Dimitria Freitas
Dimitria Freitas hat an der TU Dresden im Master Internationale Beziehungen studiert. Seit 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Professur für VWL, insb. Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung.
1. Was ist der Titel Deiner Dissertation? Wie ist die Idee entstanden, sich in der Promotion gerade mit diesem Thema zu beschäftigen?
Der Arbeitstitel meiner Dissertation lautet ‘Essays on Economic Aspects of Challenges to Democracy’. Die Idee dazu entstand in meiner Masterarbeit, in der ich mich mit den wirtschaftlichen Ursachen des Rechtspopulismus beschäftigt habe. Das Thema war damals wie heute sehr präsent. Als ich mit dem Master begann, fanden die US-Präsidentschaftswahlen mit Trumps erstem Sieg und das Brexit-Referendum statt. Außerdem arbeitete ich als Werkstudentin direkt am Altmarkt in Dresden und erlebte jeden Montag die Pegida-Proteste hautnah mit.
In meiner Masterarbeit untersuchte ich dann, wie Globalisierung, insbesondere steigende Importe aus China, den Rückgang von Industriearbeitsplätzen begünstigt und die Wahlergebnisse in den USA und Großbritannien 2016 beeinflusst hat. Mit Beginn meiner Promotion habe ich das Thema weiter vertieft und um Aspekte der Strukturpolitik erweitert. Strukturpolitik zielt darauf ab, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer Region zu verbessern, indem sie klassischerweise zum Beispiel Infrastruktur, Bildung oder Industrieansiedlungen fördert. Aktuell erforsche ich, wie strukturpolitische Maßnahmen die regionale Entwicklung und das lokale Wahlverhalten beeinflussen.
2. Was sind die zentralen Forschungsfragen, die Du Dir in der Dissertation stellst und mit welchen Methoden versuchst Du, diese Fragen zu beantworten?
In meiner Dissertation gehe ich vor allem drei zentralen Fragen nach: Erstens untersuche ich, welche Faktoren den Rechtspopulismus in westlichen Demokratien begünstigen und welche Rolle dabei wirtschaftliche Aspekte wie Globalisierung, Strukturwandel und Automatisierung spielen. Zweitens analysiere ich, inwiefern die Strukturpolitik diese ökonomischen Herausforderungen angehen kann. Und drittens erforsche ich, wie sich konkrete Maßnahmen, wie die Verlagerung von Behörden und öffentlichen Arbeitsplätzen, auf die Entwicklung einer Region und das dortige Wahlverhalten auswirken. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, nutze ich sowohl Methoden des maschinellen Lernens als auch Ansätze der kausalen Inferenz.
3. Was sind die Deiner Meinung nach bisher spannendsten Ergebnisse Deiner Forschung?
Besonders interessant finde ich, dass meine bisherigen Ergebnisse auf einen starken Zusammenhang zwischen Automatisierung und dem Erstarken rechtspopulistischer Parteien in Osteuropa hindeuten. Für Deutschland zeigen meine Zwischenergebnisse, dass die Verlagerung von Behörden neue Jobs in der Privatwirtschaft schaffen und den Zuspruch für Rechtspopulisten verringern kann.
4. Du hast kürzlich ein Paper auf der renommierten NBER Conference präsentiert? Wie kam es dazu und mit welchen Eindrücken bist Du wieder zurück nach Dresden gekehrt?
Anfang letzten Jahres habe ich mich bei einem Open Call des NBER beworben und wurde mit meinem Projekt zu Behördenverlagerungen ausgewählt. Gemeinsam mit herausragenden Ökonom:innen wie Cecile Gaubert (University of California, Berkeley), David Neumark (University of California, Irvine), Gordon Hanson (Harvard University) und Dani Rodrik (Harvard University) habe ich an einem Sammelwerk zum aktuellen Stand der ökonomischen Forschung zu strukturpolitischen Maßnahmen mitgewirkt. Mein Beitrag war eine weltweite Literaturanalyse zum Potential von Behördenverlagerungen für die Regionalentwicklung.