Workshop "Architektur als Barriere?" auf dem 8. AAL-Kongress
Am 30.04.2015 fand im Rahmen des 8. AAL-Kongresses in Frankfurt am Main der interaktive Workshop „Architektur als Barriere?“ statt.
Angeboten wurde dieser von der Projektgruppe zum Forschungsvorhaben mit dem Titel „MATI: Mensch-Architektur-Technik-Interaktion für demografische Nachhaltigkeit“, die sich aus Vertretern der TU Dresden (Fakultät Architektur und Fakultät Informatik), dem Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG e.V.) und dem Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) zusammensetzt. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt hat zum Ziel, neue Lösungsansätze zur Beseitigung bestehender Probleme bei der Umsetzung demografisch nachhaltiger Gebäude durch eine verbesserte Mensch-Architektur-Technik-Interaktion zu erarbeiten.
Nach einer Einführung durch Frau Rudolph von der Technischen Universität Dresden, die das Forschungsprojekt, bereits erarbeitete Zwischenergebnisse und der Ablauf des Workshops kurz vorstellte, folgte eine offene Diskussionsrunde. Neben Experten aus dem Bereich Architektur nahmen außerdem Vertreter aus Forschung, Wohnungswirtschaft, der kommunalen Beratung sowie Nutzer daran teil. Insgesamt beteiligten sich 16 Kongressteilnehmer aktiv am Workshop. Von besonderer Bedeutung war der interaktive Dialog mit der Zielstellung, gemeinsam Probleme und Fragestellungen zu diskutieren und mögliche Lösungsansätze zu definieren.
Diskutiert wurden folgende vier Themenschwerpunkte:
- Aus- und Fortbildung Barrierefreiheit
- AAL als Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb
- Nutzerwünsche und Beteiligung
- Kooperation zwischen Architekten und Fachplanern
Weiterhin setzten sich die Teilnehmer mit Themen wie Finanzierbarkeit, Notwendigkeit und Nachhaltigkeit barrierefreier Architektur auseinander. Die Themen wurden nacheinander von den Workshopleiterinnen Frau Engelien (Fakultät Informatik TU Dresden), Frau Banse und Frau Markewitz (IÖR) und von Frau Kreiser, Frau KleinJan und Frau Rudolph (Fakultät Architektur TU Dresden) kurz vorgestellt.
In der Diskussionsrunde waren die Workshopteilnehmer beispielsweise der Überzeugung, dass Studierenden bereits im Rahmen ihrer Ausbildung das barrierefreie Bauen als Selbstverständlichkeit vermittelt werden müsse. Als besonders wichtig wird es erachtet, ihnen gute, architektonisch ansprechende Praxisbeispiele zu präsentieren.
Der Entwurf von flexiblen, adaptiven Gebäuden ist zeitaufwändig und geht in der Praxis mit Problemen einher, da von Bauherren oftmals zeitnah Lösungen und Ergebnisse gefordert werden. Hier sollte im Vorfeld eine bessere Kommunikation zwischen Bauherr und Architekt stattfinden, um eine größere Vernetzung und ein besseres Verständnis für die Planungskultur zu schaffen. Hilfreich seien hierbei Evaluationsergebnisse von bereits umgesetzten Projekten.
Die Aufgabe des Architekten wird bei einem Planungsprozess, der Barrierefreiheit und den Einbau alltagsunterstützender Technik vorsieht, eher in der Delegation und Koordination gesehen. Bislang werden diese Leistungen jedoch nicht ausreichend honoriert. Neben Architekt und Bauherr sollten auch Planer und besonders Nutzer von Anfang an mit einbezogen werden.
Besonders der Komforteffekt von barrierefreiem und technikunterstütztem Wohnen müsse den Nutzern stärker aufgezeigt werden. Es müssen flexible und anpassbare (technische) Lösungen, die es Menschen in jedem Alter und mit den unterschiedlichsten individuellen Bedürfnissen ermöglichen, lange in ihren Wohnungen zu leben, entwickelt werden. Ein möglicher Ansatz wäre bei Neubauprojekten die Planung einer Grundinstallation bzw. Basisausstattung an Technik, die zu einem beliebigen Zeitpunkt die Wohnung als vernetzte Einheit entstehen lassen kann und individuell anpassbare technische Angebote bereithält. Als wichtiger Einflussfaktor wird hierbei die Wohnungswirtschaft gesehen. In Ballungsräumen führe jedoch der Wohnraummangel dazu, dass Mietobjekte nicht barrierefrei umgebaut oder mit AAL ausgestattet werden müssen.
Auf der Ebene der Finanzierung gebe es - ähnlich wie bei energieeffizienter Sanierung - Zuschüsse, die man für die Umbaukosten beantragen könne, jedoch seien die Anforderungen derzeit noch zu vage formuliert. Hier müssten in Zukunft die Kriterien für die Geldvergabe klarer definiert werden, um einen Wandel zu erzeugen und den finanziellen Mehraufwand der Bauherren abfangen zu können.