09.09.2020
20 Jahre Biotechnologie-Offensive in Sachsen
15.500 Mitarbeiter, ein Jahresumsatz von knapp zwei Milliarden Euro, zahlreiche Unternehmen und Forschungsinstitute vor allem in Dresden und Leipzig, internationale Studiengänge und zwei Exzellenzcluster. Die Bilanz der im Jahr 2000 gestarteten Biotechnologie-Offensive Sachsen kann sich sehen lassen. Ausgestattet mit 200 Millionen Euro hob der Freistaat Sachsen damals die Life Science Standorte Dresden und Leipzig aus der Taufe. So entstand das Biotechnologische Zentrum der TU Dresden (BIOTEC), das seine Heimat im BioInnovationszentrum Dresden hat und mit ursprünglich sechs Professuren samt Nachwuchsforschergruppen zur Keimzelle der biotechnologischen Forschung an der TU Dresden wurde.
Ziel des BIOTEC war es, modernste Forschungsansätze in der Molekular- und Zellbiologie mit den in Dresden traditionell starken Ingenieurswissenschaften zu verbinden. Interdisziplinäres Forschen, um neueste lebenswissenschaftliche Erkenntnisse zügig anwendbar zu machen, wurde zur Mission des BIOTEC, das sich seither auf die Forschungsschwerpunkte molekulare Zell- und Entwicklungsbiologie, physikalische Biologie und die Bioinformatik fokussiert.
Aus dem 2001 als zentrale wissenschaftliche Einrichtung an der TU Dresden eröffneten BIOTEC entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren der heutige Campus Johannstadt mit dem 2006 gegründeten Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD), dem Center für Molecular Bioengineering (B CUBE), gegründet 2008, und dem 2016 als Dachorganisation für alle drei Institute geschaffenen Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB).
Heute traf sich die Biotech-Branche zum Life Sciences-Forum Sachsen im CRTD der TU Dresden, um gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer auf 20 Jahre Biotechnologie-Offensive Sachsen zurückzublicken und die Gesundheitstechnologien der Zukunft zu diskutieren. „Mit den drei fachspezifischen internationalen Masterstudiengängen macht die TU Dresden weltweit auf sich aufmerksam. Die Lehre findet in englischer Sprache statt, sieben von zehn unserer CMCB-Masterstudenten kommen aus dem Ausland an die TU Dresden. Viele von ihnen bereichern nach ihrem Abschluss unsere fast 50 biotechnologischen Forschungsgruppen oder werden zum wichtigen Netzwerkpartner an anderen Instituten oder in der Industrie. Durch die international starke Vernetzung und ausgeprägtes interdisziplinäres Forschen kann die TU Dresden weitere Spitzenforscher gewinnen, umfangreiche Drittmittel einwerben und das Wachstum des Sächsischen Biotech-Clusters weiter befruchten“, erklärt Rektorin Prof. Ursula M. Staudinger.
Insgesamt prägen die Institute des Johannstadt-Campus die Forschungsprofillinie „Gesundheitswissenschaften, Biomedizin und Bioengineering“ der TU Dresden nachhaltig und haben mit ihren zwei Exzellenzclustern CRTD (gefördert von 2006 bis 2019) und aktuell Physics of Life (PoL) einen entscheidenden Anteil am Erfolg der Universität in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder seit 2012.
„Die Wissenschaftler des CMCB leisten mit ihren Forschungen einen wesentlichen Beitrag für die exzellente und weltweit beachtete Entwicklung der Lebenswissenschaften an der TU Dresden. Gemeinsam mit den außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen bilden die Institute ein starkes und international wettbewerbsfähiges Zentrum für Bio-Engineering mit einem breiten wissenschaftlichen Hintergrund, der von Molekular- und Zellbiologie, Medizin, Physik, Chemie, Materialwissenschaft bis hin zur Bioinformatik reicht“, sagt Staudinger.
„Am CRTD konzentrieren wir uns ganz auf das Thema Translationale Regenerative Biomedizin, sprich: die Umsetzung unserer Grundlagenforschung in der Stammzell- und Regenerationsforschung in die klinische Anwendung. Wir arbeiten eng mit Wissenschaftlern der Uniklinik und der Medizinischen Fakultät sowie vielen außeruniversitären Einrichtungen zusammen, die sich in den letzten Jahren in Dresden angesiedelt haben“, erklärt Prof. Dr. Michael Brand, Direktor des CRTD und einer der Gründungsväter der biotechnologischen Forschung an der TU Dresden.
Dazu gehören das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, das Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme, das Center für Systems Biology Dresden, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung, das Max-Bergmann-Zentrum für Biomaterialien Dresden, das Nationale Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie (OnkoRay) und diverse ausgegründete Unternehmen. „Aus unseren Laboren heraus haben sich schon diverse Firmen gegründet und sind dabei, unsere Forschung in die Anwendung zu bringen. Unser Cluster bringt beste Voraussetzungen mit, dass dieser Wissenstransfer weiter gedeihen kann und uns in Lehre, Forschung und Industrie weiter stärkt“, ergänzt Prof. Michael Schroeder, Direktor des BIOTEC und einer der Sprecher während des Life Sciences-Forums.
Übersicht Zahlen und Fakten:
- 2001: Gründung des Biotechnologischen Zentrums der TU Dresden (BIOTEC)
- 2006: Gründung DFG-Forschungszentrum und Exzellenzcluster für Regenerative Therapien Dresden (CRTD)
- 2008: Gründung des B CUBE – Center for Molecular Bioengineering als Zentrum für Innovationskompetenz (ZIK) durch die Initiative „Unternehmen Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
- 2016: Gründung des Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) als Dachorganisation der drei Institute BIOTEC, CRTD und B CUBE mit drei internationalen Master-Studiengängen und einer gemeinsamen Technologieplattform, wie z.B. das Dresden-concept Genome Center oder die Biopolis Dresden Imaging Platform
- 2018: Gründung des DFG-Exzellenzclusters Physics of Life (POL)
- Aufbau von drei internationalen Master-Studiengängen (Lehre komplett in Englisch, Anteil der internationalen Studenten rund 70 Prozent:
- 2002: Molecular Bioengineering
- 2007: NanoBiophyscis
- 2010: Regenerative Biology and Medicine
- 2020: 29 TUD-Professuren am CMCB und PoL (teilweise noch in Berufung), darüber hinaus 20 unabhängige Nachwuchsforschungsgruppen
- CMCB: ca. 500 Mitarbeiter, etwa 35 Prozent kommen von außerhalb Deutschlands aus 30 verschiedenen Nationen, Alltagssprache Englisch