28.02.2025
Neuerscheinung: "Das Ende rechter Räume - Zu Territorialisierungen der radikalen Rechten"
Unter Mitwirkung von Michael Krell, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Humangeographie und Teil des Autor*innenkollektivs Terra-R, erschien heute das Kollektive Buch "Das Ende rechter Räume. Zu Territorialisierungen der radikalen Rechten". Der Band erscheint als Print- und Open-Access-Version beim Verlag Westfälisches Dampfboot.
Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Buches ‚Das Ende rechter Räume – Zu Territorialisierungen der radikalen Rechten‘
Autor*innenkollektiv Terra-R, Februar 2025
Eine autoritäre und radikale Rechte ist in vielen Teilen der Welt weiter auf dem Vormarsch. Ihre Mobilisierungen und Projekte erleben eine zunehmende Normalisierung in politischen Öffentlichkeiten und Verhältnissen. Vielerorts ist sodann die Sprache von ‚rechten Räumen‘. Mal bezeichnet dieser unscharfe Begriff lokale Machtansprüche der radikalen Rechten, mal spielt er als pauschale Deutung einen ‚demokratischen Westen‘ gegen den ‚braunen Osten‘, die ‚liberale Stadt‘ gegen das ‚abgehängte Land‘ aus. Das jüngst erschienene Buch Das Ende rechter Räume (Westfälisches Dampfboot, 2025) macht Vorschläge für eine differenzierte Betrachtung – es sucht dafür die Auseinandersetzung mit AfD und Neo-Kameradschaften, in Parlamenten und Straßenprotesten, in Alltagsräumen und sozialen Medien.
Rechte Verräumlichung, so die zentrale These des Buches, lässt sich nicht in einem einfachen ‚hier‘ versus ‚da‘ fassen. Sind die Wahlerfolge der AfD in den ostdeutschen Bundesländern und ländlichen Gebieten besonders hoch, so fällt das kein endgültiges Urteil, sondern muss Ausgangspunkt einer differenzierten Analyse der lokalen Verhältnisse und Hegemonien sein. Zugleich ist der Blick zu weiten, auf ähnliche Gebiete in westdeutschen Regionen und Städten. Die radikale Rechte ist dabei weniger als eine externe Macht zu verstehen, die von außen in einen Landstrich, in ein Viertel einfällt und dort politische Hegemonie erringt. Vielmehr sind tradierte Einstellungen, Sozialstrukturen, ökonomische Verhältnisse und politische Organisierungsgrade zu befragen. Zudem versperrt ein Reden über ‚rechte Räume‘ oder ‚rechte Raumnahme‘ den Blick auf Menschen, die sich rechten Hegemoniebestrebungen entgegenstellen und für demokratische Verhältnisse eintreten. Rechte Verräumlichung geschieht also durch vielschichtige Praktiken, an denen radikal rechte Akteure ebenso beteiligt sind, wie institutionelle Strukturen, die sie gewähren lassen oder gar stützen, mediale Öffentlichkeiten, die ihre Themen übernehmen oder Menschen, die ihnen vor Ort nicht entgegentreten.
Vor diesem Hintergrund beschreibt Das Ende rechter Räume rechte ‚Territorialisierung’ als einen facettenreichen und umkämpften Prozess, der immer in konkreten Interaktionen und im Zusammenhang gesellschaftlicher Bedingungen stattfindet. Ausgehend von vielfältigen Fallbeispielen v.a. aus dem deutschsprachigen Kontext beleuchtet das Autor*innenkollektiv alltägliche Umgangsweisen ebenso wie die große Bedeutung von Emotionen und affektiv besetzten Ideologien. Wie werden Menschen durch emotionale Ansprache – die Verbreitung von Angst aber auch Glücks- und Heilsversprechen – in rechte Territorialisierungen eingebunden? Welche Vorstellungswelten verbreitet die radikale Rechte, unterstützt von verschiedenen traditionellen und sozialen Medien? Welche Rolle spielt das konkrete In-Erscheinung-Treten von Menschen in öffentlichen Räumen für die Stärkung oder Schwächung rechter Territorialisierung?
Das 13-köpfige Autor*innenkollektiv Terra-R ist aus dem seit 2020 bestehenden DFG-geförderten Forschungsnetzwerk ‚Territorialisierungen der radikalen Rechten‘ hervorgegangen. Ziel des Netzwerks ist eine Bündelung der humangeographischen Forschung zur radikalen Rechten im deutschsprachigen Raum, und eine Vertiefung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Zugleich möchte Terra-R in breitere gesellschaftliche und politische Debatten hineinwirken und kritische Stimmen zum aktuellen Aufstieg der Rechten unterstützen.
Expertise und Kontakt
Mitglieder des Autor*innenkollektivs stehen Ihnen für Analysen, Hintergrundgespräche, Reportagen und Interviews zur Verfügung. Für Rezensionsanfragen stellen wir gerne einen Verlagskontakt her. Wir freuen uns über Ihr Interesse.
Kontakt:
Website: Terra R – Netzwerk Territorialisierungen der radikalen Rechten
Buch Das Ende rechter Räume
Autor*innenkollektiv Terra-R (2025): Das Ende rechter Räume: Zu Territorialisierungen der radikalen Rechten. Westfälisches Dampfboot. Münster. 274 Seiten, 30 € https://www.dampfboot-verlag.de/de/product/das-ende-rechter-raeume
Öffentliche Termine zum Buch
Book release
13.03.2025, 19 Uhr
Leipzig, Pöge-Haus
In der Buchvorstellung sprechen Mitglieder des Autor*innenkollektivs über das Buch und seinen Entstehungsprozess und diskutieren über dessen Potentiale und Limitierungen – mit Hannah Eitel (Referentin, weiterdenken – Heinrich Böll Stiftung Sachsen), Esther Lehnert (Pädagogin, Alice-Salomon-Hochschule Berlin) und Philipp Oswalt (Architekt, Universität Kassel).
Weitere Termine ab Mai in Berlin, Dresden, Hamburg, Zürich und Bern folgen. Updates jederzeit auf www.terra-r.net