14.03.2022
Bioökonomie zum Anfassen: Textilfäden aus Hanfabfällen, Kohlenstoff aus Cellulose in elektronischen Bauteilen, Hydrogele als Wasserspeicher und hoch verfestigtes Holz als vielseitiges Funktionsmaterial
Neuer Zellstoffkocher am Institut für Pflanzen- und Holzchemie eingeweiht
Im Beisein des Staatsministers für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, wurde in dieser Woche das neue Zellstoffkochersystem am Institut für Pflanzen- und Holzchemie in Tharandt eingeweiht. Nach einer Entwicklungs- und Bauzeit von 15 Monaten, können die Wissenschaftler:innen nun industrienah verschiedene Aufschlussverfahren von Holz und anderen pflanzlichen Roh- und Reststoffen wie Stroh, Hanf und Elefantengras erforschen, um ganz spezielle Grundstoffe der Bioökonomie zu gewinnen. Anwendungsbeispiele sind u.a. Fasern aus Hanfschäben oder chemisch modifiziertes und anschließend stark verdichtetes Holz für verschiedene Branchen der Holzwerkstoffe z.B. die Bauindustrie.
Institutsdirektor Prof. Steffen Fischer beschreibt die Vorteile der jetzt in Betrieb genommenen Anlage: „Neu sind nicht nur die verschiedenen Aufschlussmethoden bei einer verbesserten Prozessüberwachung und -steuerung. Wir können jetzt auch den Prozess des Abkühlens nach dem Aufschluss aktiv steuern. Durch zwei Behältnisse mit Volumina von 5 bzw. 30 Litern haben wir die Möglichkeit, vom einzelnen Laborversuch bis nah an der Praxis zu forschen.“
Doch nicht nur die Anlage ist etwas Besonderes. Auch ihre Entwicklung selbst war einzigartig. Im intensiven Austausch mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat die Firma TAF GmbH aus Freiberg die Anlage Stück für Stück geplant und gebaut. Die Techniker haben den neuen Kocher exakt passend in den Laborraum integriert. „Das war Maßarbeit“, bestätigt TAF-Geschäftsführer Jonas Kappeller.
Finanziert wurde der ca. 1,12 Millionen Euro teure Zellstoffkocher mit Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Fond für regionale Entwicklung) und des Freistaates Sachsen.
Hintergrund:
Bioökonomie und der Baum: https://eustafor.eu/what-a-tree-can-do/. Eine Übersicht, was aus den Bestandteilen eines Baumes hergestellt werden kann.
Kontakt:
Prof. Steffen Fischer
Institut für Pflanzen- und Holzechemie
0351/463-31239