Feb 18, 2020
Der Friedhof ein Garten // Entwicklungskonzeption für die Friedhöfe der Stadt Bad Liebenwerda in Brandenburg
Es geht um Friedhöfe als Orte die sich zunehmend leeren und zukünftig anders betten.
Die Bestattungskultur hat sich schneller verändert, als die Bestimmungen für ihre räumliche Ordnung. Das zeigt sich auf den Friedhöfen, mal verwildert, mal verwaist. Darüber hinaus geht es in der Konzeption um Gesellschaft, um Prozesse und Kapazitäten – um ein Phänomen unserer Zeit – in Bad Liebenwerda und vielerorts in Deutschland.
Mit der Konzeption wurde nach einem übergeordneten Gestaltungskonzept für die 12
kommunal verwalteten Friedhöfe gesucht. Die Professur für Landschaftsarchitektur der TU Dresden entwickelte innerhalb von einem Jahr ein Arbeitsbuch für Bad Liebenwerda, aber indirekt auch für sehr viele andere Friedhöfe mit ähnlichen Entwicklungstendenzen im ländlichen Raum.
Die Konzeption wurde in enger Zusammenarbeit mit Ortsansässigen entwickelt, um auf
die konkreten Problematiken vor Ort, wie den demografischen Wandel, die veränderten
Bestattungswünsche und die anhaltende Trockenheit eingehen zu können. Aus diesen
Gesprächen zeichnete sich darüber hinaus ein ganz neues Bild ab – der Friedhof als
alltäglicher Treffpunkt. Man trifft sich beim täglichen Gießen auf einen kurzen Schnack.
Mit dem Fokus auf den Friedhof als öffentlicher Freiraum für die Dorfbewohner entwickelte sich die Idee, den Anlagen eine übergeordnete räumliche Struktur zu geben. Diese kann von den einzelnen Dörfern individuell ausgestaltet werden, Schritt für Schritt und über mehrere Jahre hinweg. Diese Entwicklung (re-)etabliert den Friedhof als Raum für Trauer und Gedenken, für Rückzug und Erholung, als Treffpunkt und Identitätsträger für die lokale Gemeinschaft.
Die im Rahmen der Konzeption vorgeschlagene Grundstruktur ermöglicht eine Konzentration von intensiven, gärtnerischen Bestattungsarten (Ziergarten) und im Kontrast dazu eine Ausweitung von landschaftlich, extensiven Bestattungsarten (Naturgarten).
Bad Liebenwerda hat Platz und dieser sollte auf den Friedhöfen genutzt werden, um den einzelnen Bestattungsformen Raum zu geben. Das lässt wieder einen stimmungsvollen Ort entstehen - einen Garten für alle, die Toten und die Lebenden.