandenen Projekte zeigt die Komplexität der Aufgabenstellung. Die Konzepte reichen von der Weiterentwicklung der touristischen Infrastruktur über den Aufbau eines sozialen Netzwerkes auf digitaler und analoger Ebene, Ideen für die Entwicklung eines neuen Campus für Ausbildung und Unternehmen bis hin zu Maßnahmen für die Aufwertung der Bahnhöfe und Stadtzentren.
Die Ergebnisse wurden mit Vertretern beider Städte und Kollegen der Partneruniversitäten Delft, Prag und Strasbourg im Rahmen der Abschusspräsentation diskutiert. Mögliche Umsetzungen werden im Rahmen der bayerisch-tschechischen Freundschaftswochen geprüft.
Angela Mensing-de Jong, Gudrun Deppe und Louisa Scherer
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THE GREEN MEMBRANE
Nike Bock, Maura-Lisa Schmitt, Paul Miller
SOCIAL NETWORK
Veronika Felbrich
create a city FABRIC
Annika Kofler, Paul Ranz, Maximilian Schwall
metamorfosis
Katharina Gausepohl, Maximilian Heyl, Alejandro López Ramos
SYNERGY
Huidan Cao, Mansi Tang, Huangxiang Song
CENTRALISATION
Nerea Lopez Martin, Sarah Brosel, Fenja Sönnichsen
BACK TO FUTURE
Constance Havard-Beltz, Fabian Welt