18.01.2022
DFG Projekt zur algorithmischen Steuerung von Arbeitskräften gestartet
Die DFG fördert das Forschungsprojekt „Algorithmische Steuerung: Implikationen für Arbeitskräfte aus einer Legitimitätsperspektive" (AlgoWork) für zunächst zwei Jahre. Im Dezember 2021 erfolgte der Projektstart. Die Durchführung des Projekts erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen der Professur für Wirtschaftsinformatik, insb. Business Engineering an der TU Dresden (Prof. Martin Wiener) und dem Fachgebiet Information Systems & E-Services an der TU Darmstadt (Prof. Alexander Benlian).
Zusammenfassung
Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojekts AlgoWork ist es, die konzeptuelle Bedeutung von algorithmischer Steuerung (Algorithmic Control; kurz: AC) und deren Implikationen für Arbeitskräfte zu untersuchen. AC bezeichnet den managementbezogenen Einsatz von Algorithmen und modernen Informationstechnologien (IT) zur automatisierten Steuerung von Arbeitskräften. Obwohl AC zunehmend in plattformbasierten und traditionellen Organisationen zur Steuerung von sowohl gering- als auch hochqualifizierten Arbeitskräften eingesetzt wird, sind die spezifischen Eigenschaften von AC und dessen Implikationen für Arbeitskräfte noch kaum erforscht. Dies lässt sich mitunter auf den nahezu exklusiven Fokus der Information Systems (IS)-Forschung auf traditionelle Steuerungsbeziehungen zwischen Managern und Mitarbeitern in IT-Kontexten (z. B. IT-Projekten) zurückführen. Hieraus ergibt sich ein aus Praxis- und Forschungssicht relevanter Bedarf, die Auswirkungen von AC auf Arbeitskräfte und deren Verhalten zu erforschen.
Der erste Meilenstein des Projekts fokussiert seit dem Start im Dezember 2021 die Entwicklung eines konzeptuellen Rahmenwerkes für AC. Durch die Kombination von “Top-down”- (systematische Literaturanalyse) und „Bottom-up“-Ansätzen (qualitative Analyse von AC-Praktiken) soll insbesondere ein detailliertes konzeptuelles Begriffsverständnis von AC und dessen zentralen Dimensionen erarbeitet werden. Dieses soll dann in einem weiteren Schritt zur Entwicklung eines umfassenden und kohärenten Rahmenwerks und zugehöriger validierter Messskalen genutzt werden. Dadurch leistet AlgoWork einen wichtigen Beitrag zur fundierten Weiterentwicklung der konzeptuellen Grundlagen der Forschung zu algorithmischer Steuerung und zugleich essenzielle Vorarbeiten für die erfolgreiche Durchführung künftiger empirischer Studien.
Im weiteren Verlauf des Projektes sollen anschließend die Implikationen von AC für Arbeitskräfte aus einer Legitimitätsperspektive empirisch untersucht werden, um die Forschung zu algorithmischer Steuerung auf individueller (Mikro-) Ebene voranzubringen, sowie ein differenzierteres Verständnis zu schaffen, wie Arbeitskräfte AC-Praktiken wahrnehmen, deren Legitimität bewerten und darauf reagieren. Basierend auf einer Serie von empirischen Untersuchungen soll insbesondere untersucht werden, welche AC-Eigenschaften positive oder negative Reaktionen bei Arbeitskräften auslösen und inwieweit bzw. warum es zu unterschiedlichen Reaktionen in verschiedenen Arbeitskontexten (in Bezug auf Arbeits- und Organisationstyp) kommt. Die daraus resultierenden Projektergebnisse sollen neue Einblicke hinsichtlich des ethisch verantwortungsvollen Designs und Einsatzes von AC und auch hinsichtlich der Ausgestaltung möglicher regulatorischer Eingriffe liefern. Vor diesem Hintergrund gliedert sich das Projekt nahtlos in das breitere Forschungsfeld zur „Zukunft der Arbeit“ ein und kann auch dort wertvolle Forschungsbeiträge leisten.