13.02.2024
Reallabor für nachhaltige Forstwirtschaft: Interdisziplinäres Forschungsprojekt untersucht Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels
Wälder in Deutschland und Europa stehen unter immensem Druck: Der Klimawandel verringert ihre Widerstandsfähigkeit und bedroht zunehmend Ökosysteme. Das wirkt sich auch auf forstwirtschaftliche Erträge aus, wenn die Nachfrage nach Holzprodukten steigt. Wissenschaftler:innen der Technischen Universität Dresden (TUD), der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU) und der Technischen Universität München (TUM) untersuchen im gemeinsamen Projekt LabForest, wie Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels funktionieren kann. Dafür erhält das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die nächsten fünf Jahre Fördermittel in Höhe von 2,8 Millionen Euro.
LabForest untersucht zukünftige Waldbewirtschaftungsoptionen im Spannungsfeld von Klimawandel, wirtschaftlichen Interessen, Naturschutz und Hydrologie. Im Universitätswald der LMU nahe Landshut entsteht ein Reallabor für umfassende Versuche und Messungen. Die Forschungsergebnisse sollen somit in die Praxis der deutschen Forst- und Holzwirtschaft gelangen.
Das Verbundprojekt ist interdisziplinär aufgestellt. Die Wissenschaftler:innen nehmen verschiedenste Bestandteile des Waldes und deren Wechselwirkungen mit verschiedenen Managementoptionen unter die Lupe: Wasserkreislauf, Biodiversität, Kohlenstofffixierung, Holzproduktion und Schädlinge wie den Borkenkäfer. Dazu erheben sie vor Ort Messdaten und erstellen darauf basierend komplexe Modelle für die Hydrologie, Vegetation, Ökonomie und Ökobilanz.
Die TU Dresden ist mit der Professur für Forstzoologie beteiligt. Das Team aus Tharandt erforscht die Bedeutung von Tieren in Waldökosystemen, als Grundlage für nachhaltige Waldbewirtschaftungskonzepte und evidenzbasierten Naturschutz. Im Projekt ist die Professur für das Arbeitspaket „Biodiversität“ verantwortlich. Aufgabe ist es, die Wechselwirkungen zwischen Waldmanagement und Biodiversität zu quantifizieren, um sie in Managemententscheidungen berücksichtigen zu können.
„Die Biodiversität ist integraler Bestandteil und wichtig für die Funktionen von Wäldern“, bekräftigt Prof. Sebastian Seibold, Lehrstuhlinhaber der Professur für Forstzoologie. „Es ist daher unbedingt notwendig, dass die Auswirkungen von Waldumbaumaßnahmen auf die Biodiversität bei der Bewertung der Handlungsoptionen berücksichtigt werden.“
Die Untersuchungen der Wissenschaftler:innen konzentrieren sich vor allem auf zwei Aspekte: Einerseits auf die Auswirkungen des Waldmanagements auf die Biodiversität von Pflanzen, Pilzen und Insekten und andererseits darauf, wie Insekten und Wild in Abhängigkeit des Waldmanagements über Herbivorie und Verbiss die Waldverjüngung beeinflussen. Dafür werden umfassende Erhebungen durchgeführt und Verbissraten gemessen. Die Ergebnisse sollen die Basis für eine naturschutzfachliche Bewertung der Bewirtschaftungsmaßnahmen bieten.
Damit die Forschungsergebnisse direkt in der Forstwirtschaft und für die Ausbildung neuer Fachkräfte genutzt werden können, sind neben den Universitäten aus Dresden und München auch Wissenstransferpartner und Praxisakteure wie die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), die Bayerische Waldbauernschule sowie das Gräflich Arco-Zinneberg'sche Forstamt Teil des Verbunds. Dessen Mitglieder sind zuversichtlich, dass ihre Arbeit den Wald für bevorstehende Herausforderungen wappnen kann. „LabForest liefert wichtige Beiträge zur Erreichung der Klimaziele und zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Lebensräumen und Ressourcen“, sagt Lukas Lehnert von der LMU und Leiter von LabForest. Das Projekt erarbeite Zukunftskonzepte für die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern und den Umgang mit Krisen und Extremereignissen.
Kontakt:
Prof. Dr. Sebastian Seibold
Tel.: 0351 463-31376