Am 13. Juli veranstalteten der Fachschaftsrat Forst gemeinsam mit dem Heinrich-Cotta-Club, dem Jungen Netzwerk Forst und dem StuRa der TU Dresden einen Informationsabend zum Thema "Faschismus im Forst". Mehr als 200 interessierte Gäste waren in Tharandt dabei, zusätzlich haben sich viele Zuhörer online zu den Fachvorträgen dazugeschaltet. Das große Interesse und die angeregten Diskussionen zeugen davon, wie aktuell die Thematik ist, und dass es wichtig ist, Verantwortung für eine weltoffene und klar demokratisch orientierte Lehre und Praxis im Forstbereich zu übernehmen.

Der Fachvortrag von Dr. Niels Franke ordnete aus wissenschaftlicher Perspektive die Aktivitäten von Forstinstitutionen zu Zeiten des Nationalsozialismus ein und vermittelte durch Originalberichte einen deutlichen Eindruck der grausamen Handlungen von Forstverwaltungen bzw. Förstern in dieser Zeit.

Vor diesem historischen Hintergrund wurde im zweiten Fachvortrag durch Henry Lewkowitz die Frage nach der Praxis von aktueller Erinnerungskultur in Deutschland und speziell in Sachsen aufgegriffen. Diese stellt sich als Grundlage für den Umgang mit aktuellen Vereinnahmungen von Forst- und Naturschutzthemen durch rechtsextreme Gruppierungen und Parteien als unabdingbar dar. Wir sind überzeugt davon, dass dieser Abend für forstliche Lehranstalten und Organisationen, aber auch für alle anderen Akteure, einen wichtigen Impuls gesetzt hat, sich der besonderen Verantwortung für notwendige erinnerungspolitische Auseinandersetzungen in der heutigen Zeit bewusst zu sein.

Die Sticker, die unabgesprochen während des Informationsabends auftauchten, sind von keinem der Tharandter Veranstaltenden verantwortet. Wir distanzieren uns ausdrücklich von ihnen und weisen mit dem folgenden Link auf die Stellungnahme des verantwortlichen WHAT-Referates hin: https://www.stura.tu-dresden.de/aktuelles/230719_statement_what .

Der Fachrichtung Forstwissenschaften der TU Dresden ist es ein wichtiges Anliegen, mit der Unterstützung von Veranstaltungen wie dieser für ein demokratisches, weltoffenes und modernes Selbstverständnis unter den forstlichen Universitätsangehörigen einzustehen. Wir sehen es als unsere Pflicht an, die Forstleute von Morgen nicht nur optimal auf die vielseitigen Aufgaben und komplexen, beruflichen Herausforderungen vorzubereiten, sondern sie, auch vor dem Hintergrund besorgniserregender extremistischer Tendenzen in der Gesellschaft, durch unser beschriebenes Selbstverständnis nachhaltig zu prägen.

Die Referenten:
Henry Lewkowitz,  hauptverantwortlicher Projektreferent für das Projekt  Mensch.Natur.Gesellschaft, Vorstand im Netzwerk Islamfeindlichkeit und  Rassismus Leipzig e.V., Courage zeigen e.V. und dem Erich-Zeigner-Haus  e.V.

Dr. Niels Franke,  Historiker, Kommunikationswissenschaftler und Privatdozent für  Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig mit Schwerpunktgebieten u.a. in den Themen Heimat, Rechtsextremismus und Forstgeschichte; ehemaliger Leiter des Archivs zur Geschichte des Naturschutzes in Deutschland, sowie heutiger Leiter des Wissenschaftlichen Büros Leipzig.