Neue Veröf­fentlichung "Gas power — How much is needed on the road to carbon neutrality?"

Die Rolle von Erdgas im Zuge der Energiewende unterliegt verschiedenen Einflussfaktoren mit z.T. gegenläufigen Wirkeffekten. In dem in der Zeitschrift Energy Policy publizierten Papier mit der DOI 10.1016/j.enpol.2024.114026 untersuchen Hendrik Scharf und Professor Dominik Möst die Rolle von Gaskraftwerken unter verschiedenen Einflussfaktoren wie Stromnachfrage, Ausbauziele für erneuerbare Energien und Datum des Kohleausstiegs.

Die Ergebnisse deuten auf eine weiterhin wichtige Rolle der Erdgasverstromung im Jahr 2030 und auch noch im Jahr 2040 sowohl in Deutschland als auch in Europa hin. Steigt die jährliche Stromnachfrage in Deutschland, wie im Koalitionsvertrag der Bundesregierung als Mindestmenge angenommen, auf 680 TWh im Jahr 2030, erfordert dies in Deutschland Investitionen in Gaskraftwerkskapazität in der Größenordnung von 32 GW. Zudem erhöht sich die Erdgasverstromung in Deutschland – unter Berücksichtigung der Erreichung des im Koalitionsvertrag formulierten Ziels eines Anteils von 80% erneuerbarer Energien an der Stromnachfrage – gegenüber dem Basisjahr 2017 leicht um 8 TWh bzw. 10%. Für ganz Europa fällt der Anstieg der Erdgasverstromung mit 204 TWh, einem Plus von 30% gegenüber dem Basisjahr, noch deutlicher aus, bei einem Investitionsbedarf in Gaskapazitäten von 156 GW. Wird der geplante Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland auf den Beginn des Jahres 2030 vorgezogen, zeigen die Ergebnisse einen um 20 GW erhöhten Investitionsbedarf in Gaskapazitäten und eine um 20% erhöhte Erdgasverstromung in Europa. 

Neben den Stromerzeugungsmengen nach Kraftwerkstypen quantifizieren die Autoren die Effekte unterschiedlicher Entwicklungen bei den oben genannten Einflussfaktoren auf Erzeugungskapazitäten, Aspekte der Versorgungssicherheit, den Stromhandel Deutschlands mit dem Ausland und Treibhausgasemissionen. Das Papier gibt somit einen umfassenden Überblick zu den Implikationen aktuell in Deutschland diskutierter energiepolitischer Maßnahmen und Annahmen auf den europäischen Stromsektor.