09.02.2021
Erschienen: Studie zum Umgang mit Neobiota und Zielarten in Kernzonen deutscher Nationalparks
Im BfN-Skript 558 werden die Ergebnisse der Untersuchungen zum Management von Zielarten und Neobiota in den Entwicklungs- und Naturdynamikzonen der terrestrischen Nationalparks (NLP) in Deutschland präsentiert. Diese Studie wurde im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz finanzierten F+E-Vorhabens „Zwischenevaluierung deutscher Nationalparke inkl. Analyse zum Artenmanagement in den Kernzonen (insbes. Neobiota)“ durchgeführt. Im Fokus des hier vorgestellten Vorhabens steht der in den NLPs auftretende Zielkonflikt zwischen dem Schutzziel Prozessschutz und der Durchführung von Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität.
Datengrundlage bildet eine Zusammenstellung der in den NLPs vorkommenden Neobiota und eine Auflistung der im Zeitraum 2006 - 2016 gemanagten Neobiota und Zielarten erstellt. Zudem wurden die in den Entwicklungs- und Naturdynamikzonen durchgeführten Maßnahmen beschrieben. Um die Frage zu beantworten, welche Kriterien bei Entscheidungen über die Durchführung eines Managements von Neobiota und Zielarten betrachtet werden sollen, wurden zwei Entscheidungsfindungsverfahren entwickelt.
Von den 181 in den NLPs vorkommenden Neobiota sind 122 Neophyten, sechs Neomyceten und 53 Neozoen. Lediglich in vier der 12 betrachteten NLPs werden Vorsorgemaßnahmen gegen Neophyten umgesetzt. Insgesamt werden 36 Maßnahmen gegen Neobiota und 32 Maßnahmen für Zielarten durchgeführt. Bei der Anwendung der Entscheidungsfindungsverfahren auf die Maßnahmen gegen Neophyten zeigte sich, dass 18 Maßnahmen weitergeführt, sechs angepasst und drei beendet werden sollten. Für 12 Maßnahmen zum Schutz von Zielarten ergab das Entscheidungsfindungsverfahren, dass sie fortgeführt werden sollten, fünf Maßnahmen sollten beendet werden.
Insbesondere vor dem Hintergrund des Schutzziels Prozessschutz wird der Vorsorge in NLPs bisher zu wenig Gewicht gegeben. Gerade in dieser Schutzgebietskategorie kann eine Prävention, durch die die Einbringung von Neobiota vermieden wird, die Notwendigkeit, Kontroll- und Beseitigungsmaßnahmen ergreifen zu müssen, erheblich verringern. Der zu untersuchende Zielkonflikt besteht derzeit in fast allen betrachteten NLPs. Er kann durch eine Reduktion der Anzahl bzw. der Intensität von Maßnahmen vermindert oder ggf. durch eine Neuzonierung gelöst werden. Bei einer Umsetzung des Prozessschutzes aus inhärenten Gründen und der Verwendung einer aktualistischen Natürlichkeitsperspektive kann die Akzeptanz von Neobiota in den Ökosystemen der NLPs gelingen.
Publikationen aus dem Projekt:
Westermann J, von Oheimb G 2020. Zum Umgang mit Neobiota und Zielarten in Naturdynamik- und Entwicklungszonen terrestrischer Nationalparks in Deutschland. BfN-Skripten 558: 1-71. Download unter:
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript558.pdf
Westermann J, von Oheimb G 2021. Species-based or process-based conservation? Dealing with neophytes in the core areas of German national parks. Journal for Nature Conservation 59: 125924. DOI: 10.1016/j.jnc.2020.125924
Westermann J, Schmiedel D, Scherfose V, von Oheimb G, 2019. Umgang mit Neobiota und Zielarten in Naturdynamik- und Entwicklungszonen deutscher Nationalparks. Natur und Landschaft 94 (11): 472-483.