05.06.2024
Gemeinsam die Stadt von Morgen planen: Start-up „Scenerii“ der TUD-WISSENSARCHITEKTUR bietet Städten ein flexibles Werkzeug für die Bürgerbeteiligung
U_CODE heißt jetzt Scenerii. Damit ist es für Kommunen leicht wie nie, sich über Wünsche und Meinungen von Bürgerinnen und Bürgern zur Stadtentwicklung zu informieren. Dank einer Gründungsförderung des Exist-Forschungstransfers konnte das Team der TUD-WISSENSARCHITEKTUR das preisgekrönte Co-Design-Werkzeug U_CODE weiterentwickeln und zum Start-up ausbauen.
Stadtplanung agil gestalten
„Mit Hilfe von Scenerii kann Stadtplanung viel agiler als bisher arbeiten“, erklärt Richard Prusas, der gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen die Entwicklung des Proramms an der TUD maßgeblich vorangetrieben hat und nun CEO von Scenerii ist. Schon in der Planung eines Bauprojekts sei es so möglich, das Feedback der Bevölkerung oder bestimmter Interessensgruppen einzuholen. „Die Stadtplaner:innen erhalten Hinweise auf Risiken und Schwachstellen des Konzepts, ein Meinungsbild zu den geplanten Veränderungen und vielleicht sogar inspirierende Vorschläge aus der ‚Schwarmintelligenz‘ der Beteiligten“, umreißt Prusas die Vorteile: „Scenerii kann den Menschen die Stadt von Morgen zeigen. Und sie können an dieser Vision aktiv mitwirken.“
Nie mehr Stuttgart 21
Entstanden ist die Idee zu U_CODE bzw. Scenerii als Lehre aus Stuttgart 21. Spätere Änderungen an solchen Großvorhaben sind teuer und bringen nicht selten einen Imageschaden für das Projekt mit sich. Eine Gruppe des WISSENSARCHITEKTUR – Laboratory of Knowledge Architecture suchte deshalb nach Wegen, die Bürger:innen eher einzubeziehen. In einer Summer School kam ihnen die Idee für ein Werkzeug, in dem man im 3-D-Modell niedrigschwellig und spielerisch Entwürfe bauen oder vorhandene Entwürfe kommentieren kann.
In einem internationalen Horizon-Europe-Förderprojekt (2016-2019) entwickelten die Forscher:innen daraus U_CODE. Diese Co-Design-Werkzeug hat sich seitdem in örtlichen (Fritz-Foerster-Platz) und internationalen Stadtplanungsprojekten (Indien, Kenia) bewährt. 2021 erhielt U_CODE als „herausragendes Projekt im europäischen Forschungsraum“ den Ralf-Dahrendorf-Preis für Wissenschaftskommunikation. Das Preisgeld investierte die WISSENSARCHITEKTUR in eine Roadshow, die den Einsatz in Schulen und auf Jugendfestivals austestete.
Kostenlose Testumfragen möglich
Das weiterentwickelte „Scenerii“, dessen Aufbau über das exist-Programm bis Ende 2024 gefördert wird, steht nun allen Städten und Kommunen über die Website-Plattform scenerii.com zur Verfügung. Der Einstieg ist kostenlos: Interessierte können das System für eine Umfrage mit einer Laufzeit von 14 Tagen und 500 Kommentaren testen. Man meldet sich an, wählt ein Gebiet (Daten liefert Open Street Map) und legt die Fragestellungen fest. Die Umfrage lässt sich über einen QR-Code verbreiten; Scenerii ist auch für mobile Geräte optimiert. „Wir empfehlen dies für kleine Umfragen mit überschaubarem Thema und wenig Teilnehmenden“, sagt Richard Prusas. „So gewinnt man schnell ein Gefühl für die Möglichkeiten.“
Komplexe Auswertungen mit KI-Unterstützung
Überzeugt das System, gibt es verschiedene Lizenzmodelle für die Nutzer:innen. In der Premiumvariante lassen sich differenzierte Auswertungen der Daten durch das Scenerii-Team buchen. „Am Ende unseres Projekts zum Fritz-Foerster-Platz stand ein 600-seitiger Bericht“, erzählt Prusas. „Wir setzen dabei innovative Technologie ein und experimentieren mit Künstlicher Intelligenz.“
Eric Treske hat mit seinem Entwicklungsbüro Intrestik eines der Testprojekte in der Entwicklungsphase durchgeführt und ist von Scenerii überzeugt: „Bei einer Beteiligungskampagne um den St.-Anna-Platz in München hatten wir über 800 Kommentare und 8000 Bewertungen. Diese Reichweite und Fülle an Daten erreicht man bei Abendveranstaltungen nicht.“
Kontakt:
Markus Jüngling
Kommunikationsmanager
WISSENSARCHITEKTUR - Laboratory of Knowledge Architecture