02.02.2016
Studie zur Förderung von Elektrofahrzeugen
Die aktuelle politische Diskussion zur Förderung von Elektrofahrzeugen ist nach Meinung von Forschern der TU Dresden zielführend. In Ihrer heute veröffentlichten Studie, in der national und international Fahrer von Elektrofahrzeugen befragt wurden, werden Argumente für eine Kaufprämie deutlich. „International werden finanzielle und strukturelle Förderanreize als wichtiges Argument im Kaufentscheidungsprozess gesehen, wohingegen in Deutschland gegenwärtig die persönliche Motivation am wichtigsten ist“, so der Studienleiter René Pessier. Andere Länder, wie beispielsweise Norwegen nutzen solche Mechanismen schon sehr erfolgreich. „Förderanreize jedweder Art verkürzen den Zeitraum zwischen erstmaliger Beschäftigung mit dem Thema Elektromobilität und dem Kauf des Fahrzeugs erheblich: 50 Prozent der international Befragten haben den Kauf innerhalb von drei Monaten nach erstmaliger Auseinandersetzung mit dem Thema Elektroauto getätigt, in Deutschland lediglich 20 Prozent.“
Kaufprämien würden durch eine Erweiterung der Zielgruppen die Nachfrage deutlich steigern. Eine beispielhafte Fördersumme von 300 Millionen Euro und eine Kaufprämie von 5.000 Euro würden 60.000 neue Fahrzeuge im Markt bedeuten. Diese Zahl, die eine Verdreifachung des Bestands von gegenwärtig ca. 30.000 batterieelektrischen Fahrzeugen bewirken würde, halten die Experten für realistisch. Die zu erwartenden Effekte bezüglich des resultierenden Markthochlaufs sind im Vergleich zur Umweltprämie des Konjunkturpakets II aus dem Jahr 2009 um ein Vielfaches größer. Mit einem Umfang von 1,5 Milliarden Euro war diese um ein fünffaches größer und hatte keine langfristigen und marktetablierenden Effekte.
Die hierfür notwendigen Produktionskapazitäten werden durch ein größeres Fahrzeugangebot über die Dauer der Kaufprämie hinaus Wirkung entfalten. Weiterhin bewirkt eine höhere Stückzahl von Elektroautos auf den Straßen bei den Akteuren der automobilen Wertschöpfungskette eine höhere wirtschaftliche Bedeutung für die Thematik. Dies ist notwendige Voraussetzung, ganzheitliche Lösungen für die vielen offenen Fragen und Handlungsfelder der Elektromobilität zu finden.
Es ist deutlich herauszustellen, dass eine Kaufprämie nur eine Beschleunigung bedeutet. Existierende Defizite bei der Nutzung der Fahrzeuge müssen zwingend abgestellt werden, um den politisch gewollten Durchbruch der Elektromobilität zu erreichen. Der Erreichung des gesetzten Ziels von einer Million Elektroautos bis 2020 räumen die Wissenschaftler aufgrund der geringen Fahrzeugverfügbarkeit über alle Klassen hinweg dennoch nur geringe Chancen ein.
Eine der größten Baustellen der Elektromobilität bleibt die Ladeinfrastruktur, was auch zwei Drittel der Befragten bestätigten. Im internationalen Vergleich erreicht diese in Deutschland nur unterdurchschnittliche Zufriedenheitswerte. „Ein großes Hindernis der Elektromobilität ist der immense Planungsaufwand für längere sowie mittlere Strecken und die Unzuverlässigkeit der Ladeinfrastruktur“, konstatiert Armin Raupbach. „Elektromobilität kann nur als Ökosystem aus Fahrzeug, Ladeinfrastruktur und integrierter Informationsbereitstellung funktionieren. Bestenfalls aus einer Hand, dies zeigen Ansätze einiger Hersteller deutlich.“ Vorbilder und Maßnahmenpakete lassen sich aus der Studie ableiten. „Ähnlich der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe könnte eine verbindliche zentrale Plattform, die aktuelle Informationen über Orte, Verfügbarkeit, Belegung und Tarife zur Nutzung von Ladestationen gesammelt bereitstellt, den Fahrern von Elektrofahrzeugen den täglichen Umgang erleichtern“, resümieren die Forscher.
In der Studie wurden weiterhin Aspekte zum Fahrzeugbesitz und -nutzung, Zufriedenheit, Reichweiten, Kaufentscheidungen, Dimensionierung von Batteriekapazitäten, Ladeinfrastruktursituation, Langstreckentauglichkeit und zu Fördermaßnahmen erhoben.
Die empirische Erhebung der TU Dresden befragte im November 2015 mehr als 600 Probanden aus über 10 Ländern. Die vollständige Studie zum Download mit verwendbaren Grafiken finden Sie unter: www.elektromobilitaet-analyse.de.
Informationen für Journalisten:
Institut für Wirtschaft und Verkehr
Professur für Kommunikationswirtschaft
René Pessier
Armin Raupbach
Tel.: +49 351 463-36787