STAHLBAU-EXKURSION 2014
Autoren: Dipl.-Ing. Thomas Faßl, Prof. Dr.-Ing. Richard Stroetmann
Die Stahlbau-Exkursion 2014 führte 35 Studierende des 4. bis 10. Semesters sowie des Studiengangs ACCESS unter Begleitung von Herrn Prof. Stroetmann und Herrn Faßl vom Lehrstuhl für Stahlbau zur Firma Goldbeck Ost GmbH in Treuen und zum Elbe-Stahlwerk Feralpi GmbH nach Riesa.
Nach der Ankunft in Treuen wurden wir von Herrn Frank Soppa, Mitglied der Geschäftsleitung, freundlich in Empfang genommen. Herr Soppa stellte der Exkursionsgruppe das Unternehmen Goldbeck, dessen Produkte und Dienstleistungen vor und betonte die Wichtigkeit der Wertegemeinschaft für den Erfolg der Firma. Anhand ausgewählter Projekte zeichnete Herr Soppa ein interessantes Portfolio des Unternehmens, das vom schlüsselfertigen Bürobau bis hin zum Hallen- und Parkhausbau reicht. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit der TU Dresden, deren Ausbildungsqualität und zeigte den Studierenden mögliche Tätigkeiten im Unternehmen auf.
Anschließend besichtigten die Studierenden, aufgeteilt in fünf Gruppen, verschiedene Fertigungsstationen im Werk. Der Rundgang führte von der Stahlbaufertigung über die Feinblechverarbeitung bis hin zur Fenster- und Türenproduktion, die für das schlüsselfertige Bauen ebenfalls notwendig ist. Aufgrund der Verlagerung vieler Fertigungs- und Montageschritte von der Baustelle in das Werk ist es Goldbeck möglich, mit Hilfe einer modularen Bauweise sehr kurze Montage- und Bauzeiten bei gleichzeitig hoher Qualität zu erreichen.
Nach dieser aufschlussreichen Werksführung und einem Mittagsimbiss auf freundliche Einladung der Fa. Goldbeck setzte die Exkursionsgruppe ihren Weg Richtung Riesa zur ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH fort. Diese ist einer der größten Arbeitgeber der Region und Unternehmensteil der Feralpi Group in Riesa. Mit freundlicher Unterstützung von Frau Paape, Assistentin der Werksleitung, wurde eine Führung durch das Werk ermöglicht. Herr Reinartz, Leiter der Walzstraße, und Herr Götze, Projektingenieur im Unternehmen, empfingen die Studierenden. Nach einem kurzen Einführungsvortrag und der Vorstellung des Unternehmens, das hauptsächlich Betonstabstahl sowie Walzdraht produziert und sich in besonderem Maße um eine steigende Umweltfreundlichkeit des Werkes bemüht, starteten die Studierenden in zwei Gruppen zum Werksrundgang.
Zu Beginn wurde der Antransport, die Trennung sowie die Lagerung des Stahlschrottes begutachtet, der zur Produktion von neuem Stahl im Elektrolichtbogenofen nötig ist. Die Besichtigung des Elektrolichtbogenofens war leider nicht möglich. Grund dafür ist die Installation eines Kessels zur Dampfgewinnung, durch den die Schmelzstätte zum Kesselhaus deklariert wurde. Dennoch konnten die Studierenden die Reaktionen im Elektrolichtbogenofen annähernd miterleben, da bei der Besichtigung der Pfannenbehandlung im nebenan liegenden Ofen gerade eine neue Charge Schrott erschmolzen wurde. Nach der Pfannenbehandlung, bei der aufgrund der Endprodukte (Betonstabstahl, Walzdraht) keine besonders hohen Ansprüche an die Schmelze gestellt werden, besichtigten die Studierenden den Verguss der Schmelze in die Kupferkokillen und die auf der Stranggießanlage produzierten Knüppel. Diese Halbzeuge, die bis zu 13,5 m lang produziert werden können, werden entweder abgekühlt und anschließend zwischengelagert oder direkt der Weiterverarbeitung in der Walzstraße zugeführt. Die Quote der Heißverarbeitung soll in Zukunft von aktuell 45% auf bis zu 80% gesteigert werden. Die Exkursionsgruppe folgte dem Produktionsweg der rotglühenden Knüppel von der Stranggussanlage bis zum abgelängten Vorprodukt. In einem erdgasbeheizten Hubherdofen werden diese bis auf 1200°C erwärmt. Anschließend konnte die Gruppe das Auswalzen der Knüppel zu Walzdraht beobachten. Ein Knüppel der Abmessungen 0,16 x 0,16 x 12m erreicht bei einem Walzdrahtdurchmesser von 6 mm immerhin eine Länge von knapp 11 km! Während der Werksführung ergaben sich zahlreiche Fragen, die von den Mitarbeitern des Unternehmens fachkompetent und verständlich beantwortet wurden.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bei den Unternehmen Goldbeck Ost GmbH sowie Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH für den freundlichen Empfang, die hervorragende Organisation und fachliche Betreuung bedanken. Auch haben wir uns sehr über die spontanen englisch-sprachigen Führungen beider Unternehmen für unsere internationalen Studierenden gefreut.