28.06.2024
Das REDEMA-Projekt wird eine grenzübergreifende Forschung zu Rothirschen in den Nationalparks Böhmische und Sächsische Schweiz ermöglichen
Der Rothirsch steht im Mittelpunkt des neuen sächsisch-tschechischen Forschungsprojekts Verbesserung der Effektivität des Rothirsch-Managements durch grenzübergreifende Ansätze (REDEMA), das drei Jahre lang in den Nationalparks Böhmische Schweiz und Sächsische Schweiz stattfinden wird.
Forscher der Tschechischen Agraruniversität in Prag (ČZU), die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, beider Nationalparkverwaltungen und der Technischen Universität Dresden werden gemeinsam den Zustand und die Faktoren bewerten, die den Rothirschbestand als häufiges Wildtier in der Region beeinflussen. Es wird sich auf den Einfluss von Rothirschen und anderen Huftieren auf die Wiederherstellung des lokalen Waldes konzentrieren, der einen grundlegenden Wandel durchmacht. Dazu zählt, dass Absterben von Fichten und die Waldbrandfolgen aber auch der Einfluss von Wölfen.
Das durch das EU-Programm Interreg Sachsen – Tschechien 2021-2027 finanzierte Projekt wird beiden Nationalparks ermöglichen, gemeinsam Forschung zu dem Thema zu betreiben und anschließend ein gemeinsames Wildtiermanagement für wildlebende Huftiere durchzuführen.
Die Partner der sächsischen und tschechischen Institutionen haben am Freitag, 15. März 2024, bei einem gemeinsamen Treffen in Bad Schandau offiziell das Projekt „Verbesserung der Effektivität des Rothirsch-Managements durch grenzübergreifende Ansätze (REDEMA)“ gestartet.
„Der Rothirsch ist lokal der größte Pflanzenfresser Mitteleuropas, gleichzeitig wird in beiden Nationalparks vermutet, dass die Zahl der Hirsche stetig und überproportional zunimmt. Junge Waldbäume gehören zu deren bevorzugter Nahrung. Ein Anstieg kann die Regeneration der Waldbestände begrenzen, was insbesondere in den stark gestörten Ökosystemen der Böhmisch-Sächsischen Schweiz, also in Borkenkäfer- und verbrannten Wäldern der Fall ist. Obwohl es sich um Nationalparks handelt, finden wir hier ein komplexes System von Problemen vor: Waldbestände haben bisher noch nicht überall eine natürliche Zusammensetzung, ihre Regeneration verschlechtert sich, Felsenstandorte trocknen aufgrund des Klimawandels extrem aus, Waldbrände nehmen zu, Besucherzahlen steigen zunehmend und das dominierende Raubtier – der Wolf – ist hierher zurückgekehrt. In diesem System spielt die Rothirschpopulation eine zentrale Rolle, und in unserem Projekt werden wir versuchen, alle erwarteten Funktionen beider Schutzgebiete in Einklang zu bringen“, sagte Aleš Vorel, Projektkoordinator von der Fakultät für Umwelt der Tschechische Agraruniversität in Prag.
Das Forschungspotenzial der Zusammenarbeit beschrieb Vendula Meißner-Hylanová von der Technischen Universität Dresden: „Das Erreichen unseres Ziels, 15 Rothirsche mit Telemetriehalsbändern zu besendern, wird uns einen detaillierten Einblick in die Aktivitäten und Veränderungen in der räumlichen Verbreitung dieses Huftieres im Nationalpark Sächsische Schweiz verschaffen. Gemeinsam mit unseren tschechischen Kollegen aus dem Team von Miloš Ježek von der Fakultät für Forst- und Holzwissenschaften der ČZU können wir die gleichen Monitoringtechniken im gesamten Projektgebiet anwenden. Unter Berücksichtigung von vier weiteren Großprojekten in Sachsen und Bayern wird das unsere Kenntnisse über die Ökologie des Rothirsches verbessern.“
Hanspeter Mayr Pressesprecher des Nationalparks Sächsische Schweiz bewertete den Beitrag des Projekts positiv: „Durch die Teilnahme an dem Projekt erhält der Nationalpark Sächsische Schweiz wertvolle Informationen über die Rotwildpopulation und die Faktoren Tourismus, Wolf und Jagd, die die Rotwildbewegung in dem Gebiet beeinflussen können. Auf der Grundlage dieser Informationen und eines Monitorings des Waldwachstums werden wir in der Lage sein, das Rotwildmanagement in einem grenzüberschreitenden Kontext anzupassen und seine Effektivität zu erhöhen. Wir freuen uns auch auf die gemeinsame grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit allen Projektpartnern und hoffen auf eine langfristige gemeinsame Kooperation, die mit diesem INTERREG-Projekt REDEMA beginnt.“
Tomáš Salov, Pressesprecher des Nationalparks Böhmische Schweiz, schätzt die beginnende Zusammenarbeit: „Die gemeinsame Datenerhebung und somit gut vergleichbare Ergebnisse sollen eine Entscheidungsfindung im Rothirschmanagement ermöglichen, sodass die Verfahren auf der tschechischen und sächsischen Seite der Grenze eng oder sogar einheitlich sind. Das Thema des optimalen Managements der Rothirsche ist auch deshalb wichtig, weil ihre Bestände einen großen Einfluss auf die Entwicklung sich regenerierender Waldbestände haben können, die sich derzeit in einer sehr sensiblen Phase der Entwicklung befinden.“
Projektkoordinatorin Catriona Blum-Rérat von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung fügte hinzu: „Unser Institut in Görlitz wird die Rolle der Raubtiere sowohl auf sächsischer als auch auf tschechischer Seite untersuchen. Wir analysieren die Zusammensetzung der Beute in den gefundenen Wolfslosungen und bei den erbeuteten Wildtieren (Rehen und Rothirschen) überprüfen wir den Gesundheitszustand und das Alter. In einer vergleichenden Analyse können anhand dieser Daten die von Wölfen erbeuteten Wildtiere mit denen aus der Jagd verglichen werden. Daraus können wir Rückschlüsse für Anpassungen im Reh- und Rothirschmanagement für beide Nationalparks ziehen.“
Die Fakultät für Umwelt der ČZU in Prag widmet sich als Leadpartner des Konsortiums seit langem dem Monitoring großer Säugetiere. In Tschechien überwacht sie insbesondere die Rückkehr von Wölfen und deren Einfluss auf die Huftierpopulationen in der Umgebung der deutsch-tschechischen- Grenze. Das REDEMA-Projekt, finanziert durch das Interreg-Programm Sachsen – Tschechien 2021-2027, ist teilweise eine thematische Fortsetzung des OWAD-Projekts (2018-2020).
Zusammenfassende Informationen zu den Projekten finden Sie auf der Webseite Forschen und Monitoring von Wölfen.
EU-Förderung (EFRE): 1.212.100,92 €
Projektlaufzeit: 01.01.2024 - 31.12.2026